Zauberflöten und Schola

Heute war unser erstes gemeinsames Konzert. Aus Köln reisten mehr als 30 Zauberflöten an. Wie üblich erfolgt die Unterbringung privat bei den Gastgebern, also bei den Mitgliedern von Schola Cantorosa. Auch wir hatten uns bereiterklärt, einen Gast aufzunehmen. Seit Mittwoch waren wir mit den Vorbereitungen beschäftigt, d.h. Mittwoch Abend haben wir erst Mal einen Grosseinkauf gemacht um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Gestern Abend wurde dann begonnen, die Wohnung auf Vordermann zu bringen, Bernd hat heute die Feinarbeit erledigt. Es tauchten zwar schon Gerüchte auf, dass wir keinen Gast bekommen würden – aber sicher ist sicher. Man will ja nicht als Schlampe dastehen.

Für Schola Cantorosa war des Treffen in der Markthalle zu um 15.30 Uhr angesetzt, ein Termin, der für mich aus beruflichen Gründen nicht zu machen war weil Steffi heute einen Urlaubstag hat. Zum Glück habe ich einen Assistenten „rekrutiert“, Werner. Ihm habe ich alles Notwendige aufgeschrieben, was für unsere Lichttechnik notwendig ist.

Um 16.30 Uhr sass ich noch immer im Büro und wartete auf eine endgültige Abschlussbestätigung für die nächste Reise eines unserer Schiffe, dass heute Nacht in Agadir entlöscht sein würde und noch keine Anschlussladung hatte. Da ich weiter nichts mehr zu tun hatte, bereitete ich alle notwendigen Meldungen vor, so dass ich sie nur noch per Knopfdruck rausschicken musste. Um 16.37 Uhr kam die telefonische Bestätigung. In wenigen Minuten war alles erledigt und um 17.00 Uhr konnte ich das Büro verlassen. 10 Minuten später traf ich in der Markthalle ein.

Die Chorschwestern standen gerade zur Probe auf der Bühne, Werner hatte mit den Technikern alles bestens vorbereitet. Ich wollte mich gerade ein wenig akklimatisieren als Sebastian auf mich zukam und mich bat, im Eingangsbereich die Reste einer heruntergefallenen Sektflasche zu entsorgen und den Sektsee aufzufeudeln. Nun habe ich nichts dagegen, hilfreich zuzupacken. Aber wenn man ein wenig gefrustet von der Arbeit kommt (die Anspannung, ob ich denn pünktlich gehen kann, war doch ein wenig nervig) und bevor man richtig da ist mit einem etwas angespanntem Ton zu so einer Arbeit aufgefordert wird, ist es der persönlichen Stimmung nicht gerade förderlich. Als dann auch noch die Reste der Flasche aus dem mittlerweile durchgeweichten Karton fielen als ich diesen aufheben wollte, stieg bei mir die Wut hoch. Ich stapfte auf die Bühne und beschwerte mich bei Sebastian, dass man wenigstens den Karton hätte gleich beseitigen können. 30 Augenpaare waren auf uns gerichtet und das war mir scheissegal. Ich bin nicht Mädchen für alles und muss das ausbügeln, was andere verbockt haben nur weil ich nicht mitsinge. Die Sache musste aber erledigt werden. Die Kölner wurden erwartet und die müssen nicht gleich mit Scherben und Sektdunst empfangen werden. Also machte ich mich an die Arbeit und entfernte das Malheur wobei ich mir auch noch eine kleine Schnittwunde zugezogen habe. Ein toller Auftakt für den heutigen Abend!

Nach der Probe wurde ich dann allerdings von einigen lieben Leuten herzlichst umsorgt, inzwischen war meine Wut auch verflogen. So was dauert bei mir nicht immer lange an und nachtragend bin ich auch nicht. Was raus ist ist erledigt und vorbei.

Die Zauberflöten trafen in 2 Gruppen verhältnismässig spät ein. Deshalb war vereinbart, dass entgegen der üblichen Gepflogenheit nicht die Gäste den Abend mit ihrem Programm eröffnen sollten sondern wir. Gekonnt und präzise brachten wir „Die Piraten“ auf die Bühne mit 3 Zugaben am Schluss und mit begeistertem Applaus der Zuschauer.

In der Pause trafen wir Elke und Andreas, Joachim und seine Frau (wie heisst sie doch noch gleich?), Susanne mit ihrer Freundin und Nina, sowie meine Kolleginnen Britta und Jelena mit einem grossen Freundeskreis. Es gab ein kleines Fotoshooting im Foyer. Die Fotos werden nachgereicht. Alle äusserten sich begeistert zu unserem Auftritt. Andreas und Joachim mit ihren Damen hatten uns zum ersten Mal überhaupt gesehen. Wir mussten ihnen erklären, dass alles, was wir auf der Bühne machen, selbst geplant, ausgedacht und getextet ist. Es gibt keine professionelle Unterstützung von ausserhalb. Sie konnten es kaum glauben. Na ja, wir stellen eben hohe Ansprüche an uns selbst.

Nach der Pause kamen die Zauberflöten mit ihrem Programm „Willkommen in Neurosia“ auf die Bühne. Gesanglich perfekt konnte mich das Programm selbst aber nicht überzeugen. Für meinen Geschmack ist es zu problembeladen und die Musikauswahl entsprechend melancholisch. Allerdings ist das Programm noch nicht komplett. Es wurde uns ein 40 Minuten langer Ausschnitt aus einem abendfüllendem Programm präsentiert, das erst ein einigen Wochen Premiere haben wird. Das Publikum war dennoch begeistert, wenn auch der Applaus nicht so stark ausfiel wie bei uns.

Den Abschluss des Abends bildete das von beiden Chören gemeinsam gesungene Lied „Somewhere“, dass das Publikum noch mal zu einem Sturm der Begeisterung veranlasste.

Bernd und ich fuhren „leidergottseidank“ ohne Gast nach Hause. Leider deshalb, weil man doch leichter zu den Leuten Kontakt bekommt, wenn man selbst Gastgeber ist. Ausserdem scheinen die Zauberflöten alle ganz nett zu sein. Gottseidank weil unsere Wohnung doch recht klein ist und es mit einem Übernachtungsgast, besonders wenn man ihn nicht kennt, ein wenig problematisch ist bzw. werden könnte.

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