Berauschend


Des Autofahrers Leid – des Geniessers Freud: Lindenbäume. Dem dAutofahrer, der seinen Wagen unter Linden parken muss, sind sie verhasst. Bis auf eine Pause in den Wintermonaten, in denen sie nackt und grau sind, produzieren Linden immer irgendwas, was auf Autos fällt oder kleckert – angefangen von den Knospenblättern im Frühling, über Auscheidungen von Läusen im Sommer, gefolgt vom Nektar der Blüten bis zum gelben Laub im Herbst. Alles ist Natur pur, nur ist diese Natur dem Deutschen liebstes Kind, seinem Auto, nicht besonders zuträglich.

Wenn man allerdings Lindenbäume vor dem Balkon hat und das Auto in der Tiefgarage steht, kann diese Art Natur recht erfreulich sein. Es beginnt im Frühling mit dem Austreiben. Wenn sich das erste zarte grün zeigt weiss man: Es ist Frühling und bald kommt der Sommer. Sind die Blätter voll ausgetrieben, bieten die Bäume Schutz vor Regen. Man kann mehrere hundert Meter zurücklegen ohne nass zu werden, wenn man von Linden gesäumte Strassen entlang geht.

Seit vorgestern blühen die Linden. Ich bemerkte es auf dem Heimweg vom Büro. Ich nahm einen Duft wahr, über den ich mich zuerst etwas wunderte, nämlich fragte ich mich, woher der wohl kommt. Dann bemerkte ich, dass über mir die Linenknospen aufgebrochen waren. Sie verströmten ihren zarten süssen Duft. Es gibt wohl kaum etwas lieblicheres. Zu gern stehe ich auf dem Balkon und atme tief ein und geniesse die Natur. Selbst in der Wohnung macht sich der Lindenduft breit. Hier brauchen wir kein Raumspray!

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