Seit einer Woche ist der Urlaub vorbei, 3 Arbeitstage sind schon wieder geschafft. Wir sind wieder im Alltagstrott angekommen. Aber die Erinnerungen an den Urlaub wirken noch nach. Es war ja auch schön – trotz der gesundheitlichen Probleme, die leider immer noch nicht ganz ausgemerzt sind.
Der Urlaub sollte dazu dienen, Seele, Geist und Körper zu erholen, am besten einfach mal abschalten. Auf einer Kreuzfahrt können wir uns so richtig entschleunigen. Wir gehen an Bord und lassen uns einfach fallen. Wir brauche keine Betten machen, nichts einkaufen, nicht überlegen, was wir wann essen wollen. Wir können an Bord einfach so in den Tag hineinleben.
Was sonst in der Welt passiert, sei es in fremden Ländern oder vor der Haustür, interessiert nicht, überhaupt nicht. Frau Merkel hätte die Regierung auflösen können, der Amerikanische Präsident hätte einem Attentat zum Opfer fallen können, das Brandenburger Tor oder irgenein anderes Gebäude irgenwo auf der Welt hätte insich zusammenfallen können – wir hätten erst nach der Rückkehr aus dem Urlaub davon erfahren. Unterwegs im Urlaub ist es mir völlig egal, was so los ist.
An Bord liegt täglich eine kleine „Zeitung“ aus mit Neuigkeiten aus aller Welt. Ich habe nichtmal im vorbeigehen einen Blick auf die Titelseite geworfen. Man kann sich auch vor der Reise eine Zeitung für den Urlaub bestellen. Das würde ich nie machen, ebenso wie ich mir nie eine Zeitung in irgendwelchen Urlaubsorten gekauft hatte während andere Menschen nicht ohne die BILD-Zeitung auskommen können und sie täglich kaufen.
Und zurück im Alltag? Tja, da rufe ich täglich meine üblichen Internetseiten mit Nachrichten auf, meist sogar mehrmals am Tag. Man will ja informiert sein und mitreden können. Die Frage ist, ob man die Neuigkeiten wirklich braucht. Ein Teil davon ist doch eh manipuliert. Alles das zu glauben, was uns die Medien vorsetzen – nein, das tu ich schon lange nicht mehr. Am besten wäre es, wenn ich weiterhin Urlaub von den Nachrichten aus aller Welt machen würde. Aber das kann ich nicht.
Macht Ihr genau richtig, dann krieg man die Birna auch mal frei. Wir haben uns angewöhnt, dort wo wir Urlaub machen, ab und zu die örtliche Tageszeitung zu kaufen und dort drin rumzuschmökern. So weiß man auch, was für interessante Veranstaltungen, öhh, ich sollte wohl in neudeutsch „events“ sagen, statt finden. Ich wünsche Euch ein schönes WE – Gruss Elke
An Veranstaltungen mangelt es an Bord nicht.
Es wird jeden Abend ein kleines Programmheft für den nächsten Tag auf die Kabine gelegt. Für Abechslung ist gesorgt, sei es sportlicher oder lukullischer Art. Es gibt auch die Möglichkeit, sich Vorträge anzuhören, z.B. „Energiewende“. Aber wer will sich im Urlaub mit solchen Dingen belasten? Da handelt es sich dann ja auch eh nur um die eigene Meinung des Lektors.
Was das Nachrichteninput zuhause betrifft: Ich habe mir auch angewöhnt, mich nur noch bei zwei oder drei handverlesenen Quellen zu informieren.
Nicht mal so sehr wegen der Manipulationen und anderen Spielchen der Presse mit uns (auch wenn ich da mit dir einer Meinung bin), sondern auch einfach wegen des Überangebots an Informationen, die für einen selbst oft völlig irrelevant sind.
Muss ich hier in Deutschland wirklich einen ganzen Filmbericht darüber vorsgesetzt bekommen, dass irgendwo auf einer Autobahn bei Albuquerque in New Mexico dreißig Leute bei einem Massencrash in der Rush Hour verletzt wurden? Muss ich die Nachricht überhaupt bekommen? Sicherlich ist so ein Unfall tragisch, aber welchen Wert hat die Nachricht für Menschen, die tausende Kilometer entfernt davon sind? Im Grunde genommen ist für mich in der Ruhr-Nekropole nicht mal ein solcher Unfall im 50 km entfernten Duisburg relevant. Jedenfalls nicht so, dass man in epischer Breite darüber berichten müsste.
Und dann erst die ganzen trivialen Nachrichten… Wer außer den Vereinsmitgliedern muss wissen, wer im „Kaninchenzuchtverein Zymbria“ zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde? Muss man da wirklich in einer Nachrichtensendung für ganz NRW einen dreiminütigen Filmbericht plus Live-Schaltung einbauen?
Mir scheint, da stimmen oft die Proportionen nicht. Da werden Nichtigkeiten in einem Verhältnis zu einem Riesentrara aufgebauscht, dessen Relevanz für die erreichten Personen im Promillebereich liegt.
Mhm. Das fällt vor allem bei Fernseh- und Radionachrichten auf, bei denen man (im Gegensatz zu Zeitung und Internet) nicht gezielt nur die interessanten Themen anspringen kann. Die einzige Nachrichtensendung, die ich wirklich noch regelmäßig mitbekomme, sind die Radionachrichten um 7:00 Uhr. Das ist teilweise wirklich nur mehr auf der Metaebene interessant, wenn man sich vorm Schlafengehen noch kurz durch die News-Portale im Netz geklickt hat und dann in der Früh grübelt: „Wieso haben die von allen 492 möglichen Themen ausgerechnet diese vier ausgesucht für ihre Kurznachrichten? Und warum gibts gerade bei diesem einen Thema einen ausführlichen Bericht vom Reporter vor Ort mit 2 Politiker-Interviews, während die drei anderen de facto auf eine Schlagzeile reduziert werden? Und warum, zum Teufel, erwähnen sie die Vorgeschichte nicht, die die aktuelle Entwicklung in einem ganz anderen Licht erscheinen läßt?“
Ist es bewußte Manipulation durch die Medien? Ich bin vorsichtig mit Verschwörungstheorien. Wenn ich mir die Milchbubigesichter der Redakteure teilweise so ansehe auf den Homepages und ihre Lebensläufe… die könnens nicht besser. Denen fällt nicht mal auf, daß es ein und derselbe Sachverhalt ist, den sie mal als „Terroranschlag“, mal als „Befreiungskampf“ bezeichnen. Die sind zu naiv und zu unfähig, um Teil raffinierter Manipulationsmaschinen zu sein. Und sie sind ja auch nicht als Journalisten tätig, weil sie anerkannte Experten auf ihrem Gebiet sind. (Ja, es gibt andere; aber der Anteil derer, deren mangelnde Recherche ich selbst mit meinem oberflächlichen Wikipedia-Wissen erkennen kann, ist doch beachtlich.)
Meine Reaktion darauf ist aber eine andere als Deine: Ich hab die Zahl meiner Nachrichtenquellen nicht eingeschränkt, sondern vervielfacht. Das Internet mag für Pornographie erfunden worden sein, aber es hat als Nebeneffekt eine Reihe nützlicher Zusatzangebote hervorgebracht. Nachrichtenvielfalt ist eine davon. In meiner Schulzeit bedeutete das, daß man neben der Hauptnachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und der von den Eltern abonnierten Zeitung noch irgendein revolutionäres Studentenblatt las, das in dreistelliger Auflage auf Umweltpapier kopiert wurde.
Heute ist Nachrichtenvielfalt ein enges Netz aus professonallem Journalismus, semiprofessionellen Blogs, links/rechts gefärbter Stimmungsmache, persönlichen Erfahrungen, Leserkommentaren, Tweets, lexikalischem Wissen und Mailing Lists, das ich weniger nach Medium („Ich lese Spiegel Online“) als nach Thema („Welche Argumente zur Steuerreform liegen auf dem Tisch?“) durchpflüge. Das bedeutet natürlich automatisch, daß ich dem Massencrash bei Albuquerque sehr gut aus dem Weg gehen kann und dafür Themen verfolge, die die Redaktion der Radio-Nachrichten konsequent unter den Tisch fallen läßt.
Die Nachrichtenportale sind die Einstiegsseiten in die aktuellen Themen. Wo ich die Information zu diesen Themen herbekomme, bleibt mir ganz allein überlassen. Ebenso bleibt mir überlassen, wie ich filtere und was ich für relevant erachte. Ich muß nur genügend Portale finden, um zu verhindern, daß mir ganze Themenblöcke vorenthalten werden und ich in der „Bubble“ lande. (Was durchaus passiert, auch bei großen Medien mit guten Ruf.)
Oftmals habe ich den Eindruck, dass manches nur gebracht wird, weil nichts anderes da ist.
Genau so sehe ich das auch. Gerade hier in NRW haben wir zuviel Sendung für zu wenig Themen. Das zeigt sich besonders bei der „Lokalzeit“. Dahinter verbergen sich die Regionalfenster für die einzelnen Regionen in NRW.
Insgesamt ist die Idee ja OK: Regionalnachrichten für Minden in Ostwestfalen-Lippe sind für jemanden in Köln-Bilderstöcken nicht wirklich interessant. Also bekommen OWL und der Raum um Köln ihre eigenen Lokalzeiten.
Aber im Ruhrgebiet ist es schon etwas albern – dieser gut 50 km lange Schlauch mit dem Südanhängsel Wuppertal wird in die vier Lokalzeiten Duisburg, Ruhr (Essen/Bochum), Dortmund und Bergisches Land (Wuppertal) aufgeteilt. Nur – wenn man mal ein bisschen hin und her zappt zwischen den vier Sendungen, fällt auf, dass die Sendungen sich ganz oft die gleichen Berichte teilen und sie nur von vier verschiedenen Moderatoren in vier verschiedenen Studios angesagt werden. Und dann kommt wirklich noch die Banalität der Regionalnachrichten – da wird stundenlang über den Bastelnachmittag im Kindergarten X berichtet, aber das kritische Hinterfragen von wichtigen Themen wie ÖPNV-Erhalt (einige Straßenbahnbetriebe stehen mangels Geld vor dem völligen AUS), der Arbeitsmarkt oder das wiederholte Aufdecken von Steuerverschwendung findet nicht statt.
Im Grunde sind die WDR-Regionalnachrichten quasi eine „Apotheken-Umschau“ in Filmform: Es ist da, aber ohne wirklichen Wert.
Jetzt, wo Du’s sagt, erinnere ich mich dran. Das mit dem Nachrichtenverzicht hat vielleicht vor 10-15 Jahren auch noch gut geklappt bei uns. Da waren die möglichen Nachrichtenquellen im Urlaub Zeitungen und Fernsehen, und allein die Carbis Bay verfügbare Auswahl Britischer Tabloids hat die Lust darauf geschmälert. (TV im Urlaub war ohnehin nie unseres.) Gelegentlich haben wir in gratis aufliegende Blätter reingschaut. Allerdings war das Motiv dafür mehr die Lust am Grauen als sonst irgendwas: Die britischen Zeitungen sind tatsächlich der letzte Dreck, nur hetzerische Stimmungsmache. Dagegen ist die BamS Qualitätsjournalismus, und die ist für einen Österreicher in Deutschland schon eine Sehenswürdigkeit. 😉
Seither sind zwei Dinge passiert, die die Sache mit dem Nachrichtenverzicht geändert haben (so langsam und schleichend, daß es mir kaum bewußt war bisher):
Erstens hat das Internet bei mir TV, Radio und Zeitungen als Hauptnachrichtenquelle verdrängt. Zweitens ist das Internet immer bei mir, egal ob im Urlaub oder zuhause, egal ob im Büro oder bei einer Pizza. Der gleiche RSS-Reader, der mich auf neue Artikel in Deinem Blog aufmerksam macht, liefert mir Schlagzeilen aus den Lokalnachrichten meiner Heimatstadt und den Weltnachrichten. Die wichtigsten Nachrichtenseiten sind buchstäblich mit einer kleinen Geste erreichbar, während ich darauf warte, daß die Fotos des Tages zu Flickr hochgeladen werden oder Conny die SMS beantwortet (sie tippt ja soooo langsam *LOL*). Die Ukraine-Krise fand für mich ganz nebenbei zwischen dem Beantworten einer Mail, dem Aussortieren nicht gelungener Hafenfest-Fotos und der Fahrplanabfrage der Usedomer Bäderbahn statt, ohne daß ich bewußt „Nachrichten lesen“ wollte. Es ist alles der gleiche Handy-Bildschirm, eine kleine Wartezeit wird da mehr aus Gewohnheit als aufgrund einer bewußten Entscheidung mit ritualisierten Handlungen überbrückt. Das Aufrufen einiger Nachrichtenseiten aus den Lesenzeichen des Browsers gehört zu diesen ritualisierten Handlungen, selbst wenn die Zeit nur fürs Überfliegen der Schlagzeilen reicht.
War der Urlaub ohne die aktuellen Nachrichten besser? Ich weiß es nicht. Er war auf jeden Fall urlaubiger. Es war ein Element mehr, das ihn anders machte als den täglichen Alltagstrott. Ein Punkt mehr, der das „Noch im Urlaub sein“ vom „Wieder zuhause sein“ unterschied. Es ist eben anders und erscheint allein deshalb schön. Belastet der Nachrichtenkonsum im Urlaub? Nein. Es tut der Entspannung keinen Abbruch, ob ich vom 729. Aufflammen der Kämpfe in Nahost lese oder nicht. Die schütten uns Valium in den Hugo am Friesenhof. Da ist uns wirklich alles wurscht. 😉
Muss ich mir sowas antun, Nachrichten lesen so rein zufällig, sozusagen im Vorbeigehen? Es gibt doch Mittel und Wege, die Dinge auszublenden. Selbst, wenn man die Nachrichten aus dem Augenwinkel sieht, werden sei wahrgenommen. Und das will ich nicht! Tageszeitungen liegen im Ausland überall aus, d.h. , die Schlagzeilen könnte man auch so im Vorbeigehen lesen, also sich gewissermaßen informieren. Nein, ich schau da gar nicht hin. Soll doch die Welt untergehen wenn ich im Urlaub bin, ich bin doch eh nicht zu Hause.
Nuja… Aber das mit dem „Bewußt ausblenden“ versucht man ja eigentlich nur bei negativen Dingen, oder? Und eine Schlagzeilensammlung befriedigt eher meine Neugier, als daß sie mir unangenehm ist. 🙂
Die meisten Nachrichten sind doch negativ, jedenfalls die, die in die Schlagzeilen kommen.
Egal ob gute oder schlechte Nachrichten – ich will einfach von nichts was wissen, so als existiere die Welt um meine Urlaubsinsel herum überhaupt nicht.
Für mich ist dann nur mein Mann und das Hier und Jetzt wichtig. Alles andere, pah ….
Hallo Hans-Georg,
abschalten ist gut für die Nerven und man sollte das auch öfter tun, sonst versagen manchmal die Nerven. Ich halte es so, dass ich immer öfter gute und leichte Musik höre, dann komme ich mit dem „Weltenschmerz“ besser zurecht. Einmal am Tag reichen auch die Nachrichten…
Ich schnabbuliere gleich ein Gläschen Sekt, dann ist mir der Bruno auch wurscht, von dem ich geschrieben habe…
Hab/t ein schönes Wochenende,
Gruß von Inge