Vor 20 Jahren habe nwir dieses Musical zum ersten Mal gesehen, vor 6 Jahren zuletzt. Dazwischen noch einige Male mehr, u.a. in Berlin im Theater des Westents.Jetzt kam es wieder nach Hamburg, ins altehrwürdige Stage Operettenhaus am Spielbudenplatz. Mein Schatz hatte mir die Karten zum Geburtstag geschenkt und gestern Abend haben wir uns die Vorstellung angeschaut.
Vorher haben wir schön gespeist im Old Commercial Room gegenüber vom Michel. Das Ambiente dieses Restaurants ist wirklich gemütlich und ein Schumckstück.
Die mit dunklem Holz getäfelten Räume erinnern an einen Salon auf einem alten Passagierschiff. Leider mussten wir feststellen, dass die Portionen kleiner geworden sind bei höheren Preisen. Geschmeckt hat es trotzdem.
Ich ess aushäusig ja meisten das, was ich selbst nicht koche, ich bestellte Labskaus. Ich weiss, es sieht ausgebrochen gut aus, aber es schmeckt.
Von dort sind es nur ein paar Schritte zum Theater. Bevor die Türen geöffnet wurden, mussten wir noch eine Weile davor warten. Zum Glück fanden wir noch Platz unter der Überdachung des Eingangs, sonst hätten wir, im wahrsten Sinn des Wortes, im Regen stehen müssen. Nach dem Einlass und nachdem wir unsere Jacken an der Garderobe abgegeben haben, gingen wir gleich die Showtreppe hinauf zur Open Bar, liessen uns dort nieder und tranken Sekt bzw. Weisswein.
Kurz vor dem Beginn der Vorstellung suchten wir unsere Plätze auf. Im Parkett wurde für diese Inszenierung eine Reihe der Bestuhlung entfert. Wohlweislich hatte Bernd uns Karten für Plätze an diesem Gang gekauft.
Das Bühnenbild und die Musik war uns ja bereits bekannt. Die Szenerie und die Kostüme sind sehr aufwendig und beeindruckend. Herrausragend der Ballsaal im Schloss des Grafen und der Friedhof, auf dem sich die Untoten aus den Gräbern winden. Die Musik ist in Teilen rockig, in anderen Szenen gibt es wunderschöne Duette. Die Bühne des Operettenhauses ist manchmal doch ein wenig klein. In einigen Szenen ist viel Ensemble auf der Bühne, Spiel und Tanz war dann ein wenig eingeengt.
Die Hauptrolle, der Vampir Graf von Krolock, war mit Rob Fowler toll besetzt, stimmlich und spielerisch ein Genuss. In der Rolle des Professor Abronsius, ein Vampirforscher, war Till Jochheim zu bewundern. Er hat einige Passagen zu bewältigen, in denen ein sehr schneller Sprechgesang, ohne Punkt und Komma und ohne Luftholen gefordert wird. Das hat er bravurös gemeisetert. Vincent Van Gorp überzeugte stimmlich in der Rolle des Alfred, Assistent des Professors. Herbert ist der schwule Sohn des Grafen Krolock, Jonas Steppe hätte für diese Rolle mehr klischee-schwule Gestik gutgetan. Das haben wir schon besser gesehen. Nicole Klünsner spielt die weibliche Hauprolle Sarah, die sich von Graf Krolock verführen und beim Mitternachtsball beissen lässt. Sie spielt die Naive aus dem Dorf in Transsilvanien recht überzeugend, stimmlich fand ich sie nicht so toll.
Unsere Plätze in Reihe 11, direkt am Gang, der quer durch das Parkett verläuft, waren genial. Graf Krolok stolzierte hier an uns vorbei. Mir gelang es, kurz sein düsteres Gewand anzufassen. Ein paar Untote kamen vorbei. Mit einer Geste versuchte ich einen von ihnen zu Erschrecken. Er revanchierte sich mit einem Schrei. Der Professor hastete mit Alfred auf der Flucht durch den Gang. Koukol, den pukelige Dorftrottel, konnten wir ebenfalls aus der Nähe bewundern. In Kenntnis des Musical hatte Bernd die Plätze toll ausgesucht.
Die Heimfahrt mit S-Bahn und Bus funktionierte auf die Minute genau. Als wir an der Haltestelle Reeperbahn auf dem Bahnsteig ankamen, rollte die S-1 gerade herein. Am Hauptbahnhof mussten wir in die S-2 umsteigen, die nach 2 Minuten ankam. In Bergedorf stand der Bus X-80 für uns bereit. Es war perfekt. Kurz vor Mitternacht waren wir zu Hause, ein Mitternachtsball mit Bissen in den Hals, aus dem das Blut rinnt, und blutverschmierten Lippen, fand dann aber nicht statt.
Stimme großteils zu, ich fand allerdings Nicole Klünsner nicht nur spielerisch, sondern auch stimmlich wahnsinnig überzeugend! Aber das ist ja Geschmackssache:-)
Vielleicht war sie an dem Abend nicht so gut drauf. Ihre Stimme kam in den Duetten nicht so gut durch.