Die Nackte an der Uni

Seit vielen Jahren stand im Foyer der Europa-Universität in Flensburg die Skulptur einer nackten Frau. Jahrzehnte hat sich niemand daran gestört, jedenfalls nicht offiziell. Ich vermute, wenn man das dritte Mal daran vorbeigegangen ist, nimmt man die Skulptur überhaupt nicht mehr wahr.

Die „Primavera“, so der Name der Nackten, wurde jetzt entfert. Studentinnen und Wissenschaftlerinnen haben sich an ihrem Anblick gestört. Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni ist der Meinung „Sie symbolisiere ein „überkommenes Frauenbild, das nicht geeignet ist, an so zentraler Stelle einer Universität als Empfangsdame“ zu stehen.“ Natürlich wurde „Primavera“ entfernt.

Wie wäre es denn, wenn sich die Gleichstellungsbeauftrage dafür stark machen würde, neben die nackte Dame eine Skulpur eines nackten Herrn aufzustellen? Dann macht Gleichstellung Sinn!

Im Übrigen hat Deutschland derzeit wohl ärgere Probleme als nackte Skulpturen, wenn ich da an Herrn Merz denke.

6 Gedanken zu „Die Nackte an der Uni

  1. Ralf

    Gab’s das in Deutschland nicht schon mal? Dass Kunst beseitigt wurde, weil Ideologen sich mit ihr nicht anfreunden wollten?

    Und transportiert nicht auch Michelangelos David ein überkommenes Männerbild, das nicht an so prominenter Stelle wie direkt vor dem Palazzo Vecchio zur Schau gestellt werden sollte? Wenn wir mit solchen „Säuberungs“-Aktionen erst mal anfangen, finden wir bald kein Ende.

    Im Übrigen symbolisiert die strittige Statue überhaupt kein Frauenbild, sondern stellt -wie der Name schon sagt, die Gleichstellungsbeauftragte aber mangels italienischer Sprachkenntnis offenbar nicht erkennt- den Frühling dar. Die Schönheit und Blüte des Frühlings durch eine schöne und blühende junge Frau darzustellen, das ist in der Kunst ein uralter Topos. Wer sich von dieser Kunsttradition abwendet, demonstriert nicht die Gleichwertigkeit der Geschlechter, sondern verzopfte Moralvorstellungen aus dem 19. Jh. und das eigene Banausentum.

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  2. Trude

    Hallo Hans-Georg,

    als ich in jungen Jahren meinen ersten Job angetreten habe, war ich in dem Beriech die 1. und einzige Frau.
    Die Herren der Schöpfung fragten mich, ob es mich stören würde, wenn sie Aktaufnahmen von Frauen aufhängen würden.
    Ich erklärte mich einverstanden und das ich dann auch nackte Männer an meine Wand hängen würde.

    Das fanden die wohl nicht so gut. Denn es wurde niemals ein derartiges Foto an eine unserer Bürowände gehängt. Dabei war das 1986 noch ganz normal.

    Ich wünsche dir einen entspannten Mittwoch.
    Liebe Grüße
    Trude

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    1. Trulla

      @Trude
      Wenn mehr Frauen so schlagfertig (und zugleich humorvoll) wären, wär manche Situation schnell entschärft. Das war eine geniale Reaktion.

      Ansonsten wüsste ich nichts gegen Nacktheit einzuwenden, sei es in der Kunst oder anderswo. Jeder hat die Freiheit, sein Auge abzuwenden, wenn etwas missfällt.

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      1. Hans-Georg

        Ja, so sehe ich das auch. Ich glaube auch nicht, dass die Dame die Skulptur als anstössig empfand, Sie hat sich einfach nur daran gestört, dass es eine nackte Frau war.

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