Mein Schiff 3 – Grossbritannien mit Irland, Teil 3

6. Juli 2023 – Cobh

Heute also Cobh statt Foynes. Cobh spricht man wie „Kooof“ aus. Es ist ein Vorhafen von Cork. Sehr sympathisch: Am Cruise Terminal flatterte die LGBTQ-Flagge im Wind. Für Foynes hatten wir einen Ausflug gebucht, der ist dem Sturm zum Opfer gefallen. Für Cobh wurden auch ein paar Touren angeboten, wovon wir aber Abstand nahmen. Wir wollten einfach nur bummeln, allein schon wegen der unsicheren Wettervorhersage.


Entlang des Hafens schlenderten wir zum Titanic Memorial Garden. Cobh war der letzte Hafen vor der tragischen Transatlantikpassage der Titanic. Hier waren die letzten 123 Passagiere zugestiegen, bevor ein Eisberg das Schiff auf den Meeresgrund schickte. 79 von ihnen verloren ihr Leben. Im Titanic Memorial Garden steht, eine gläserne Wand mit dem Seitenriss der Titanic und den Namen der 123 Passagiere. Ein Gedenkstein inmitten blühender Blumen weist daraufhin, dass dies der Lieblingsplatz des Reeders Bruce Ismay gewesen ist, der nicht ganz unschuldig am Desaster war.


Zum Memorial Garden kommt man vom Schiff über die Strasse am Hafen, auf der einen Seite das Wasser, auf der anderen Seite gepflegte bunte Häuser. Auf der Promenade kann man sich mit Fish & Chips und Süsskram versorgen. Je näher man der Gedenkstätte kommt, umso einfacher werden die Häuser. Die Stromversorgung sieht nicht immer sehr vertrauensvoll aus.

Hoch über der Stadt thront die wuchtige St. Colman’s Cathedral. Von dort schaut man über die Dächer von Cobh.

Kurz bevor wir zurück am Schiff waren, fielen die ersten Regentropfen – und der Regen hörte für den Rest des Tages auch nicht mehr auf. Im Lauf des Tages wurde die für den Abend auf dem Pooldeck geplante Tanzparty „St. Pauli bei Nacht“ abgesagt. Zitat aus dem Bordprogramm: „Das Pooldeck verwandelt sich in die wildeste Meile der Weltmeere …. Hamburger Kiezgestalten sorgen als Walking Acts und mit Showeinlagen für besonders ausgelassene Stimmung.“ Schade, dass das ausfallen musste, wäre sicher interessant gewesen. Stattdessen wurde ein Karaokeabend in der Schaubar angekündigt. Wer’s mag.

7. Juli 2023 – 4. Seetag

Welch ein Anblick: Blauer Himmel und Sonnenschein. Das hatten wir lange nicht. Es lohnte sich, Fotos von unserm Balkon zu machen, zur Brücke und zum Bug des Schiffes.


Es war das erste Mal, dass wir in unserer Lieblingsbar, der Aussenalsterbar sitzen konnten. Endlich konnten wir unseren Lieblingscocktail trinken, Piña Colada für Bernd und Swimmingpool für mich. An der Eisbar auf Deck 5 gönnten wir uns ein Eis welches jetzt in wiederverwendbaren Keramikbechern serviert wird. Eine gute Idee. Später am Tag gab es noch ein zweites Eis. Die Auswahl ist ja auch riesig und die Eiskreationen von Bruno Gelato sind wirklich der Hammer.

Heute nahmen wir unser Abendessen in der X-Lounge ein. Dort kann man sein Menü aus der Tageskarte des Atlantik Restaurants zusammenstellen. Die Getränke muss man aber ab 19 Uhr bezahlen. Am Nebentisch nahm ein Ehepaar platz. Der Mann war sehr gesprächig. Sein Redefluss wurde auch nicht unterbrochen, als unsere Speisen serviert wurden. Ich nahm ein Bruschetta von der Vorspeise und dachte, er würde uns jetzt in Ruhe essen lassen. Auf halbem Weg zum Mund verharrte meine Hand. Es ist ja unhöflich zu essen während man angesprochen wird. Unhöflich war der Mann, der mich beim Essen störte. Wir entschlossen uns, einfach zu essen während er sabbelte. Uns wurde was über Naturheilkunde erzählt, z.B. Hagebutten gegen Bandscheibenvorfall. Und ob wir einen Thermomix hätten wurden wir gefragt. Worauf ich antwortete: So ein Teil brauchen wir nicht, ich kann kochen. Als wir aufgegessen und unsere Flasche Wein ausgetrunken hatten, verzogen wir uns auf unsere Kabine, gingen in die Koje und lasen noch eine Weile.

8. Juli 2023 – Portsmouth mit Arundel Castle

Da wacht man morgens in Portsmouth auf, schaut vom Balkon, und gegenüber am Kai liegt ein Schiff, auf dem an der Bordwand „Geestline“ steht. Der erste Gedanke gilt unserer Heimatstadt Geesthacht und daran, dass die Reise nun bald zu Ende ist. Natürlich ist das Schiff viel zu gross, um die kleine Stadt an der Elbe zu erreichen. Die Recherche im Internet ergab, dass die Reederei 1945 von den van Geest Brothers gegründet wurde, daher also der Name der Schifffahrtslinie, die Häfen im Vereinigten Königreich und in der Karibik bedient.


Wir bevorzugen ja Ausflüge am Vormittag. Leider gab es für die Tour, die unser Interesse geweckt hatte, nur einen Nachmittagsausflug. Die Zeit bis dahin zog sich. Noch schien die Sonne, aber dunkle Wolken hingen über dem Watt. Die Regenwahrscheinlichkeit war mit 80 % vorhergesagt. Das Housekeeping erfreute uns heute mit einem Krokodil. Wir steckten in jede Pranke einen 5-Euro-Schein als Dankeschön.

Unser heutiges Ziel war Arundel Castle. Das Schloss wurde im 11. Jahrhundert erbaut und seitdem ständig erweitert und umgebaut. Es ist bis heute der Sitz des Earls of Arundel. Teile des Schlosses sind zur Besichtigung freigegeben. Das Schloss zu erhalten, kostet ja auch viel Geld.

Arundel Castle ist umgeben von weitläufigen, gepflegten Gartenanlagen, in denen wir nach der Besichtigung der prunkvollen Innenräume lustwandelten. Auf der Herrentoilette entdeckte ich einen klappbaren Wickeltisch – wir fortschrittlich. Kürzlich las ich, dass ein Vater von Frauen beschimpft wurde, der sein Kind auf der Damentoilette wickelte weil es nur dort einen Wickeltisch gab. Auf dem Schlossgelände steht die FitzAlan Chapel. Sie ist eine Besonderheit, sie ist geteilt. Der vom Schlossgarten zugängliche Teil ist katholisch und dient als Mausoleum für die Dukes of Norfolk. Die von ausserhalb zu betrende Seite ist die anglikanische Kirche St. Nicolas.

Nachdem wir genug Schloss und Schlossgarten gesehen hatten, hatten wir noch Zeit, durch das kleine Städtchen Arundel zu bummeln. Auf dem Weg zum Bus kamen wir an einem Geldautomaen vorbei. Für den Guide und den Fahrer brauchte ich noch etwas Geld, wir waren ja nun wieder im Vereinigten Königreich, in welchem mit Pfund bezahlt wird. Ich zog 10 Pfund, auf dem das Konterfei der verstorbenen Königin Elizabeth II prangte.

Um 17 Uhr sollte der Bus zurück nach Portsmouth fahren. Alle sassen rechtzeitig im Bus, bis auf ein Paar, welches sich um wenige Minuten verspätete. Als wir am Schiff eintrafen, standen viele Passagiere von anderen Ausflügen vor uns und warteten darauf, an Bord gehen zu können. Ein Herr von unserem Ausflug mokierte sich über die leicht verspätete Abfahrt vom Schloss: Wenn wir pünktlich abgefahren wären, hätten wir jetzt nicht warten müssen! Ich verstehe sowas nicht. Wir haben Urlaub, niemand hetzt uns, das Schiff wird nicht ohne uns abfahren – was sollen solche dämlichen Bemerkungen?!


Die Abfahrt von Portsmouth am Abend war sehr emotional. Es war das letzte Mal, dass wir auf dieser Reise einen Hafen verliessen. Wir standen an Deck und liessen uns diesen Moment nicht entgehen. Die untergehende Sonne tauchte das Watt in rötliches Licht. Ganz langsam bewegte sich das Schiff vom Kai weg, aus dem Typhon ertönte das übliche Signal 3 x lang und dann ertönte zum letzten Mal auf dieser Reise die Schiffshymne „Grosse Freiheit“. Und ich stand wieder tränenreich an Deck. Selbst in dem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, bekomme ich wieder feuchte Augen. Allein die Liedzeile „Ich denk so oft an dich zurück, als du mein Zuhause warst“ öffnet bei mir alle Schleusen. Leute, hört euch das an:


Rückwärts entfernten wir uns vom Kai, zur Sicherheit begleitet von 2 Schleppern, die beim notwendigen Drehmanöver ggf. hätten assistieren können, was aber nicht notwendig war. Am Marinearsenal war der Flugzeugträger „Queen Elizabeth“ vertäut. Danach passierten wir die Hafenkante mit dem Wahrzeichen von Portsmouth, Restaurants und Pubs. Viele Menschen standen dort und winkten uns zu, Handys leuchteten auf und zum Gruss liess Kapt. Böttger nochmal das Typhon 3 x ertönen. Was für ein Abschied!

9. Juli 2023 – 5. Seetag

Unser letzter Tag. Auf dem English Channel, oder auch Ärmelkanal, fuhren wir Bremerhaven entgegen. Es war wieder wärmer geworden, kaum Wind, das Wasser ruhig. Einige Passage nutzten die Gelegenheit, um nochmal im Pool zu plantschen.

Für 18 Uhr hatten wir einen Tisch im Restaurant La Spezia auf Deck 5 reserviert. Wir gingen rechtzeitig runter und drehten nochmal eine Runde über das Promenadendeck. Wir flanierten an den Fenstern des Restaurants vorbei. Dort sahen wir einen Tisch, der mit Rosenblüten dekoriert war. Schade, wir hatten uns eigentlich diesen Tisch ausgesucht. Aber ok, man kann nicht alles haben. Als wir am Restaurant ankamen, wurden wir exakt zu diesem Tisch geführt. Was für eine Überraschung. Wir mussten uns beide über die Augen wischen.


Die Weinkarte brauchen wir gar nicht zu studieren, wir bestellten gleich unseren Lieblingswein. Es wurden wieder 2 Schälchen mit Olivenöl und dazu Brot serviert. Das Lavendelöl probierten gar nicht erst. Wir gaben unsere Bestellung auf, zum Dessert Tiramisu, für das wir eine Ausnahme machten: Es wurde fotografiert bevor wir es verspeisten. Es war wirklich ein Genuss.

Zum Digestif bestellten wir Grappa. Der wurde uns mit einer kleinen Show serviert. Eine 5-Literflasche wurde gebracht und mit einer riesigen Pipette wurde der Grappa aus der Flasche gezogen und in die Gläser geträufelt. Wir waren begeistert.

Als es ans bezahlen ging, flüsterte der Steward mir ins Ohr: Das Dessert ist ein Geschenk. Wir waren sprachlos.

Was macht man mit so einem tollen Abend noch? Wir gingen in die X-Lounge. Bevor wir uns entschieden, was wir trinken wollten, wurde uns Champagner aufgenötigt. Noch eine Flasche Wein wäre auch zuviel gewesen. Dort sassen wir noch eine Weile und liessen die vergangenen Tage Revue passieren. Als wir uns für die Nacht verabschiedeten und bezahlen wollten, wurden zwischen der Concierge und der Stewardess, die uns bedient hatte, Blicke getauscht. Was soll das jetzt? Und dann kam es: Den Champagner brauchten wir haute Abend nicht bezahlen, er war auch ein Geschenk. Nach 19 Uhr muss man die Getränke in der X-Lounge ja bezahlen.

Unsere Koffer standen noch vor der Kabinentür. Als wir in der Koje lagen, hörten wir es auf dem Gang rumoren: Die Koffer wurden eingesammelt.

10. Juli 2023 – Bremerhaven und Heimreise

Heute schloss sich der Kreis unserer Rundreise. Der Himmel über der Weser sah genauso aus wie bei der Abreise.

Wie an jedem Morgen waren wir um 7 Uhr zum Frühstück erschienen. Die Getränke brauchten wir schon lange nicht mehr zu ordern, das freundliche Personal wusste inzwischen, was wir zum Frühstück trinken. Es wurde auch nur noch nachgefragt: Egg Benedict und Omelett mit Kräutern? Ein letztes gemütliches Frühstück an Bord, herzliche Verabschiedungen vom Personal mit Umarmungen – und um 8 Uhr gingen wir von Bord. 10 Minuten später fuhren wir zurück nach Hause, 2 Stunden später begrüssten uns die Katzen an der Wohnungstür.

Fazit:
Das Wetter auf dieser Reise war nicht so, wie man es im Urlaub eigentlich gern hätte. Aber dass es in diesem Fahrtgebiet nicht südlich-warm, oder gar heiss sein würde, damit haben wir gerechnet und waren dementsprechend auch nicht enttäuscht.

Seit der Reise nach New York haben wir bisher ja immer eine Juniorsuite gebucht, die natürlich teurer ist als eine normale Balkonkabine, wobei eine Juniorsuite zwar etwas grösser ist als eine normale Kabine, aber doch eben nur aus einem Raum besteht. Auf dieser Reise hat sich die Extraausgabe wirklich gelohnt. Aufgrund des Wetters konnten wir ja kaum draussen sein. Wir genossen die gemütliche und ruhige Atmosphäre in der X-Lounge mit dem tollen Service. Champagner brauchen wir nicht, ein guter Sekt tut es auch. Aber bis 19 Uhr wird er, wie auch Wein und andere Getränke „all inclusive“ angeboten. In den Bars sind die Getränke wie Sekt, Wein und Cocktails auch all inclusive. Es ist dort eben nicht so „intim“.

Die nächste Juniorsuite ist ja schon gebucht, denn nach der Kreuzfahrt ist vor der Kreuzfahrt, auch wenn diese erst in 2025 stattfindet und wir noch 586 Tage warten. Aber wer weiss schon, auf was für Ideen uns die Sucht nach Meer noch bringt, wenn das Meer anruft und fragt, wo wir bleiben?

Auf unser ersten Kreuzfahrt 2013 mit der alten Mein Schiff 1 erzählte uns die Galeristin: Dieses Schiff nennt die Besatzung das Schiff mit Herz. Bei der Erneuerung der Flotte wurde die alte Mein Schiff 2 in Mein Schiff Herz umbenannt. Sie wurde im vorigen Jahr innerhalb des Konzerns verkauft. Wir fühlten uns auf der Mein Schiff 3 sehr gut aufgehoben und umsorgt. Aus unserer Sicht, und im Vergleich mit Mein Schiff 5 und Mein Schiff 6, ist die Mein Schiff 3 auf jeden Fall ein Schiff mit Herz!

Zum Abschluss ein Zitat von Thomas Mann:
„Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

< Teil 2

9 Gedanken zu „Mein Schiff 3 – Grossbritannien mit Irland, Teil 3

  1. Trude

    Hallo Hans-Georg,

    bei deinem Bericht habe ich eine echte Gänsehaut und Fernweh bekommen. Ihr hattet eine wirklich schöne Reise und die Liebe, die euch beiden verbindet, ist euch anzusehen und auch zwischen den Zeilen zu lesen.
    Klar – das ihr jetzt ein wenig Zeit braucht um wieder in den Alltag zurück zu kommen.

    Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.
    Liebe Grüße
    Trude

    Antworten
  2. Heime6

    Hallo lieber Georg,
    Deine Reiseberichte sind wundervoll zu lesen, aber eine Frage hätte ich dann doch.. dieses Egg benedict, ist das der Tomatensaft der Kreuzfahrt? Ich kann beidem nix abgewinnen, wobei ich eher das Ei nehmen würde…
    LG Jens

    Antworten
    1. Hans-Georg

      Hallo Klaus-Bärbel, äh, Jens-Heike.
      Tomatensaft der Kreuzfahrt – nein, so sehe ich das nicht. Wer macht sich schon zu Hause die Mühe und bereitet ein verlorenes Ei zu? Uns schmeckt die Kombi mit der Sauce Hollandaise. Tomatensaft wird einfach aus der Dose oder aus dem Tetrapak ins Glas gegossen. Das Egg Benedict, ist dann doch schon ein wenig aufwändiger.

      Antworten
        1. Hans-Georg

          Wir haben es zu Hause mal ausprobiert, ist etwas tricki, das Ei zuzubereiten. Man kriegt es hin, es gibt auch Silikonformen dafür, die man in heisses Wasser geben kann. Aber was hat man nicht eh alles schon im Haushalt, was die meiste Zeit irgendwo rumliegt?! Für uns ist es ok, wenn wir Egg Benedict ab und zu mal auf Reisen essen. So bleibt es was besonderes.

          Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert