Ein bemerkenswertes Jahr neigt sich dem Ende entgegen, Zeit für einen kleinen Jahresrückblick:
Januar 2020
Noch waren wir voller Vorfreude auf das Musical „Wicked – die Hexen von Oz“ und das Musical „Rebecca“ auf dem Domplatz in Magdeburg.
Vorfreude auch auf unsere Kreuzfahrt, die wir mit dem Bestellen der Visa für Indien und Sri Lanka einheizten.
Februar 2020
Ganz langsam schlich sich Corona in unser aller Leben.
Bernds Mutter bekam endlich einen Platz in einem Pflegeheim, ganz in unserer Nachbarschaft.
Die Reiseunterlagen für unsere langersehnte Kreuzfahrt trafen ein.
Am 29. Februar feierten wir mit vielen Menschen den 60. Geburtstag meines Cousins. Es wurde gut gegessen und getanzt. Dürfen wir uns die Hand geben? Dürfen wir uns umarmen? Erste Zweifel wurden laut, aber wir taten es.
März 2020
Corona schlägt voll durch. Es gibt einen Lockdown. Klopapier, Mehl, Hefe, Reis und Nudeln werden gehamstert. Restaurants und Geschäfte müssen schließen.
Am 8. März wird unsere Kreuzfahrt abgesagt, das war vorhersehbar. Wir buchten eine Ersatzreise, die aber kurz danach auch annulliert wurde.
4 Wochen vor ihrem 80. Geburtstag stirbt Bernds Mutter am Schlaganfall.
Mein 70. Geburtstag findet zu Hause statt und nicht an Bord der Mein Schiff 6. Liebe Nachbarn kommen zum Gratulieren. Den Champagner trinken wir auf Distanz.
Mein Mann schenkt mir Karten für „Harry Potter“, die Vorstellung ist zu diesem Zeitpunkt coronabedingt schon abgesagt.
April 2020
Es gibt nur ein Thema: Corona!
Die große gemeinsame Geburtstagsparty mit Holger fiel natürlich auch ins Wasser. Sie soll nachgeholt werden. Fragt sich nur, wann das sein wird.
Ab Ende April müssen wir die Maske in Geschäften Tragen.
Mai 2020
Alle unsere Theateraufführungen sind nun abgesagt.
Meine Mutter darf im Seniorenheim keinen Besuch mehr empfangen.
Restaurants öffnen wieder – mit Sicherheitsabstand und Hygienekonzept. Wir erfreuen unsere Lieblingswirtin mit einem Besuch.
Zum Muttertag öffnet das Seniorenheim unter großen Hygienebestimmungen. Ich melde mich an und sehe meine Mutter. Ich kann mir sprechen, ich darf sie aber nicht umarmen. Eine Woche später, an ihrem 96. Geburtstag, ist sie tot, einfach eingeschlafen.
Juni 2020
Ich beginne damit, den Bürokram von meiner Mutter zu erledigen, als da sind Banken und Versicherungen. Ende Juni ist die Trauferfeier „unter den aktuellen Umständen“. Ich diskutiere mit dem Friedhofsamt über die Anzahl der Teilnehmer. 12 Personen sind zugelassen. 2 Kinder wären zu viel gewesen. Die SackSachbearbeiterin ließ sich nicht erweichen und warf mir Dinge an den Kopf, die man gegenüber trauernden Personen nicht sagen sollte. Ich habe mir mit deutlichen Worten, auch gegenüber ihren Vorgesetzten, Luft gemacht, erhielt aber keine Antwort mehr.
Da die beiden Enkelkinder am Tag der Trauerfeier ihren ersten Schultag nach der Schulschließung hatten, passte das dann doch mit 12 Personen.
Das war ja wirklich ein emotional schweres Jahr für euch. Aber trotzdem spannend, dass so in der Zusammenfassung zu lesen und dabei auch das eigene Jahr ein wenig zu wiederholen.
Liebe Grüße
Melli und Micha
https://www.breznvoyager.com
Die 2. Jahreshälfte wird es enspannter. Aber ich warte lieber noch mit der Veröffentlichung bis nach Weihnachten.
„…Zum Muttertag öffnet das Seniorenheim unter großen Hygienebestimmungen. Ich melde mich an und sehe meine Mutter. Ich kann mit ihr sprechen, ich darf sie aber nicht umarmen. Eine Woche später, an ihrem 96. Geburtstag, ist sie tot, einfach eingeschlafen“.
Als ich das las, musste ich weinen. Scheiss-Corona. Ich habe meine Kinder und Enkelkinder seit dem Sommer nicht mehr umarmt. Wie mir das fehlt
Danke für den so persönlichen Rückblick auf ein schwieriges Jahr. Ich nehme das zum Anlass, die Tage mal meinen eigenen Rückblick aufzuschreiben.
Liebe Grüße
DagmarPetra
Liebe DagmaPetra, herzlichen Dank für deine Anteilnahme. Meine Mutter hatte ein langes und erfülltes Leben und sie musste nicht leiden. Es wir ihre eigene Entscheidung, in ein Seniorenheim zu ziehen und sie hat sich dort wohlgefühlt. Natürlich waren wir traurig, als sie dann einfach so eingeschlafen ist, wir waren aber nicht „in tiefer Trauer“.
Ja, gelitten hat sie wohl an den eingeschränkten Kontkaktmöglichkeiten. Und da ist ihr dann doch einiges erspart geblieben. Es ist alles gut so, wie es dann gekommen ist.
Mein Mann ist am 6. Januar im Alter von 83 Jahren verstorben.
Natürlich fehlt er mir, aber ich bin auch froh, dass ihm mit seiner Demenz diese schwierige Zeit erspart geblieben ist.
Ich wünsche uns allen ein schönes Weihnachtsfest und ein besseres Jahr 2021.
DagmarPetra
Lieben Dank für deine guten Wünsche, die ich sehr gern erwidere.