Gestern haben wir mehrere Dinge zu koordiniert, die vor Ort nicht zu erledigen sind. Bin ich sonst nur beruflich in der grossen Stadt zwischen Alster und Elbe, machten wir gestern mal einen kleinen Privatausflug und schlugen mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Nachmittags hatten wir einen Termin beim Steuerberater zwecks Steuererklärung 2008. Das war nach etwa 20 Minuten erledigt. Da er und wir nach dem Geschäftlichen noch Zeit hatten, schloss sich noch ein kleines privates Gespräch an. Wir kennen ihn schon seit vielen Jahren privat. Und da er mir ein paar gute Tips gegeben hat, gibt es zurzeit keinen Anlass, einen anderen Steuerberater hier in der kleinen Stadt zwischen Geest und Elbe aufzusuchen.
Dem Besuch beim Steuerberater schloss sich ein leckeres Essen im Restaurant Sala Thai in der Hamburger Innenstadt an, nicht weit weg vom Büro, wo auf dem Firmenparkplatz unser Wagen geparkt wurde. Den Nachtisch gab es an der Eisdiele in Planten un Blomen, nahe der Hamburgischen Staatsoper, die unser nächstes Ziel war und wo wir uns die Oper Turandot, komponiert von Giacomo Puccini anhören und -sehen wollen. Es sollte dies die 81. Vorstellung seit der Premiere im Oktober 1983 sein.Wie üblich bestellten wir uns vor der Vorstellung ein Pausengetränk, ein Bier für Bernd und ein Glas Wein für mich.
Als sich der Vorhang öffnete, war ich ein wenig enttäuscht vom Bühnenbild. Aufgrund der Fotos, die ich im Vorwege gesehen hatte, dachte ich, die Inszenierung wäre etwas konservativer. Doch die Kostüme der Darsteller waren angemessen liessen das eher schlichte Bühnenbild in den Hintergrund treten.
Gesanglich wird die Oper hauptsächlich von 6 Rollen getragen. Natürlich die Titelpartie Turandot (Elizabeth Connell), Kalif (Franco Farina) und Liù (Miriam Gordon-Stewart). Die anderen drei Hauptrollen, wenn auch etwas untergeordnet, fallen den drei Ministern Ping, Pang und Pong zu. Die drei Hauprollen waren hervorragend besetzt. Erste Bravorufe gab es bereits beim Schlussapplaus des 1. Aktes.
Nach einer guten halben Stunde – länger dauerte der 1. Akt nicht – fanden wir uns im Foyer an dem uns zugewiesenen Tisch wieder. Beschwerte Bernd sich vor der Vorstellung noch bei mir, ich sollte doch beim nächsten Mal Plätze neben männlichen Zuschauern buchen (seine Sitznachbarin war hochschwanger und wir befürchteten, Musik und Gesang könnten die Wehen auslösen), standen wir jetzt mit 4 weiteren Männern am Tisch. Tja, und alle vier waren schwul. Ein Rundblick durch das Foyer vermittelte uns den Eindruck, dass diese Aufführung sowieso von besonders vielen Schwulen besucht wurde. Doch zurück zur Aufführung, die wir ja wegen der Oper und nicht wegen der Männer besuchten.
Der zweite Teil verursachte bei mir mehrere Wellen von Gänsehaut, verursacht durch ein Duett Turandot/Kalif. Wirklich hingerissen lauschte ich dem Gesang und der Musik, hingerissen verfolgte ich mit den Augen das Geschehen auf der Bühne. Theater ist erst dann gut gemacht, wenn man gebannt der Handlung folgt, um sich herum alles andere vergessend. Und das war hier der Fall. Und wenn die Künstler es schaffen, das gesamte Publikum in ihren Bann zu ziehen, ohne dass auch nur ein Laut aus dem Zuschauerraum zu hören war – dann war es wirklich hervorragendes Theater. Frenetischer Beifall, durchsetzt mit Bravorufen, beendete einen grossen Opernabend.
Die Heimfahrt von der grossen in die kleine Stadt konnten wir unter dem freien Sommerhimmel vornehmen, nämlich mit offenem Verdeck, was diesem grossartigen Abend einen schönen Abschluss bereitete.
Dann habt Ihr jedenfalls nicht neben meiner Kollegin gesessen, die da auch hin wollte, allerdings nicht mehr wußte, welche Oper überhaupt gegeben wurde 🙂
Habt ihr als Opernfans eigentlich schon “Death in Venice” von Britten gesehen?
@Lutz und Tommy:
Ich habe mit grossem Interesse über die Hamburger Inszenierung gelesen. Nun ist es allerdings so, dass ich mir eher traditionelle Inszenierungen ansehen – nach einem grossen Reinfall an der Staatsoper mit der Oper Boris Godunow.
Die Turandot war schon hart an der Grenze dessen, wie ich mir eine Operninszenierung vorstelle.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Neuinszenierung der Aida in der nächsten Spielzeit.
Nochmal ich:
Eine Aufführung in der Semperoper würde mich auch schon sehr interessieren – aber wie gesagt: Sie muss schon Stil haben.
Ja, leider ist selbst in der Semperoper nicht jede Aufführung “stilvoll”. Ich erinnere mich an eine sehr moderne Freischütz-Version vor einigen Jahren.
Aber ich werde mich mal kundig machen, welche Oper zu empfehlen ist.