Il trovatore von Guiseppe Verdi


An die Oper wurde ich schon im Kindesalter herangeführt, so mit etwa 12 Jahren. Meine Oma hatte einen Plattenspieler und sich LPs mit Opernquerschnitten gekauft. Wenn wir Oma besuchten, durfte ich ihre Platten auflegen. Bereits im jungen Alter bekam ich bei bestimmen Arien eine Gänsehaut. Als ich Oma das erzählte, wunderte sie sich sehr, dass ich im jungen Alter schon so ein Gefühl für die Musik entwickelte.

Erst vor ein paar Jahren stellte ich fest, dass mir das wohl im Blut liegt. Oma, geboren 1900, war ein uneheliches Kind. Die Mutter wollte nichts von ihr wissen, ihr Vater gab sie zur Adoption frei. Und ich fand Omas Mutter, meine Ur-Grossmutter: Sie war Opernsängerin. Ein Kind schadete wohl ihrer Karriere weshalb sich der Vater darum kümmern musste. Soweit die Vorgeschichte, warum ich so grosses Interesse an Opern und auch anderer klassischer Musik habe.

Aber jetzt zu unserem Besuch gestern Abend in der Hamburgischen Staatsoper. Es war ein Weihnachtsgeschenk meines Schatzes. Im Rahmen der Italienischen Opernwochen wurde die Oper Il trovatore aufgeführt. Ich hatte diese Oper vor vielen Jahren mal im Theater Lübeck gesehen und besitze auch die Gesamtaufnahme auf CD. Ich wollte unbedingt diese Oper mal wieder auf der Bühen erleben.

Das Libretto ist ziemlich verworren und konnte ich auch beim Lesen der Geschichte nicht ganz nachvollziehen. Das entwirrte sich aber im Laufe des Abends. Nur so viel sei dazu gesagt: Zwei Brüder, die nicht wissen, dass sie Brüder sind, Eifersucht, Rache, Krieg, Hexenverbrennung. Verdi hat es verstanden, das mit seiner grossartigen Musik miteinander zu verweben.

Und auch gestern Abend hatte ich einen Gänsehautmoment, nämlich als Manrico (Marco Berti), die Stretta „Di quella pira“ singt. An diesem Stück muss sich jeder Tenor messen lassen, es ist vergleichbar mit der Arie der Königin der Nacht aus der Oper Die Zauberflöte. Marco Berti gelang es, mich mit seinem Gesang in den Bann zu ziehen. Nur an einer Stelle fiel mir auf, dass ihm die Luft ausging, da hätte er den Ton etwas länger halten sollen.

Gestern Abend gab es eine Besetzungsänderung. Die Sängerin, die für die Rolle der Azucena vorgesehen war, war erkrankt. Ein Herr der Theaterleitung trat vor dem Beginn der Vorstellung vor das Publikum und gab bekannt, dass man Agnieszka Rehlis kurzfristig für diesen Abend gewinnen konnte. Mit kurzen Worten wurde erklärt, was alles notwendig ist, eine Ersatzsängerin, die eine Produktion nicht kennt, schnell einzuarbeiten, u.a. muss das Kostüm angepasst und einzelne Szenen kurz geprobt werden.

Am Ende gab es drei Tote: Leonora hatte sich vergiftet. Manrico wurde von seinem Bruda, Graf Luna erschossen. Als Azucena ihm sagte, dass er gerade seinen Bruder erschossen hätte, was er vorher nicht wusste, setzte er die Pistole an seine Schläfe und fiel tot um.

Nachdem sich der Vorhang gesenkt hatte, gab es jubelnden Applaus und Bravorufe für die Sängerinnen und Sänger. Besonders bedacht wurde der kurzfristig eingesprungene Gast Agnieszka Rehlis. Ich zitiere aus dem Hamburger Abendblatt: Staatsoper Hamburg: Dieser „Trovatore“ ist ein Fest der Stimmen!

2 Gedanken zu „Il trovatore von Guiseppe Verdi

  1. Birte

    Das hat mein Vater auch versucht, mich früh an Opern heranzuführen. Mit dem Ergebnis, dass mich heute keine 10 Pferde mehr in ein Opernhaus kriegen würden. Dafür habe ich etliche als Kind ertragen müssen. Die meisten in Hamburg, eine auch in London und irgendwie erinnere ich mich dunkel an Verona.
    Gleiches gilt für Museen… die hat er mir auch gründlich ausgetrieben. Gelegentlich gehe ich zwar mal, wenn mich was wirklich interessiert, aber eher selten.

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    1. Hans-Georg

      „Herangeführt“ ist wohl nicht das richtige Wort in meinem Fall. Oma hatte die Platten und die Musik gefiel mir. Erst später habe ich Opern im Theater angeschaut. Als Schüler hatte ich ein Jugend-Abo bis zum Ende meiner Ausbildung. Während der BW-Zeit habe ich pausiert und danach habe ich gleich wieder ein Abo abgeschlossen, bis zu meiner Trennung. Es gibt wirklich schwere Opern, Wagner und Strauss z.B., damit sollte man seine Kinder nicht malträtieren.

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