Der hohe Krankenstand

Die Statistik besagt, dass der Krankenstand in Deutschland auf einem recht hohen Niveau ist. Die Arbeitgeber schieben das darauf, dass man eine Krankmeldung von seinem Arzt telefonisch bekommen kann. Es mag den einen oder die andere geben, die mal kurz auspannen wollen – oder müssen – und sich telefonisch einen „gelben Zettel“ geben lassen.

Aber vielleicht sind die Deutschen Arbeitnehmer seit Corona auch bewusster geworden wenn sie mal erkältet sind. Es war, oder ist, hier doch üblich, dass man mit einem Schnupfen oder einer Bronchitis nicht krank ist und ins Büro geht. Dort nervt man mit seinem Husten die anderen Kollegen, steckt diese vielleicht auch noch an. Eine Erkältung ist keine Krankheit, damit geht man zur Arbeit. Und wenn man sich krankschreiben lässt, wird man vom Arbeitgeber auch noch dumm angeguckt, sagen darf er ja nichts. Aber allein der Blick wenn man sagt: Ich geh zum Arzt. Ausserdem könnte es ja auch Corona sein, das ist ja immer noch nicht weg und wird wohl auch nie wieder weggehen.

Es gibt Betriebe, die zahlen ihren Mitarbeitern einen Anwesenheitsbonus, d.h. wenn sie sich nicht krankmelden, bekommen sie mehr Geld. Das kann auch leicht nach hinten losgehen und sich auf die gesamte gesundheitliche Verfassung der Person auswirken. Wer krank ist, sollte sich schonen. Ich würde mich nicht für meinen Arbeitgeber krummmachen und mich zur Arbeit schleppen. Wenn ich durch eine verschleppte Erkrankung komplett arbeitsunfähig werden würde, hätte ich das Nachsehen, nämlich weniger Geld zur Verfügung. Die Boni, die mir der Arbeitgeber ausgezahlt hat, helfen mir dann auch nicht mehr.

Inzwischen beschäftigt sich sogar die Politik mit dem hohen Krankenstand. Von einem „Krankenstandgipfel“ ist die Rede, an dem Vertreter der Krankenkassen, Ärzte und Wissenschaftler teilnehmen sollten. Und natürlich „Fachpolitiker“, die braucht es aber nicht, denn mit Ärzten und Wissenschaftlern wäre die Medizin doch schon vertreten. Politiker, vielleicht noch von der FDP, würden das Thema doch nur zerreden und die Schuld den Arbeitnehmern in die Schuhe schieben.

Liebe Arbeitgeber, nehmt es einfach hin, dass der Deutsche Arbeitnehmer endlich vernünftig geworden ist und zu Hause bleibt wenn er krank ist.

11 Gedanken zu „Der hohe Krankenstand

  1. Elvira

    Mein Bruder lebt in Wolfsburg, seit Wochen sind die Automaten, die das Leergut annehmen, defekt. Der Filialleiter von Rewe bedauert das sehr, aber sämtliche Mitarbeiter der Firma, die diese Automaten reparieren, sind krank. Hier in Berlin fallen reihenweise Busse und U-Bahnen des hohen Krankenstandes wegen aus. Vielleicht kapieren die Arbeitgeber endlich, dass ein Aufrechterhalten von Leistungen nicht auf den Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden kann. Ich kenne etliche, die meinen, dass doch schon Kollegen fehlen, da können sie doch nicht auch noch… Doch! Können sie! Krank ist krank und wer sich nicht auskuriert, wird irgendwann noch kränker.

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    1. Hans-Georg

      Man kann natürlich nicht so viel Personal vorhalten, dass krankheitsbedingte Ausfälle ersetzt werden könnten, das ist unbezahlbar. Vielleicht sollten die Arbeitgeber daran arbeiten, das Arbeitsumfeld menschlicher, gesünder zu gestalten. In der REHA nach meiner Bandscheiben-OP 2012 hatten wir eine „Lehrstunde“ über das richtige Verhalten am Schreibtisch: Mal kurze Pause machen, aufstehen, Positionswechsel usw. Eine Dame erzählte, sie hätte nicht mal die Zeit, auf die Toilette zu gehen.

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  2. Birte

    Ich finde das mit der telefonischen AU gar nicht so schlecht. Denn dann stecke ich auch niemandem im Wartezimmer an, bzw. hole mir da selber was weg.
    Wer wirklich blau machen will, macht das auch ohne telefonische AU. Der geht halt zum Arzt. Es liegt ja auch immer mit an den Ärzten, wie großzügig sie mit den AU umgehen. Klar, keiner wird eine Stuhlprobe anfordern, wenn ich dem Arzt sage, ich habe Magen-Darm, aber zumindest unser Hausarzt guckt schon hin, was man hat und er kennt mich ja auch.
    Bei uns ist die Unsitte mit Erkältung ins Büro zu kommen seit Corona vorbei. Allerdings neigen wir alle dazu, so lange es irgendwie geht, Home Office zu machen. Auch das ist ja nicht unbedingt genesungsförderlich.
    Der hohe Krankenstand hat seine Ursache sehr häufig auch in psychischen Erkrankungen und vielleicht sollten sich die sog. Fachleute und auch die Arbeitgeber mal Gedanken machen, warum das so ist. Da wird man unter Umständen noch viel schiefer angeguckt, wenn man sich mit Depressionen und Burnt out krank meldet.

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    1. Hans-Georg

      Bei Bernd ist es so, dass er nur noch einen Ausdruck für sich bekommt. Der Arbeitgeber und die Krankenkasse werden elektronisch informiert. Sein Arbeitgeber verlangt eine AU ab dem 1. Tag. In der Anfangszeit sind wir nach Winsen gefahren und haben den Zettel dort einen dafür vorgesehenen Briefkasten geworfen.

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      1. Birte

        Ich kriege gar nichts mehr. Mein Arbeitgeber muss die AU bei der Krankenkasse abrufen. Hat den Vorteil, dass die immer sicher bei der KK landet, was im Falle von Krankengeld ja wichtig ist.
        Früher musste man ja immer zwei Umschläge fertig machen.
        Ich brauche eine AU erst ab dem 4. Tag. Ich habe allerdings noch nie auch nur einen Tag blau gemacht.

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        1. Trude

          Entgegen zu früheren Zeiten ist es bei uns seit Corona sogar gewünscht, daß man bei Erkältung serkrankungen zu Hause bleibt.
          Wer kann arbeitet im Homeoffice. Wer zu krank ist oder kein Schreibtischtäter, meldet sich krank.

          Vergessen werden darf aber auch nicht, das in Deutschland das Rentenalter angehoben wurde. Mit 60 aufhören ist nicht mehr möglich. Aber gerade ab dem Alter wird das Berufsleben anstrengender in jeglicher Hinsicht (haben mir div. Kollegen + Kolleginnen im entsprechenden Alter gesagt).

          😘😎

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          1. Hans-Georg

            Interessanter Hinweis auf das Rentenalter. Vielleicht sollte das bei der Erhebung des Krankenstandes berücksichtigt werden. Natürlich sind die Menschen nicht mehr so belastbar wenn sie älter werden, das geht dann auf die Gesundheit und in folgedessen auf die Zahlen der Krankmeldungen.

          2. Birte

            @ Hans-Georg: Das lässt sich nicht verallgemeinern. Wenn ich mir das bei uns so angucke, sind wir Oldies allesamt sehr viel seltener krank als das Jungvolk. Ich habe jahrelang keinen einzigen Fehltag gehabt. Dieses Jahr hat´s mich zwar gebröselt, aber nicht altersbedingt

          3. Trude

            Verallgemeinern sicherlich nicht. Aber bei meinen Kollegen in Produktion und Lager auf jeden Fall eine Tatsache.
            Skeletterkrankungen nennt man es.
            Und die werksinterne Statistik zeigt: Wer älter ist, fehlt zwar weniger, aber dann krankheitsbedingt, wesentlich länger.

  3. Ralf

    Mit Grauen denke ich an die unkollegialen Kollegen und Kolleginnen, die einst stolz mit schweren Symptomen respiratorischer Erkrankungen zur Arbeit erschienen, um ihre Unverwüstlichkeit unter Beweis zu stellen, und erst glücklich waren, wenn sie die halbe Belegschaft infiziert hatten, von denen dann einige mit allerschwerster Symptomatik mehrere Wochen lang ausfielen und unsäglich litten. Wenn diese Schwachköpfe endlich zur Vernunft gekommen sind, kann das für den Betriebsablauf und für das Betriebsklima nur förderlich sein.

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