Wer kennt noch diesen Wortverdreher aus der frühen Jugendzeit? Er fiel mir heute ein, als ich unter uns das Telefon klingeln hörte. Alte Menschen erinnern sich ja öfter an Dinge aus der Frühzeit ihres Lebens als an das, was sie gerade aus der Küche holen wollten.
Unter uns wohnt Opa. Opa ist schwerhörig. Dementsprechnd laut ist der Klingelton seines Telefon eingestellt, vermutlich auf die höchste Stufe. Und so hören wir jedes Mal, wenn Opa angerufen wird. Wenn Opa zu Hause ist, hören wir ihn auch sprechen. Schwerhörige Menschen sprechen ja immer besonders laut, vielleicht weil sie sich dann selbst besser hören können. Wir verstehen nichts von dem, was Opa erzählt. Nur wenn er das Telefonat beendet ist ein eindeutiges „Tschü-üss“ zu vernehmen.
Es gibt Anrufer bei Opa, die das Telefon sehr vehement bimmeln lassen. Wenn ich irgendwo anrufe, und er Teilnehmer am anderen Ende nicht spätestens nach dem 5. Mal klingeln abnimmt, lass ich es sein und lege auf bzw. drücke den Beendenknopf. Heute morgen zählte ich mal mit, wie oft der Anrufer es klingeln liess bevor er auflegte: 16(!) Mal hörte ich den Klingelton. Also selbst wenn Opa auf dem Topf sitzen würde, würde er ja nicht mit heruntergelassener Hose zum Telefon stürmen. Wenn Opa zu Hause ist, nimmt er den Anruf immer sehr flott entgegen, spätestens beim 3. Mal.
Man könnte nun denken, dies sei ein sehr hellhöriges Haus. Das ist minichten so. Natürlich hört man ab und zu mal Geräusche aus anderen Wohnungen, aber das ist nicht störend. Auch Opas Telefon stört nicht. Ich frage mich nur immer wenn es so lange bimmelt, was die Person am anderen Ende denkt, warum Opa nicht ans Telefon geht.
Man will vielleicht die Gewissheit, dass Opa noch lebt?
So einen Eindruck macht der Opa noch nicht. Aber nach 5 mal bimmeln ist er genau so tot wie nach 16 mal.