Wenn man sich in den sozialen Medien „rumtreibt“, wird man eventuell mit skurrilen Accounts konfrontiert, die ihren Verfolgern mehr oder wenige schlaue Fragen stellen, die per Kommentarfunktion beantwortet werden können. Ich treibe mich ja nur bei Instagram rum, das reicht völlig.
Heute wurde mir dort ein Account vorgeschlagen, in dem gefragt wurde, ob die Leute, wenn sie etwas kaufen, immer noch in die gute alte Deutsche Mark umrechnen. Über 400 Antworten gab es bereits. Die ersten schaute ich mir im Schnelldurchlauf an – und ich war entsetzt. Es gab nur zustimmende Kommentare! Und auch den Wunsch, dass die DM hoffentlich mal wieder eingeführt werden wird. Von mir gab es einen neuen Kommentar mit der Frage: Was ist D-Mark? Bisher hat sich noch niemand dazu geäussert.
Kürzlich ereiferte sich ein User in seinem privaten Account darüber, dass er in einem Restaurant 12 Euro für einen Salat bezahlen sollte, das sind doch 24 Mark! Ich fragte ihn, ob er denn immer noch umrechnen würde, was er mir bestätigte. Ich bin da nicht weiter drauf eingegangen und hab nur für mich im stillen Kämmerlein mit dem Kopf geschüttelt, war kurz vor einem Schleudertrauma.
Der Euro wurde am 1. Januar 2002 als Zahlungsmittel eingeführt, das war also vor mehr als 22 Jahren. Seit dem 1. Januar 1999 gab es den Euro bereits in „unsichtbarer“ Form im Zahlungsverkehr. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, die es für uns als Reederei im internationalen Zahlungsverkehr viel einfacher machte. Ich kam also schon sehr früh mit dem Euro in Kontakt und war von der einfachen Abwicklung, ohne Kursumrechnung, begeistert.
Wer heute noch meint, für einen Preisvergleich zur historischen D-Markzeit umrechnen zu müssen, ist eh auf dem falschen Weg. Wenn ein Produkt damals z.B. 1 DM gekostet hat, würde es heute, 22 Jahre später, teurer sein. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, dass jetzt mal nachzurechnen bei einer angenommenen durchchnittlichen Inflation von 3 %. Es gibt dafür sicherlich eine Formel, ohne dass man 22 Mal 3 % vom jeweiligen neuen Preis draufrechnen müsste. Dazu kämen noch eventuelle Steuererhöhungen, die berücksicht werden müssten. Es ist also völlig absurd, heute noch umzurechnen, was ein Salat in D-Mark kostet.
Man kann sich das Leben auch schwer machen.
Das sehe ich auch so.
Wie bereits mehrfach erklärt, sehe ich mich als Europäerin.
Ich liebe es, ohne Grenzkontrolle reisen zu können. Und kein Geld unterwegs umtauschen zu müssen.
Und allen Unkenrufen zum Trotz ist der Euro genau so stabil wie es die D-Mark einst war.
Was mich auch ohne Umrechnung vorhin erschreckt hat:
Ich habe heute meine Aktenordner zu Ende entrümpelt und dabei festgestellt, das wir vor 8 Jahren ungefähr das gleiche für zwei Personen für einen normalen Wocheneinkauf bezahlt haben, wie ich heute für mich alleine ausgebe.
Auch auf diesem Kassenzettel (aufbewahrt weil wir ein Elektrogerät gekauft hatten) standen schon Eier von freilaufenden Hühnern. Auch sonst unterschied der Einkauf sich nicht groß von dem, was ich heute kaufe.
Da mussten wir schon ein wenig überlegen im vorigen Jahr. Schottland und Nordirland gehören zum Vereinigten Königreich und da wird mit Pfund bezahlt. Ach ja, als wir 2019 in der Adria unterwegs waren, konnten wir in Dubrovnik auch nicht mit Euro bezahlen. Für einen simplen Toilettengang musste ich extra Geld umtauschen, welches ich später in Rijeka für den teuersten Knoblauch, den ich je gekauft hatte, ausgegeben habe. Die Marktfrau wollte mir noch ’n Kaffee spendieren. Aber ich hab ihr alles gegeben, was ich noch hatte.
Inzwischen wird in den Ländern, in denen der Euro nicht akzeptiert wird, mehr und mehr die Kreditkarte akzeptiert.
Erstaunt waren wir übrigens, bei unserem Trip in die Niederlande vor zwei Jahren, das am Bahnhof dort die Toiletten nur mit Kreditkarte bezahlte werden konnte.
Zum Glück habe ich meine immer an der Frau und konnte meinen Mitkeglern aushelfen 🙂
Das haben wir schon 2015 in Island erlebt, dass man Toiletten nur mit einer Kreditkarte benutzen kann. Da braucht man kein Kleingeld in einen Automaten stecken, welches, wenn man Pech hat, gleich durchfällt, was besonders ärgerlich sein könnte, wenn man schon davor steht und die Beine zusammenkneift weil nun wirklich dringend ist.
Mir fällt da spontan ein allzu reicher Mann ein, der nicht wusste, wie viel Geld er hatte und dem das auch egal war. Vor ich weiß nicht mehr wie vielen Jahren (jedenfalls als die Mark gerade durch den Euro abgelöst wurde) sollte ein Unternehmen der Telekommunikationsbranche von einem Konkurrenten „feindlich übernommen“ werden, wie die Finanzfachleute sagen. Der Konkurrent kauft dabei selbst oder besser noch über Strohleute so viele Aktien des Gegners, dass er ihn am Ende besitzt. Das mediale Echo war groß, die Empörung auch. Der Chef des angegriffenen Unternehmens läutete Sturm und rief zur Verteidigung auf. Man werde der Übernahme widerstehen. Dann zahlte der Feind ihm eine gewaltige Summe (nicht seinem Unternehmen, sondern ihm privat) – und siehe da: Er strich die Fahne und gab das Unternehmen kampflos auf. Im Fernsehen wurde er gefragt, ob die soundsovielen Millionen, die der Feind ihm überwiesen habe, Mark oder Euro seien. Er musste zugeben, dass er das nicht wusste. Ab einem gewissen Betrag ist es halt egal, ob es die Hälfte oder das Doppelte ist. Es ist sowieso mehr, als man je ausgeben könnte.
Wer so rechnet, sollte dann aber auch sein Gehalt/Pension/Rente umrechnen. Dann relativiert sich das wieder. Und teurer ist eh alles geworden, das wäre auch mit der DM so gekommen.
Ich bekomme heute in Euro in etwa genausoviel an Rente, wie ich vor 42 Jahren als Einstiegsgehalt nach 3 Jahren Ausbildung in DM verdient habe. Das verführt dazu, wieder zurückzudenken. 1€ oder 1DM für eine Tafel Schokolade passt noch, aber bei vielen anderen Dingen liegen die Preise deutlich höher. Ist mein Lebensstandard also gesunken.