Gestern Abend waren wir im First Stage Theater in Hamburg und haben uns das Musical A Chorus Line angeschaut. Ich wusste zwar, um was es grundsätzlich geht, nämlich um eine Audition bzw. um das Vortanzen für eine Bühnenshow. Die gesamte Geschichte dahinter kannte ich aber nicht. Deshalb war ich ein wenig überrascht.
Der erste Teil war ein wenig langweilig. Erst war das Vortanzen mit vorgegebenen Schritten. Danach mussten sich alle, die angetreten waren, um einen begehrten Platz in einer Broadway Show zu bekommen, einem Interview des Regisseurs stellen, insbesondere stand die Frage im Vordergrund, warum die Person tanzen will. Nun ja, da wurden Familienhintergründe offenbart und die Charaktere der Tänzerinnen und Tänzer wurden langsam klar.
Die Genehmigung, dieses Musical auf die Bühne zu bringen, wurde unter der Voraussetzung erteilt, dass das Stück ohne Pause durchgespielt wird, also 140 Minuten. Durch einen kleinen Trick gab es eine Pinkelpause von 10 Minuten. Die Gastronomie im Foyer war währenddessen geschlossen. Selbst ein schnelles Glas Wasser war nicht zu bekommen.
Der zweite Teil war dann wesentlich interessanter und von einer gewissen Dramatik begleitet. Einer der Tänzer verletzte sich beim weiteren Voranzen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Alle hielten einen Moment inne und der Regisseur fragte die Truppe: Was macht ihr, wenn ihr nicht mehr tanzen könnt?
Tja, da standen die Damen und Herren dann. Es stellte sich heraus, dass Tanzen nun mal ihr Leben sei und sie könnten sich nicht vorstellen, was anderes zu machen. Und sie konnten gar nichts anderes, sie hatten nichts anderes gelernt. Aber alle brauchten das Geld um zu Leben. Deshalb nahmen sie auch an der Audition teil, um einen Job zu bekommen. Einige meinten, sie könnten dann ja auf die Schauspielbühne gehen, Choreograph werden, eine Tanzschule eröffnen. Aber das sind natürlich alles keine sicheren Perspektiven. Ein Tänzer machte sich ernsthaft Sorgen. Er sei verheiratet und hätte zwei Kinder. Die anderen versuchten, eine gewisse Leichtigkeit an den Tag zu legen und damit das Problem beiseitezuschieben.
Ich musste währenddessen an die vielen Musicaldarsteller denken, denen es nicht anders geht. Sie bekommen einen Zeitvertrg und wenn das Stück abgesetzt wird, müssen sie sich bei einer Audition wieder neu für ein Stück bewerben, mit Vorsingen, Vorsprechen und Vortanzen. Es gibt einige wenige Darsteller, die sich inzwischen soweit hochgearbeitet haben, dass sie für eine Rolle angefragt werden.
Desweiteren passte diese Szene dazu, woüber ich gerade geschrieben hatte, nämlich über die Spendenaufrufe von Heinz Hoenig und Markus Majowski. In Amerika ist die Situation sicher noch viel schlimmer als in Deutschland was Versicherungen betrifft.
Von 16 Tänzerinnen und Tänzern, die sich beworben hatten, wurden nur je 4 benötigt. Mit hängenden Köpfen, teilweise wütend auf den Regisseur, verliessen die, die nicht angenommen wurden, den kargen Tanzsaal.
Im Schlussbild standen dann alle wieder auf der Bühne und tanzten nach einer toll einstudierten Choreographie.
Das First Stage Theater, mit weniger als 300 Plätzen, hat mit A Chrous Line eine interessante Produkion auf die Bühne gebracht. Das Bühnenbild wurde mit wenigen, aber effektvollen Mitteln gestaltet. Viele der Darsteller sind noch in der Ausbildung und hoffen, eines Tages in einer Audition für eine grosse Bühne ausgewählt zu werden.
Nach dem Musical ist vor dem Musical: Heute Abend geht es weiter in Magdeburg. Ich werde berichten.
Moin,
ich kenne den Film mit Michael Douglas, das ist auch schon wieder 40 Jahre her. Ansonsten interessieren mich moderne Musicals nicht – aus allem was Disney oder andere als Film produzieren, muss unbedingt ein Musical gemacht werden. Ich denke da nur z. B. an Tarzan oder Harry Potter.
Da lobe ich mir die alten Schinken mit Fred Astaire, Ginger Rogers 😉
Harry Potter ist 1. nicht von Disney und 2. kein Musical.
Und 3. muss nicht jeder Film oder Blockbuster auf ne Bühne. Und Disney war als Beispiel genannt. Das HP nicht von D ist, weiß ich
Muss nicht, aber kann. Und man muss sich das auf einer Bühne auch nicht anschauen. Obowhl, es ist schon ein grosser Unterschied, Emotionen live auf einer Bühne zu sehen oder als Konserve im Kino. Szenen mussten ggf. mehrfach gedreht werden bevor sie nach Meinung des Regisseurs richtig waren. Auf der Bühne muss man es so nehmen, wie es kommt. Eine kleine technische Panne, mal einen Ton nicht genau getroffen, ein verpasster Einsatz, ein schräger Ton im Orchester – all das ist mir viel lieber als ein perfekter Kinofilm.
Als es noch keine Filme gab und man nur im stillen Kämmerlein lesen konnte, wurden aus vielen Romanen und Novellen Opern gemacht, z.B. Carmen, Rigoletto, La Traviata, La Bohéme, um nur einige zu nennen. Das ist nichts anderes, nur zu einer anderen Zeit.
In A Chorus Line war ich nicht live. Ich habe allerdings den Film gesehen und er hat mir überhaupt nicht gefallen.
😘😎
Ich wusste zwar, um was es eigentlich geht, kannte aber keine weiteren Einzelheiten. Der 2. Teil war recht interessant und regte zum Nachdenken an.