Vor 2 Wochen hatten wir uns ja die mit Spannung erwartete Neuinzsenierung des Musicals „Wicked – die Hexen von OZ“ angeschaut. Am vergangenen Samstag waren wir zum zweiten Mal in der Vorstellung. Beim Essen sagte ich zu Bernd: Ich freue mich, ins Theater gehen zu können, ich freue mich aber nicht wirklich auf das Musical.
Manchmal ist es ja so, dass man in ein Stück „hineinwachsen“ muss. Das ist mir seinerzeit bei Cats so gegangen, wie auch bei dem Musical Tanz der Vampire. Ich hatte also Hoffnung für den Theaterabend.
Während ersten Teil der Vorstellung saß ich also in Reihe 6 und ließ mich berieseln. Ich hätte auch im Kino oder vor dem Fernseher sitzen können. Das Musical berührte mich nicht wirklich, da konnte mir auch das Talent der Protagonisten nicht helfen. Vielleicht hätte ich mich mehr auf Spiel und Gesang konzentrieren sollen als auf das Drumherum. Der Höhepunkt war das Ende des ersten Teils, als die grüne Hexe Glinda mit ihrem Besen sich erst in die Luft erhob, dabei gesungen hat und mit dem Höhepunkt des Liedes schwebte sie singend über das Publikum hinweg. Diese Szene ist wahrlich wirklich toll mit der Musik und dem Gesang abgestimmt.
Nach der Pause ließ ich mich mehr einfangen. Es wurde sehr spannend und die Darsteller spielten und sangen wirklich toll. Ich sitze ja sehr gern in den vorderen Reihen. Von dort aus lässt sich die Mimik der Sängerinnen und Sänger am besten beobachten. Obwohl mir die Handlung ja inzwischen gut bekannt ist, war ich voll dabei – im Gegensatz zum ersten Teil.
Gestern, am Tag nach der Aufführung, sprachen Bernd und ich über den Theaterabend. Wir sind beide der Meinung, dass wir uns das Musical in dieser Inszenierung nicht nochmal anschauen müssen. OK, wenn aus unserem Freundeskreist jemand fragt, ob mir mitwollen, würden wir uns das vielleicht überlegen. Aber von unserer Seite fragen wir nicht, ob jemand mit uns das Hexenmusical anschauen möchte.
Wir sind große Fans der alten Inszenierung, sind deshalb nach Stuttgart geflogen und nach Oberhausen gereist, nur um „Wicked“ zu sehen. Ob das auch mit dieser Inszenierung der Fall gewesen wäre? Ich weiß es nicht, jedenfalls nicht im Vergleich alt gegen neu. Wenn wir nur diese neue Inszenierung kennen würden – vielleicht. Ich bin mir aber wirklich nicht sicher.
Am kommenden Samstag schauen wir uns Deutschlands neuestes Musical an, welches am Samstag Welturaufführung hatte. Vielleicht reisen wir deshalb nochmal nach München. Wer weiß das schon. Ich werde berichten.
Man kann manchmal unliebsame Überraschungen erleben, besser gesagt: tiefe Enttäuschungen. In den 80ern kam „La Cage aux Folles“ nach Deutschland. Ich erlebte die großartige Inszenierung in Kaiserslautern, die das Publikum mit Recht zu in der Pfalz angesichts des trägen Volksnaturells sehr seltenen Begeisterungsstürmen hinriss. Später sah ich die Berliner Inszenierung, die sich auf bloße Schwuchtel-Gags beschränkte und sowohl von der musikalischen wie von der choreographischen und der schauspielerischen Leistung eher an billigen Komödienstadel erinnerte. Musical ist Kunst, nicht Klamauk, das weiß man in Berlin offenkundig nicht. Und schließlich ging ich in die Wiesbadener Aufführung, die die Kaiserslauterer Fassung übernahm und zum Teil auch deren Sänger als Gäste verpflichtet hatte. Die war wie zu erwarten dann wieder großartig. Berlin und Musical, das scheint so wenig zusammenzupassen wie Bayreuth und Oper.
Ach, wir haben in Berlin tolle Musicalinszenierungen gesehen: Tanz der Vampire, Les Miserable, der Schuh des Manitu war auch dabei.