Die Hexen sind in Hamburg


Wicked – die Hexen von Oz, ein Musical, welches wir schon 5 mal gesehen haben, 3 x in Stuttgart und 2 x in Oberhausen. Wir haben uns schon immer gewünscht, dass dieses Musical mal in Hamburg aufgeführt wird. Das sollte eigentlich schon im Oktober letzten Jahres der Fall sein, aber „aufgrundderaktuellensituation“ war das natürlich nicht möglich. Die Premiere wurde auf Mai 2021 verschoben. Das war dann auch nicht möglich. Aber kürzlich war im September nach zwei Verschiebungen endlich die Premiere der Neuinszenierung. Karten haben wir für Mitte Oktober. Aber da wir so geil nach Musicals sind, haben wir kurzfristig Karten besorgt, wir wollten ja endlich auch wissen, wie uns die Neuinszenierung gefallen würde.

Gestern Abend war es endlich soweit, nach mehr als 19 Monaten konnten wir uns wieder eine Liveshow auf einer Theaterbühen anschauen. Je näher der Beginn der Vorstellung kam, umso nervöser wurden wir. Nicht, weil es um Theater ging – aber es ging um Wicked – die Hexen von Oz. Wie würde uns das jetzt gefallen? Wir hatten schon einiges darüber gelesen und auch ein paar Fotos des Bühnenbildes gesehen und waren etwas skeptisch.

Vor der Vorstellung versuchten wir, uns bei einem Glas Wein in der Open Bar zu beruhigen. Es blieb natürlich nicht bei einem Glas, ein zweites musste her. Dann war es endlich soweit und wir begaben uns erwartungsvoll zu unseren Plätzen im Theater Neue Flora. Die Musik setzte ein, die Bühne wurde hell und die Vorstellung begann.

Und wie war’s jetzt?
Die Handlung und die Musik sind unverändert. Aber Bühnenbild ist anders. Es ist sehr modern, teils zurückhaltend einfach und nicht so pompös und bunt gegenüber der alten Inszenierung, man kann sagen: Es wirkte kühl auf mich. Eine LED-Wand mit Bildschirmen in der Smaragdstadt, in der der Zauberer von Oz regiert, war zuviel des modernen.

Der Hexenflug über das Publikum hinweg – Elphaba fehlte ein Schirm, sonst hätte sie es Mary Poppins gleichgetan, der Flug war also nicht wirklich neu. Da fand ich die Szene in der alten Inszenierung bedrohlicher, magischer, als die grüne Hexe auf der Bühne über sich selbst hinauswuchs.

Die Kostüme waren der Inszenierung gemäß modern angepasst. In der Schulszene war das ok, aber in den großen Szenen das Ensemble in grünen „Regenmänteln“? Das war schon recht einfach, ja preiswert, um nicht zu sagen billig.

Aber ein Theaterstück lebt nicht nur von der Ausstattung. Den Löwenanteil haben die Darsteller. Und die haben es gestern Abend geschafft, mit ihrer Leistung uns vom Bühnenbild abzulenken.

Vajèn van den Bosch agierte als grüne Hexe Elphaba überzeugend und mitreißend auf der Bühne. Ihre Mimik und Gestik wirkten keinen Moment aufgesetzt oder unnatürlich.

Jeannine Wacker verkörperte die Hexe Glinda, ein Partygirl und Zuckerpüppchen. Teilweise wirkte ihr Spiel recht überzogen. Ich weiß nicht, wieviel Spielraum die Darsteller auf der Bühne haben, eine Rolle zu füllen. Vielleicht war das von der Regie auch so gewollt.

Das Schlussduett der beiden Hexen, die zu Freundinnen werden, rührte zu feuchten Augen.

Naidjim Severina als Fiyero – na ja, Teilen etwas hölzern. Gut, am Ende wird er ja auch zur Vogelscheuche.

Herausragend in den Nebenrollen war Susanne-Elisabeth Walbaum als Madame Akaber. Ihr dominates Spiel beherrschte die Szenen bei ihren Auftritten.

Pamina Lenn überzeugte als Elphabas behinderte Schwester Nessarose. Ihr Verbitterung über ihr Schicksal nimmt man ihr ab.

Fazit: Es gab ein paar überraschende und schöne Szenen. Aber die alte Version hat mir besser gefallen als die entstaubte Neuinszenierung. In zwei Wochen schauen wir uns eine weitere Vorstellung an. Vielleicht gefällt es mir dann ja etwas besser. Es gab bisher zwei Musicals, in die ich mich erstmal „einsehen“ musste. Es waren Cats und Tanz der Vampire. Beide Musicals gefielen mir immer besser je öfter ich sie mir anschaute. Mal abwarten, was ich in zwei Wochen zu berichten habe.

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