In der kleinen Stadt an der Elbe gibt es auch ein Theater, das kTS (kleines Theater Schillerstrasse. Das Theater ist dient meistens als Kino, auch die Vorführung von 3-D-Filmen ist möglich. Im kleinen Kino werden auch Ballett- und Opernaufführungen life übertragen. Es gibt auch die Möglichkeit für Gastspiele von Sprechttheatern ein Abo abzuschließen. Es gibt also auch ein Kulturangebot in der kleinen Stadt an der Elbe. Abgesehen von einer sehr skurrilen Musicalaufführung hatten wir bisher noch keine Theateraufführung dort gesehen.
Gestern Abend gastierte das Berliner Kriminaltheater im kTS mit dem Psychothriller „Passagier 23“. Bernd hatte den Roman von Sebastian Fitzek auf unserer ersten Kreuzfahrt gelesen. Jetzt gab es die Möglichkeit, den Roman als Theaterstück auf einer Bühne zu sehen, das wollten wir uns nicht entgehen lassen, zumal das kTS fast vor unser Haustür liegt.
Mit einem sehr sparsamen Bühnenbild gelang es der Regie, die verschiedenen Räume des Schiffes darzustellen. Wobei der Fokus eher auf dem Spiel der Darsteller und dem Text lag. Das Bühnenbild war, besonders nach der Pause, eher zweitrangig. Freundlicher Applaus am Ende belohnte die Schauspieler.
Ein Theaterabend ist in unseren Augen immer noch etwas besonderes. Man macht sich ein wenig zurecht, will sagen, man zieht ein schickes Hemd und eine passende Hose an. An der Garderobe gibt man seine Jacken ab. Nun ja, die Aufführung gestern Abend glich, jedenfalls im Parkett, einer Kinoaufführung. Die meisten Zuschauer kamen mit dicken Jacken in den Zuschauerraum, in einer Hand eine Tüte Popcorn, manche noch mit einer Flasche Bier oder Cola dabei. Und wer nun meint, dass während der Aufführung nicht gegessen oder getrunken wurde, der irrt gewaltig. Überall war das Rascheln der Popcorntüten zu vernehmen, schräg vor uns wurde aus der Flasche getrunken während auf der Bühne die Darsteller ihr bestes gaben, das Publikum mit dem Fortgang der Geschichte in Spannung zu versetzen.
Ich finde es respektlos den Personen auf der Bühne gegenüber, im Parkett den „kulinarischen“ Gelüsten zu fröhnen. Allerdings muss man auch der Theaterleitung den Vorwurf machen, dass es gestattet wird, Dinge zum Verzehr mit den Zuschauerraum zu nehmen. Das ist in meinen Augen ein absolutes Unding. In der Pause sah es in unserer Reihe auch entsprechend aus: Reichlich Popcorn lag auf dem Boden herum. Damit aber nicht genug: In der Pause wurde auch noch, wie im Kino üblich, Eis und sonstiger Naschkram im Zuschauerraum verkauft. Für Bernd und mich wurden Erinnerungen an unsere Theaterbesuche in London wach. Dort ging es ähnlich zu wie gestern Abend im kTS, nur noch viel schlimmer.
Der Herr auf dem Platz neben mir sagte zu seiner Frau, dass er nicht mehr kommen würde, wenn das so weitergeht. Ich sprach ihn daraufhin an. Das Ehepaar hat ein Abo, sie kommen also regelmäßig zu den Theateraufführungen. Aber so schlimm wie es gestern Abend war, wäre es noch nie gewesen. Aber sie hatten wohl schon ähnliche Erfahrungen gemacht.
Ich kann ja verstehen, dass man seitens der Theaterleitung noch ein paar Euro nebenbei verdienen möchte, aber wenn das auf Kosten der Qualität eines Theaterbesuches geht, ist das Fehl am Platz. Und wenn sich Abonnenten überlegen, ihr Abo nicht zu erneuern, sollte sich die Theaterleitung mal überlegen, ob das, was da gestern Abend passierte, in ihrem Sinn ist.