Seit fast 12 Jahren wohnen wir jetzt im Elbe-Penthouse. Nachbarn sind zu Freunden geworden in den Jahren. In der Anfangszeit haben wir uns ganz spontan mal zum Kaffee getroffen mit riesigen Tortenstücken von Café Koch. Oder wir haben mal Resteessen gemacht.
In 12 Jahren hat sich einiges verändert: Der Gatte hat einen Job, der ihn auch samstags fordert, und das bis in die frühen Abendstunden. Manchmal hat er nur den Sonntag als einen freien Tag weil er am Montag wieder arbeiten muss, also hat er dann nur einen freien Tag am Stück. Wer will es ihm verdenken, wenn er diesen Tag der Rekonvaleszenz widmet als sich dem gesellschaftlichen Parkett hinzugeben. Kürzlich erinnerten wir uns mit unseren benachbarten Freunden der spontanen Gelegenheiten und wie schön und ungezwungen das doch gewesen ist.
An diesem Wochenende nahm ich den Faden mal auf. Nach unserem nachmittäglichen warmen Essen schlug ich vor, ein Tablett mit 4 gefüllten Gläsen und einer angebrochenen Flasche Williamsbirne herzurichten, an der Nachbarstür zu läuten und um Einlass zu bitten. Wer will das schon im Angesicht der flüssigen Köstlichkeit verwehren?
Fast 2 Stunden unterhielten wir uns über dies und das und jenes. Als unsere Flasche geleert war, holte Herr Nachbar noch einen Nachschub aus den Tiefen seines Vorrats (sowas trinken wir ja eigentlich nicht!). Na ja, wir haben uns geopfert und nun sind sie von dieser Last befreit. Ich muss sagen, dass es geschmacklich wirklich eine Last war, die da schlummerte. Aber wir scheuen ja vor fast nichts zurück und „ekeln uns das so runter“ (ein Spruch in Gedenken an meinen Großvater väterlicherseits).
Nichts geht über eine gute Nachbarschaft und auch meine Erfahrung ist, dass man zurück bekommt, was man selbst einbringt. Und da meine ich natürlich nicht die Vorräte, sondern die gegenseitige Achtung. Im Bedarfsfall auch Hilfeleistung.
Wir sind in der kleinen Stadt an der Elbe zugereiste und kannten niemanden. In der Bauphase haben wir aber bereits nette Kontakte knüpfen können, die sich im Lauf der Jahre zu einem ziemlich großen Freundeskreis entwickelt haben, der bis über die Elbe nach Niedersachsen reicht.