Im Mehr! Theater am Hamburger Großmarkt gastierte die Tourproduktion des Musicals Flashdance. Gestern Abend sahen wir die vorletzte Vorstellung. Nach der letzten Vorstellung in Hamburg zieht die Show weiter.
Es war unser erster Besuch dieses Theaters, welches sich in einer denkmalgschützten Halle des Lebensmittelgroßmarktes befindet. In den Hallen links und rechts des Theaters sind noch Gemüse- und Obstlager untergebracht. Das Theater ist u.a. über eine der großen Hamburger Einfallstraßen zu erreichen. Aufgrund der Sperrung der Straße an diesem Wochenende schickte ich eine Mail an das Theater mit der Anfrage, ob es über diese Straße erreichbar sei. Ich bekam eine Antwort mit einem positiven Bescheid. Dass ich überhaupt eine Antwort erhielt bewertete ich schon mal positiv.
Bei der Anfahrt über das weitläufige Gelände, zwischen abgestellten Aufliegern hindurch, wurde wir an jeder Abzweigung von „Parkwächtern“ auf den richtigen Weg gleitet. Der Parkplatz, Parkgebühr 5 Euro, befindet sich direkt vor dem Theater – besser kann es nicht sein.
Nun zum Stück selbst, welches auf der Grundlage des Films Flashdance auf die Bühne gebracht wurde. Den Film habe ich nie gesehen, aber man merkt schon, dass die Geschichte zusammengeschnitten und für eine Bühnenversion bearbeitet wurde weil einzelne Begebenheiten der Story im Nichts verlaufen.
Die vielen Tanzszenen sind toll choreographiert und die Tänzer können wirklich was, da gibt es nichts zu meckern. Die Schauspielkünste einiger Darsteller wirkten auf mich zum teil etwas laienhaft. Der Gesang war größtenteils in Ordnung. Bis zur Pause war ich insgesamt nicht sehr begeistert. Das Glas Wein lockerte mich wohl auf und im 2. Teil war ich mehr angetan von der Inszenierung. Ich sagte zu Bernd, dass ich wohl besser bereits vor der Vorstellung ein Glas Wein hätte trinken sollen.
Ann Sophi Dürmeyer, bekannt als Teilnehmerin beim ESC, konnte zwar tänzerisch und stimmlich überzeugen in der Rolle der Alex Owens, schaupielerisch jedoch nicht, mehrmals verhaspelte sie sich im Text. Sasha di Capri machte, und hatte, eine gute Figur in der Rolle des Nick Hurley. Er hat eine tolle Stimme und er war einer der wenigen auf der Bühne, die auch schauspielerisch eine gute Leistung erbrachten.
Für einige Vorstellungen war Gitte Hænning engagiert für die Rolle der Hannah, Alex‘ Vermieterin und Mentorin. Die wenigen Auftritte, die Gitte in diesem Stück hatte, zeigten was eine gute Schauspielerin ausmacht, nämlich die Ausstrahlung, die Gestik und die akzentuierte Aussprache. Wir freuen uns schon auf den Juni nächsten Jahres, wenn wir Gitte wieder in einer Hauptrolle, nämlich als Norma Desmond in dem Musical Sunset Boulevard, sehen dürfen.
Hannah zur Seite stand die Haushälterin Louise, gespielt von Tanja Rübcke, einer Schauspielerin, die u.a. auch auf der Bühne des Ohnsorg Theaters zu Hause ist. Tanja Rübcke hatte zwar nur eine kleine Rolle, die sie aber toll ausfüllt und in Erinnerung bleibt.
Die Bühnenausstattung kommt mit wenigen Versatzstücken aus, wird aber durch LED-Projektionen zum Leben erweckt. Früher hatte man gemalte Kulissen, die vom Schnürboden heruntergelassen wurde. Heute macht man das mit LED-Projektionen, die viel realistischer sind. Da gab es wirklich nichts zu meckern. Die Kostüme waren zum teil recht billig und die Perücken, also die waren größtenteils wirklich schrecklich und billig gemacht – Tourproduktion eben.
Und was sagt uns das ganze nun? Tourproduktionen sind nicht unbedingt der große Wurf. Und mit einem Glas Wein vor der Vorstellung hätte mir auch der erste Teil wohl besser gefallen.
Ab Frühjar 2020 wird im Mehr! Theater Harry Potter auf der Bühne stehen. Zu diesem Zweck soll das Theater aufwändig umgebaut werden da die Story Szenen enthält, die ohne große Technik nicht möglich sind. „Harry Potter und das verwunsche Kind“ wird in 2 Teilen aufgeführt. Wahlweise kann man sich beide Teile an einem Abend anschauen oder an 2 Abenden hintereinander. Ich tendiere zur 1. Version. Die Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ dauert auch 5 Stunden und wird nicht für 2 Abende geteilt. Wir werden uns das Stück, es ist kein Musical (!), anschauen, allein wegen der Technik.