ESC 2017 – Portugal gewinnt

Zum ersten Mal in der Geschichte des ESC hat Portugal diesen gewonnen. Was heißt Portugal, gewonnen haben der Interpret Salvador Sobral und seine Schwester Luisa, die den Song geschrieben hat. Im nächsten Jahr findet der größte Musikwettstreit der Welt also in Portugal statt. Mal sehen, was die Portugiesen für eine Show auf die Beine stellen. Besser als die Show in Kiew wird sie sicherlich.

Mich reißt der Gewinnersong nicht vom Hocker. Mein Favorit war Rumänien mit „Yodel It“, gefolgt von Moldau mit „Hey Mamma“ und Belgien mit „City Lights“. Wobei ich auch Belgien gern auf dem ersten Platz gesehen hätte oder Moldau. Jedem der Titel hätte ich 12 Punkte geben können. Moldau hat es immerhin auf den 3. Platz geschafft und Belgien auf den 4., ich lag also gar nicht so verkehrt. Auch Rumänien ist noch in den Top Ten. Was Australien auf dem 9. Platz soll erschließt sich mir nicht. Ich will ja nicht sagen, dass Deutschland der 9. Platz gebührt hätte, aber Australien hätte unser 25. Platz gut zu Gesicht gestanden.

So schlicht wie der Siegertitel aus Portugal wurde auch „Perfect Life“ von Levina aus Deutschland präsentiert. Der vorletzte Platz ist wirklich nicht angemessen, wie auch die Platzierungen von Ungarn, Armenien, Aserbaidschan und Kroatien im Mittelfeld unangemessen sind.

Egal wie es ausgegangen ist, wir hatten mit unseren Freunden einen vergnüglichen Abend mit gemeinsamen Spargel und Kartoffeln schälen und dann natürlich auch essen. Zum Dessert gab es eine selbstgemachte Torte mit Feuerwerk, den vielen Flammen auf der Bühne in Kiew durchaus ebenbürtig.

Vielen Dank an Claudia und Thomas, die in diesem Jahr ihre Wohnung und den Spargel zur Verfügung gestellt haben sowie den anderen Freunden, die mit Schinken, Torte, Schnaps und Naschereien den Abend bereichert haben. Und Dank auch an Bernd und mich, wir waren für den Wein zuständig, und natürlich darf ich Ossi nicht vergessen, der auch in diesem Jahr wieder die Votingsheets gebastelt und zum Download auf seiner Homepage zur Verfügung gestellt hat.

8 Gedanken zu „ESC 2017 – Portugal gewinnt

  1. ossi1967

    Aah… das schaut alles sehr festlich aus! Dem Anlaß entsprechend. (Egal ob der Anlaß nun der gute Spargel oder der ESC ist. *gg*)

    Daß Deutschland wieder mal so schlecht abgeschnitten hat (und ich als Österreicher darf das so sagen, wir haben ja die hinteren Plätze auch meistens fix gebucht) find ich dann gar nicht so unangemessen. Bitte nicht übersehen: Auch in Deutschland selbst war „Perfect Life“ ein Totalflop. Seit 2003 (Lou, „Let’s Get Happy“) hat sich kein deutscher Song selbst im Heimatland so miserabel verkauft wie „Perfect Life“. Warum sollte dann das Publikum in Europa ihn ins Herz schließen, wenn nichtmal die Deutschen ihn mögen? Und, wie Du immer richtig sagst: Auf den Song kommt es an. Da spielts keine Rolle, ob Levina jetzt professionell agiert hat oder nicht. (Ganz abgesehen vom Lied, das uns ungeduldig zu Nüßchen greifen ließ, fand ich ihren Auftritt, vor allem ihre Stimme, auch sonst ein bißchen irritierend.)

    Im Gegensatz dazu war zB der Beitrag aus Ungarn (so wie viele andere Songs) bereits vor dem Finalabend in den europäischen Charts erfolgreich. Da kann man also davon ausgehen, daß Joci Pápai nicht nur den Geschmack der ESC-Blase getroffen hat.

    (Und „Yodel It!“ geh ich mir jetzt ganz offiziell kaufen. Ich will ein Zeichen für „disposable music und fireworks“ setzen – und ich find den Alex Florea zum Abbussln fesch. *LOL*)

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    1. Hans-Georg

      Wie gestern Abend nach dem Debakel erwähnt wurde, hat „Perfect Life“ seinerzeit 69 Prozent der Stimmen bekommen, also war die Zustimmung in D nicht gerade klein.
      Warum man sich den Titel aus Ungarn so im Vorfeld so erfolgreich war, ts ts, das hört man sich max. 3 x an und dann vergisst man es doch ganz schnell. Verstehen kann man ja eh nicht, was der Typ da rumjammert.
      Kaufst du dir „Yodel It!“ weil dir der Alex Florea so gut gefällt? Dann hat die Musik eigentlich ihr Ziel verfehlt.

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      1. ossi1967

        „69% der Stimmen“ klingt natürlich beeindruckend. Da fragt man sich dann aber umso mehr, warum der Song so einen Bauchfleck hingelegt hat am Markt. Bei genauerer Betrachtung sieht man, warum das so war:

        Es haben eh schon nur relativ wenige Menschen zugesehen bei „Unser Song 2017“. Offenbar haben Künstler und Sendungskonzept nicht so sehr interessiert. Von den im Schnitt 3,14 Millionen Zusehern haben dann über 95% überhaupt nicht angerufen. Die haben weder „Perfect Life“ noch „Wildfire“ ansprechend gefunden. (Ganz ehrlich: Das war aber auch die Wahl zwischen hell-mittel-beige und mittel-mittel-beige.) Nur gut 3% der Zuseher fanden „Perfect Life“ einen Anruf wert. 100.407 Anrufe waren das, um genau zu sein. 100.407 Anrufe… daraus würd ich keine Rückschlüsse auf die Zustimmung in einem 80-Millionen-Staat ableiten wollen. (Wobei ich beim Umrechnen in „3% der Zuseher“ ja noch vom Optimalfall ausgehe, nämlich daß pro Mann und Nase nur 1x angerufen wurde… Meiner Erfahrung nach ist das komplett lebensfremd. Viel wahrscheinlicher ist, daß es nur 50.000, 30.000 Anrufer für diesen Song gab, die halt die Wahlwiederholung bemüht haben.)

        Das ungarische Origo ist so ein Gegenentwurf: Berührt gleich beim ersten Mal emotional, ist ein Ohrwurm und bleibt hängen, hat aber gleichzeitig genug Fremdartigkeit, um auch nach mehrmaligem Hören interessant zu bleiben. (Den Hinweis auf die Fremdsprache hast Du ja wahrscheinlich eh nicht ernst gemeint.) Kein Megahit, keine internationale Nummer eins, verkauft sich aber durchaus gut und wurde auch mit Punkten belohnt.

        Zu „Yodel It!“: Das hör ich seit Wochen (wie beschrieben: ganz geheim mit dem Kopfhörer, weil ich mich so genier dafür). Ich wär nicht auf die Idee gekommen es zu kaufen, nur weil ichs hören will. (Interessantes Thema: Wann kaufe ich noch Musik des Hörens wegen? Bei Musiktheater am ehesten. Da klickt man sich nicht gedankenverloren von einem Track zum nächsten, sondern will die vollen drei Stunden konzentriert durchhören.) Nein, beim Kaufen gehts ums Zeichen nach außen. Ein kostenpflichtiger Download mehr. Vielleicht der eine, der auch über den Platz in den Charts entscheidet. (In Österreich reichen AFAIK schon 3stellige Verkaufszahlen für einen Platz in den Hitparaden.) Vielleicht hält der Herr Sobral es für „disposable music“, aber ich hab den Yodelsong gekauft vor dem Disposen und nicht sein Lied. 🙂 – Und daß der Alex fesch ist, zählt da durchaus mit. Er soll sich halt freuen über 100 statt 99 Downloads in Österreich. Auch ein fescher, wohlriechender Taxler bekommt von mir zwecks Freudenstrahlenlächelns doppelt so viel Trinkgeld.

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        1. Hans-Georg

          Ob etwas berührt oder gar als Ohrwurm hängenbleibt ist doch immer eine Frage der persönlichen Einstellung, des persönlichen Geschmacks. Ich fand es einfach nur grässlich und ich habe wirklich nichts von dem verstanden, was er da gejammert hat.
          Ein Taxler soll seinen Job machen, ebenso wie ein Kellner oder ein Steward oder das Houskeeping, was ja eh meist unsichtbar tätig ist. Wenn jemand nicht fesch ist, macht er seinen Job vielleicht sogar besser als einer, der es ist. Das ist ja schon fast diskriminierend, wenn ich jemandem mehr Trinkgeld gebe, nur weil er fescher ist als jemand anderes, der halt nichts dafür kann, wenn er nicht so fesch ist.

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          1. ossi1967

            Deinen persönlichen Geschmack nimmt Dir auch keiner, der steht ja hier nicht zur Debatte. Ausgangspunkt war die Stelle in Deinem Text, an der Du schreibst, der vorletzte Platz für „Perfect Life“ wäre „nicht angemessen“ gewesen, genausowenig wie das relativ gute Abschneiden Ungarns. Und da kann man eben doch ganz abseits des subjektiven Geschmacks Argumente finden, die beide Ergebnisse sehr sehr angemessen erscheinen lassen. Eben das schlechte Abschneiden des Songs bereits im deutschen Vorentscheid mit nur 3% der Zuseher; der Totalflop in den deutschen Charts; die Tatsache, daß „Perfect Life“ es nicht in die Top 100 der europäischen Download-Charts geschafft hat (Ungarn: Platz 33)…

            „Unangemessen“ wäre das schlechte Ergebnis beim ESC, wenn der Song sonst überall Erfolg hätte. Oder, sind wir mal halb so streng, wenn er wenigstens *irgendwo* Erfolg hätte. Dann könnte man sich wundern, woher der vorletzte Platz kommt, könnte die Entscheidungsfindung oder das Abstimmungssystem für „unangemessen“ halten. Aber so?

            Beim Taxitrinkgeld seh ichs halt so: Das Trinkgeld steigt im Ausmaß meines Wohlbefindens. Wenn ich 20 Minuten lang in einem kleinen Auto mit einem Mann allein bin, dann beeinflussen ein attraktives Äußeres und ein zu meinem Immunsystem kompatibler Körpergeruch mein Wohlbefinden natürlich sehr. Lieber ein fescher Latin Lover, der mich mit seinen Pheromonen benebelt, als ein nach Irisch Moos müffelnder Schiachpercht. Der Effekt ist ja, daß Trinkgeldspenden die Dienstleister egal welchen Gewerbes anziehen wie das Licht die Motten. Die feschen unter ihnen wissen schon: Da gibts was zu holen. Also stellen sie sich gerne beim Standplatz um die Ecke an in der Früh, wenn ich typischerweise losfahre. Der optisch weniger erfreuliche Fahrer hat keinen Grund, „meinen“ Standplatz zu bevorzugen. Also bin im Endeffekt ich derjenige, der den Vorteil genießt. 🙂

          2. Hans-Georg

            Man kann natürlich alles von allen Seiten beleuchten und hin- und herrechnen bis es passt. Musik kann man aber nur subjektiv beurteilen und nicht nach Verkaufs- oder Downloadzahlen. Wer sagt, dass alle Zuschauer, die am Samstag abgestimmt haben, sich die Titel auch runtergeladen haben? Kann es nicht sogar so sein, dass viel mehr Menschen sich den einen oder anderen Song geladen haben, obwohl ihnen der ESC selbst völlig egal ist? Es soll ja schon Titel in die Charts geschoben worden sein, weil die Produzenten sie massenweise geladen haben weil sie eigentlich ein Flop sind.
            Genauso unangemessen wie unser vorletzter Platz ist Australien auf Platz 9, da war euer Mann im Mond ja sogar noch besser.

          3. ossi1967

            Du beginnst mich zu überfordern. Ja natürlich, das mit berühren und so ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, so weit waren wir ja schon längst und da sind wir uns ja auch einig. Genau deswegen kanns ja für die Frage, ob irgendein Ergebnis „angemessen“ war, auch gar keine Rolle spielen, ob der jeweilige Song Dir oder mir gefällt bzw. eben nicht. Das ist völlig irrelevant.

            Relevant im Kontext des ESC ist, ob die einzelnen Lieder jeweils vielen oder nur wenigen Menschen gefallen haben. Denn das ist sie Idee bei der ESC-Abstimmung: Gefällt ein Lied vielen Menschen, liegt es vorn. Gefällt es nur wenigen, liegt es hinten.

            „Angemessen“ ist ein Ergebnis also, wenn die Reihung am Finalabend auch tatsächlich in etwa diese Reihung widerspiegelt. „Angemessen“ ist also, wenn ein von 10 Millionen geliebtes Lied vor einem anderen zu liegen kommt, das 500.000 ganz OK finden. „Unangemessen“ ist ein Ergebnis, wenn wir Grund zur Annahme haben, daß ein schlecht bewerteter Beitrag in Wahrheit viele Millionen Menschen auf dem ganzen Kontinent anspricht (oder umgekehrt: das Siegerlied kein Ferkerl interessiert). Dann wär was faul am System, am Wertungsmodus, vielleicht auch an der Inszenierung des Auftritts, an der Qualität der Sängerin, an den sich nicht überschneidenden Zielgruppen ESC/Song… Sprich: Dann, und nur dann, macht es Sinn, nach Erklärungen zu suchen. (2016 gabs so eine Situation: Der wahre Abräumer dieses ESC war Frans mit „If I Were Sorry“, das nicht nur unmittelbar darauf alle anderen Songs in den Charts überholt hat, sondern bis heute laufend im Radio gespielt wird. In der Wertung gabs damals aber „nur“ Platz 5. Da kann man schon mal Erklärungen suchen und sich fragen, was schief gegangen ist.) Ansonsten heißt die Antwort eben schlicht: Niemandem außer mir gefällts. Pech für mich, aber eben trotzdem ein angemessenes Ergebnis.

            Jetzt betonst Du einerseits völlig richtig die nicht vergleichbare Subjektivität des Einzelgeschmacks. Andererseits wischt Du alle objektivierbaren Fakten mit „Man kann natürlich alles von allen Seiten beleuchten und hin- und herrechnen bis es passt“ zur Seite. Nein, eben nicht „bis es passt“, sondern bis man halbwegs belastbare Fakten hat, mit denen man die Wertung am Finalabend vergleichen kann. Und siehe da: Tatsächlich deuten alle verfügbaren Zahlen darauf hin, daß „Perfect Life“ nur eine sehr kleine Gruppe von Menschen anspricht. (Wenn – was anzunehmen ist – auch manche Menschen die Songs runterladen, die den ESC gar nicht gesehen haben, dann stärkt das ja dieses Argument nochmal extra. Denn das bedeutet, daß die beim ESC erzielte Reihung auch über den ESC hinaus Gültigkeit hat.) Der ESC hat für Deutschland also im Rahmen seines Regelwerks und Daseinszwecks das einzig *angemessene* Ergebnis gebracht: weit hinten, weil von nur wenigen Menschen geschätzt. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß -zigtausende begeisterte Fans vom voten abgehalten oder sonstwie manipuliert wurden. (Und solangs keinen konkreten Hinweis auf Unregelmäßigkeiten gibt, muß man auch nicht à la „aber die Charts könnten ja manipuliert sein“ Verschwörungstheorien in die Welt setzen.)

            Ich hab grad nochmal die aktuellen Download-Charts nach ESC-Titeln durchforstet und diese in der Reihenfolge ihres kommerziellen Erfolges online gestellt. Das einzige Ergebnis vom Samstag, das rückblickend nicht so ganz angemessen erscheint, ist das von Zypern. Die hätten einen besseren Platz verdient. Ansonsten, scheints, paßt alles dieses Jahr.

  2. Hans-Georg

    Wie ich schon sagte, man kann alles von allen Seiten beleuchten, auch Blogbeiträge jedweder Art oder dazu die Kommentare. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Deutschland unangemessen beurteilt worden ist und da lass ich mich auch nicht von abbringen. Titel, die ganz offensichtlich viel schlechter waren, sind besser bewertet worden als Deutschland.
    Mein Verdacht, dass das politische Gründe haben könnte, den ich bisher noch nicht geäussert hatte (hinterher ist es immer leicht zu behaupten: Daran hatte ich auch schon gedacht), wurde gerade durch eine Äußerung untermauert. Joan Bleichert nennt es fehlende Sympathie: http://www.n-tv.de/leute/Aufstehen-Krone-richten-weitergehen-article19843362.html . Das würde dann auch die schlechten Chartwerte erklären, auf die du so viel Wert legst.
    Natürlich kannst du das nun auch wieder analysieren.

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