13. August 2016 – Le Havre
Mittlerweile haben wir beschlossen, das Frühstück nur noch im Restaurant Atlantik einzunehmen. Im Restaurant Anckelmannsplatz ist es uns zu ungemütlich und irgendwie sind die Leute da anders – vorsichtig ausgedrückt, oder besser gesagt: Das Publikum passt sich den Stilen der Restaurants an.
Das Restaurant Anckelmannsplatz ist gut am Mittag für den kleinen – oder großen – Hunger zwischendurch. Und auch am Abend lässt es sich da gut aushalten wenn man keine Lust auf ein 5-Gänge-Menü hat.
Auch in Le Havre waren wir 2013 und 2014. 2013 hatten wir einen Ausflug nach Honfleur gebucht. Wegen Regens haben wir den abgesagt. Auf unserer Hochzeitsreise 2014 hatten wir einen wundervollen Ausflug zum Klosterfelsen im Watt, Mont Saint Michel. Dieses Mal wollten wir uns Le Havre anschauen. Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt fast vollständig zerstört. Nach Plänen und Ideen des Architekten Auguste Perret wurde die Stadt in moderner Betonarchitektur wieder aufgebaut. 2005 wurde die Innenstadt von Le Havre Weltkulturerbe der UNESCO. Unsere App leistete gute Dienste, die vorgemerkten Sehenswürdigkeiten zu finden.
Nach dem Frühstück begannen wir unseren Stadtrundgang bei bedecktem Himmel, was bei solchen Unternehmungen ja nicht verkehrt ist. Ein wenig gewöhnungsbedürftig waren die bewaffneten Patroullien mit sichtbaren Waffen in der Hand. Ob die im Fall eines Falles was ausrichten können, lassen wir mal dahingestellt.
Wahrzeichen der Stadt ist die St.-Joseph-Kirche. Der Turm ist 107 m hoch und vom Inneren der Kirche kann man bis oben hin in ihn hineinschauen. In der Kirche wird klassische Musik „vom Band“ gespielt. Bernd ist eigentlich nicht so der Kirchenbesichtiger, aber hier sagte er: Das ist die erste Kirche, in der ich mich hinsetzen, schauen und hören kann. Ich war beeindruckt.
Die Betonkunstruktion besteht aus dem mittlerweile verpönten Sichtbeton. Überall sind die Abdrücke der Schalbretter zu erkennen, die den Beton bei der Erbauung der Kirche in Form gehalten haben. Stört das? Nein, ganz und gar nicht.
Die Kirche Notre Dame ist eins der wenigen Gebäude der Stadt, welche im 2. Weltkrieg nicht zerstört worden sind. Rundherum stehen die modernen Gebäude, die nach dem Krieg errichtet worden sind.
Vor dem Rathaus mit dem Hotel De Ville befindet sich ein großer Park, bunt bepflanzt und mit vielen unterschiedlichen Brunnenanlagen. Ich liebe Brunnen und kann stundenlang dem sprudelnden Wasser zuschauen.
Die Wohngebäude längs der breiten Straßen wirken trotz ihrer größe grazil. Mir ist aufgefallen, dass absolut keiner der Balkone mit Sichtschutz versehen ist. Hier wird ja überall, besonders auch in unserer Wohnanlage, beim Einzug gleich jedes Geländer mit einem Sichtschutz verschandelt. Wenn meine Mieter irgendwann mal ausziehen, werde ich in einem neuen Mietvertrag eine entsprechende Klausel aufnehmen.
Le Havre hat einen kleinen Fischereihafen. Gleich gegenüber ist ein kleiner Markt mit gemauerten Buden, in denen die Fischersfrauen ihr Getier feilbieten, u.a. auch Hummer. Die Buden waren dicht umlagert von Hausfrauen und wohl auch Restaurantbesitzern. Ein Foto zu machen war unmöglich. Auf dem Rückweg zum Schiff war man schon dabei, alles wieder sauber zu machen, man war ausverkauft.
Am Nachmittg klarte der Himmel auf und „Mein Schiff 1“ verließ in der Abendsonne den Hafen von Le Havre. Aus sicherheitsgründen wurde der Pool, wie jeden Abend, durch ein Netz abgesperrt. Bald ging die Sonne unter und wir nahmen Kurs auf die Biscaya. Es wird spannend, wie das Wetter dort wird.
14. August 2016 – 2. Seetag
Heute Morgen gab es wieder ein Extra für Edwin und Paul John, die Boys vom Housekeeping. Als Dank fanden wir später einen Schmetterling auf unseren Kojen. Die Beiden sind wirklich total nett. Wenn wir morgens auf dem Weg zum Frühstück sind und wir treffen uns im Kabinengang, haben sie immer ein freundliches Wort für uns.
Die Highlights an einem Seetag:
Frühstücken – Cocktail – Mittagessen – Cocktail – Kuchenbuffet – Cocktail – Abendessen – Cocktail.
Zwischendurch lustwandelt man über die Decks und guckt wie die anderen gucken, schaut beim Obst- und Gemüseschnitzen zu oder trinkt alkoholfreie Melonenbowle mit ganzen Früchten. Wer noch nicht genug gegessen hat, konnte sich am mediterranen Buffet laben und die Kalorien dann beim Shuffleboard oder Tanztee wieder abtrainieren.
An diesem Tag gab es aber noch mehr zu sehen, z.B. die Taube, die sich mitten auf See auf einer Flaggenleine ausruhte. Mein persönliches Highlight war aber ein anderes: Wir hatten es uns auf unserer Veranda gemütlich gemacht und gelesen, und schauten auf das Wasser und wieder gelesen. Und dann stand ich an der Reeling und scannte mit meinen Augen 180 Grad Meer, von achtern nach vorn, bis zum Horizont und wieder zurück von vorn nach achtern und nochmal von achtern nach vorn. Die See war leicht bewegt mit leichten Schaumkronen. Und wie ich da so stand und nach vorn schaute, bemerkte ich eine Gischt, die eigentlich bei diesem Wetter nicht hätte sein können, wie eine kleinen Fontäne. Ich konzentrierte mich auf den Bereich – und da war es wieder, tatsächlich, eine kleine Fontäne – ein Wal! Und dann sah ich wirklich ganz kurz den schwarzen Körper wie er sich nach Backbord entfernte. Zum Fotografieren war er zu weit weg und man weiß ja auch nie, wo er wieder auftaucht.
Eine Weile konnten wir die kleinen Fontänen noch sehen bevor sie sich in der Ferne irgendwo im nichts verloren.
Spät am Abend war Nummer 90 dran. Die erste Flaschenpost, die Ina uns mitgegeben hatte, wurde auf den Weg ins Ungewisse geschickt. Ich stellte mich auf unserer Veranda an die Reeling. Bernd hatte in der Kabine den Fotoapparat in Stellung gebracht um eine Aufnahme vom Bildschirm zu machen mit der Position des Schiffes wenn die Flasche auf das Wasser trifft. Ich rief „jetzt“ und Bernd drückte auf den Auslöser. Damit war dann die Position dokumentiert. Zu was die Technik auch alles möglich ist.
Das Titelbild zum heutigen Eintrag ist das Kielwasser der „Mein Schiff 1“ auf dem Weg von Le Havre nach La Coruna. Wer sich die Farben genau anschaut wird feststellen, dass das genau die Firmenfarben sind, die TUICruises für seine Schiffe und für die Informationsschriften benutzt: Dunkelblau sind die Schiffe lackiert, hellblaue und weiße Schriftzüge an den Bordseiten. Die Homepage von TUICruises ist auch hellblau gestaltet. Da hat jemand eine gute Beobachtungsgabe gehabt und die Farben des Meeres verwendet. Toll!
15. August 2016 – La Coruna
Wie Sie sehen, sehen sie nichts! So könnte man den heuten morgen bezeichnen. Dichter Nebel lag über dem Hafen als wir aufwachten. Von unserer Veranda beobachteten wir, wie das Passagierschiff „Balmoral“, welches wir gestern auf See überholt hatten, in den Hafen einlief. Zum Glück lichtete sich der Nebel nach dem Frühstück. Apropo Frühstück:
Mutter und Sohn, ca. 12 Jahre alt, wuselten um das Buffet herum und suchten sich ihren Kram zusammen. Der Junge hatte schon Rührei auf dem Teller und suchte nach der passenden Zutat, den Teller in leicher Schieflage. Mutter sah das und rief entsetzt: Kevin, pass auf deine Eier auf!
Dem ältesten noch aktiven Leuchtturm der Welt, dem Herkuklesturm, hatten wir vor 2 Jahren schon einen Besuch abgestattet. Heute war unser Ziel der Elevador Monte de San Pedro, ein futuristisch anmutender, kugelförmiger Schrägaufzug.
Blauer Himmel über der Stadt war dem Nebel gewichen als wir uns durch die Straßen zum anderen Ende von La Coruna auf den Weg machten. Aber dort zogen wieder dichte Nebelschwaden vom Atlantik in die Stadt. Es war eine sehr eigentümliche Stimmung, fast unheimlich. Der Nebel, mal mehr mal weniger dicht, sollte uns auf dem Weg zum Elevador begleiten. Uns war schon klar, dass es keinen Sinn machen würde, auf den Hügel hinaufzufahren. Und dann stellten wir auch noch fest, dass der Betrieb wegen des Feiertages Asunción de la Virgen (Mariä Himmelfahrt) erst später aufgenommen werden würde. Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf den Rückweg zum Hafen.
In der Altstadt und am Hafen schien wieder die spanische Sonne vom blauen Himmel. Kurz nachdem wir am späten Nachmittag den Hafen verlassen hatten, konnten wir beobachten, wie die dicken Nebelschwaden wieder Besitz von der Stadt ergriffen. Sehr mystisch war’s in der Kristallstadt.
Am Abend haben wir die Gutscheine für unsere Geburtstage eingelöst und haben im Restaurant Surf & Turf diniert. Der Service dort ist hervorragend, aber eigentlich ein wenig übertrieben. Egal, schön war’s dann doch.
16. August 2016 – Seetag und Ankunft in Lissabon
In der Nacht mussten wir die Uhren um 1 Stunde zurückstellen. Portugal hat die gleiche Zeit wie England. Da der letzte Hafen auf dieser Reise Southampton war, also ganz praktisch, da man nicht ständig die Uhrzeit ändern muss.
Die Reise von La Coruna nach Lissabon dauerte 24 Stunden, Zeit zu entspannen und auf das Meer zu schauen. Und wieder mal gab es im Wasser etwas zu entdecken: Tümmler, eine kleine Delphinart! Ein ganzer Schwarm war zu sehen, aber wieder nicht fotogeeignet. Bernd hat versucht, die kleinen Viecher mit der Videokamera einzufangen. Wir müssen mal sehen, ob das Material verwertbar ist.
In der Mündung des Tejo begegnete uns das Passagierschiff „TUI Discovery“. Das Schiff wird vom Britischen TUI-Ableger Thomson vermarktet. Voraussichtlich im Mai 2018 wird auch unser reisender Zweitwohnsitz, die „Mein Schiff 1“ zu Thomson wechseln. TUICruises und Thomson gehören übrigens zu Royal Caribbean Cruises, wie noch ein paar andere Kreuzfahrtunternehmen. Bei der Begegnung der beiden Schiffe wurde natürlich die international übliche Begrüßung mit 3 x lang aus den Schiffstyphonen ausgetauscht.
Die Fahrt von der Mündung des Tejo bis zum Liegeplatz des Schiffes dauert eine gute Stunde. Wir passierten den Turm von Belem, das Entdeckerdenkmal und fuhren dann unter der Ponte 25 de Abril. Kapitän Mats Nelson drückte auf den Knopf und das Typhon erschallte 3 x lang direkt unter der Brücke. Gänsehaut! Gleich rechts hinter der Brücke steht auf einem Hügel eine Christusstatue. Auf dem Tejo fährt übrigens eine alte Hamburger Hafenfähre, St. Paul heisst sie. Weiter ging es vorbei am Praca do Comercio (Platz des Handels) zu unserem Liegeplatz ganz nah am Alfama-Viertel mit seinen engen und steilen Gassen.
Nach dem Abendessen machten wir uns gestärkt auf, das Alfama-Viertel zu erkunden. Wir hätten vielleicht weniger essen sollen um den steilen Anstiegen besser gewappnet zu sein. In Lissabon muss man autofahren können. In engen kleinen Gassen auf kleinstem Raum einparken, das will geübt sein. Große Autos sieht man auch gar nicht. Wer hier wohnt, der hat keinen Platz für eine Limousine.
Zahlreiche Restaurants sorgten in den Gassen für eine gemütliche Stimmung. Von einem Aussichtspunkt hatten wir einen tollen Blick auf „unser“ Schiff. Wir suchten uns den Weg bergab zum Praca do Comercio. Dann ging es zurück zum Schiff. Bei unserer Rückehr schauten wir noch eine Weile den tanzenden Teens auf der Poolparty zu.
17. August 2016 – Lissabon
Für heute hatten wir uns vorgenommen, den Anstieg zum Castello de Sao Jorge zu machen und Lissabon von oben zu bewundern. Doch vor der Bewunderung kommt die Kraftprobe.
Es ist wirklich nicht so leicht, in den steilen Gassen emporzusteigen. Dazu kommt, dass man sehr aufpassen muss, ob nicht um die nächste Ecke ein Wagen kommt, es heißt also, immer schön an der Hauswand entlang gehen. Aber wenn man dann oben ist, wird man wirklich belohnt. Lissabon von oben zu betrachten, ist einfach toll und beeinruckend.
Als wir meinten, wir hätte genug geguckt, wurde es voll da oben. Da wir schon gleich nach dem Frühstück losgegangen sind, hat man den Vorteil, dass es erstens noch nicht allzu warm ist und zweitens, dass viele Plätze noch nicht so überlaufen sind.
Viele Fassaden sind mit bunten Kacheln verziert, die manchmal auch nur zu einem Bild zusammengesetzt sind. Wer gehbehindert ist, hat es in Lissabon nicht leicht. Manche Wohnhäuser liegen an engen Gassen, die nur aus Stufen bestehen. Nicht mal ein Taxi könnte da hindurch fahren. Wir haben wirklich eine alte Dame in Haustür stehen sehen, die Beine gewickelt, in einer Hand eine Einkaufstasche. Die Stufen hinunter, das mag ja noch gehen, aber mit den Einkäufen wieder hinauf, die arme Frau!
Lissabon auf eigene Faust entdecken, stehenbleiben und gucken wo und wie lange man will, durch Gassen gehen, die man gerade entdeckt hat, am Ende nach links statt nach rechts drehen – auf geführten Rundgängen bekommt man sicher viele Informationen. Aber wir haben nicht nur in Lissabon die Erfahrung gemacht, dass es uns besser gefällt, nicht in einer Gruppe eine Stadt zu erkunden.
Als Kapitän Mats Nelson am späten Nachmittag das Ablegemanöver einleitete, verließen wir den südlichsten Punkt unserer Reise. Unter der Ponte 25 de Abril war nochmal der übliche Abschiedsgruß zu hören. Beim Turm von Belem ging der Lotse von Bord und es ging nun wieder Richtung Hamburg. Am späten Abend landete Nr. 91 im Atlantik.
Ganz toll hast Du das geschildert. Man ist richtig dabei. Und wunderschöne Fotos! Ich freue mich schon auf den nächsten Teil. LG und noch ein schönes Wochenende – Elke
P.S. hoffentlich hat Kevin seine Eier nicht verloren…😉
Wenn sie gesagt hätte „pass auf DIE Eier auf“, aber DEINE Eier hat sie gesagt.
Auf einer Oster-Kreuzfahrt wäre der Satz ja noch verständlich gewesen 😃. LG Elke
wieder ein toller bericht, schürt ungemein das fernweh *seufz*. umso schöner, dass ich das hier miterleben darf. und ein ganz dickes dankeschön für die „buddeln über bord!“ mit datum, uhrzeit und positionsangabe!!!!