Nach dem Telefonat mit der Dame des Sozialdienstes der Klinik, in der meine Mutter zurzeit untergebracht ist, schnellten meine Blutdruckwerte in ungeahnte Höhen. Was ist los?:
Während der Chefarzt der Dermatologie der Uniklinik Lübeck sich im Entlassungschreiben darüber beklagt, dass meine Mutter und ich es ablehen, für sie eine Pflegestufe zu beantragen und eine Unterbringung in einem Heim zu organisieren, lehnt dies die Sachbearbeiterin des Sozialen Dienstes der Rehaklinik ab. Ein Eilantrag auf eine Pflegestufe hätte „nach Aktenlage“ keinen Erfolg, meine Mutter sei ja noch fit.
Fit zu sein sieht bei meiner Mutter derzeit so aus:
Sie kann keine Sekunde freihändig stehen. Sobald sie aufsteht greift sie sich irgendwas um sich daran festhalten zu können.
Selbst mit dem Rollator ist das Gehen sehr sehr beschwerlich.
Die Übungen, die der Therapeut mir ihr gestern machen wollte, konnte sie nicht machen.
Das Badezimmer/WC kann sie nicht mehr erreichen, neben dem Bett hat sie jetzt einen Toilettenstuhl.
Zum Waschen bekommt sie einen Schüssel auf den Tisch gestellt an dem sie sich dann im Sitzen waschen muss.
Sie hat das Pflegepersonal gebeten, ihr mal den Rücken zu waschen.
Sie ist nicht in der Lage, sich selbst die Füße zu waschen.
Sie ist nicht in der Lage, sich die Haare zu waschen. Übrigens gehört es zum Lebensstandard, 3 x in der Woche die Haare zu waschen – lt. Anweisung für Gutachter zur Pflegestufe.
Sie ist nicht in der Lage, allein zu duschen.
Aufgrund ihre unsicheren Standfestigkeit wäre sie nicht mal in der Lage, sich eine Scheibe Brot zu machen. Wie soll das gehen, wenn sie sich mit beiden Händen festhalten muss und dabei noch Brot und Belag zurechtlegen?
Eine Rückkehr in ihr zu Hause würde eine körperliche Gefährdung bedeuten da sie mit dem Rollator weder in das Schlafzimmer, noch in die Küche und ins Bad kommt. Wenn sie dort fällt und sich was bricht oder den Kopfaufschlägt, ist meine Mutter definitiv ein Pflegefall!
Meine Mutter hat sich damit abgefunden, dass sie in ein Heim muss. Nur das Heim nimmt keine Leute auf, die keine Pflegestufe haben. Am Dienstag habe ich ein persönliches Gespräch mit der Dame vom Sozialdienst. Wenn das uns nicht weiterbringt, hoffe ich auf auf die Unterstützung des Chefarztes der Uniklinik, in die sie Ende nächster Woche wieder für eine weitere Behandlung kommt.
Falsche Reihenfolge: erst die Oberen (z.B. Chefarzt etc…) konsultieren, dann entsprechend gecoacht in das Gespräch mit dem medizinischen Dienst gehen. Sei zu dem Chefarzt rückhaltlos offen und frag, wie Du vorgehen sollst, damit Ihr Erfolg habt. Und diese Dates mit dem medizinischen Dienst dürfen nie, niemals ohne Dich oder einen anderen Angehörigen stattfinden. Sonst reissen die ihre Testfragen rubbedizuck runter und kommen immer zu einem Ergebnis, dass Ihr nicht wollt. Und der Patient muss vorher gut gecoacht werden, dass er nicht ganz stolz verkündet, was er noch alleine kann, auch, wenn das nur sekundenlang sein kann. Ich drück die Daumen und wünsche viel Glück! Hartnäckigkeit zahlt sich hier aus! LG Elke
Moin Elke.
Hm, vielleicht hast du überlesen, dass ich von 2 verschiedenen Institutionen spreche.
Es war der Chefarzt in der Uniklinik, der sich für eine Pflegestufe und Heimunterbringung ausgesprochen hatte. Das Entlassungschreiben, in dem das Vermerkt ist, liegt der Rehaklinik vor, in der sich meine Mutter zurzeit befindet.
Solle das Gespräch am Dienstag nichts bringen, werde ich sofort eine Mail an den Chefarzt der Uniklinik schicken, wo sie ja Donnerstag wieder hin muss.
Meine Mutter wird seit Wochen auf die Begutachtung vorbereitet, die ja eigentlich gestern schon bei ihr zu Hause stattfinden sollte.
In der Klinik, sei es Reha- oder Uniklinik, wird ein Eilantrag „nach Aktenlage“ gestellt. So wie ich das vertanden habe, wird da seitens des MDK keine persönliche Einschätzung vorgenommen. Die Ärzte füllen wohl eine Art Fragebogen über den Zustand der Patienten aus. Danach kann der MDK entscheiden, ob eine Pflegestufe notwendig ist. Das hat dann für 6 Monate bestand und dann wird eine persönliche Begutachtung des Patienten nachgeholt.
Nee, ich hab nix überlesen. Da ich eine ganze Weile Chefarztsekretärin in einem der grössten Kölner Krankenhäuser war (internistische Abteilung), weiss ich genau, wie bei sowas der „Hase läuft“. Daher dachte ich, es wäre intelligent, die Marschrichtung durch den ja schon eh auf Eurer Seite stehenden Chefarzt vorzugeben. Dass er in einem anderen Khs ist, spielt doch gar keine Geige. Er weiss genau, wie Du/Ihr zum Ziel kommst/kommt. Das war mein Plan. Ich wünsche Euch wirklich viel Glück und vor allem Ausdauer und Zähigkeit. Anders kommt Ihr nicht zum Erfolg! LG und schönes Wochenende – Elke
OK Elke, alle Klarheiten beseitigt. Danke für die guten Wünsche, die können wir wirklich gebrauchen. Auch für euch ein schönes Wochenende!
Der Pflegegrad lässt sich unabhängig von der Einrichtung beantragen. Einfach bei der zuständigen Pflegekasse anrufen, diese leitet dann das Verfahren ein.
Bei der Begutachtung ist empfehlenswert anwesend zu sein, aber nicht eingreifen.
Ich hatte es so verstanden, dass der sogenannte Eilantrag nur durch den Sozialdienst der Einrichtung auf den Weg gebracht wird. Als ich den Termin für gestern bei meiner Mutter zu Hause abgesagt hatte, habe ich das Thema mit dem MDK besprochen weil ich dachte, der könnte dann ja in die Reha kommen. Dem hat die Dame aber widersprochen und auf den Sozialen Dienst verwiesen.
Hallo Hans-Georg,
als meine älteste Schwester letztes Jahr schwer krank wurde und nach dem Krankenhausaufenthalt in eine Kurzzeitpflege mußte, habe ich bei der Krankenkassen angerufen und von dort Antragsformulare bekommen. Dann lief alles weitere über die Krankenkasse, ich bekam auf Grund der Dringlichkeit auch schnell einen Termin mit dem Sozialmedizinischen Dienst. Das hat alles reibungslos geklappt (obwohl ich mich auch schon auf einen längeren Kampf eingestellt hatte).
Ruf doch einfach mal bei der Kasse an, und laß Dich beraten!
Glückauf!
Birgit
Hallo Birgit!
Die Option, die Krankenkasse anzurufen und mich beraten zu lassen, habe ich auch im Hinterkopf. Ich glaube, in der nächsten Woche werde ich ziemlich aktiv.
Das kann ich Dir noch empfehlen. Schließlich sind es im Endeffekt auch die Pflegekassen, die entscheiden.
Auf jeden Fall werde ich im Blog schreiben, wie es weitergeht.
Ich war etwas im Zweifel, über diese doch sehr persönlichen Dinge zu schreiben. Der Grund, es zu tun, ist der, dass vielleicht andere Betroffene das finden und eine Idee bekommen, wie man verfahren kann.
Ja, ich wußte eigentlich gar nicht wie ich vorgehen sollte, weil es sehr überraschend kam….
Habe ein Arbeitskollegin, die wohl schon mehr Freundin ist, gefragt und von ihr den Tipp mit der KK bekommen und auch gleich eine gute Empfehlung für die Kurzzeitpflege.
Die hat meiner Schwester wirklich gut getan, sie hat sich wieder richtig aufgerappelt!
Kurzzeitpflege ist bei uns auch noch eine Option. Bei Bedarf ist die ja auch in eine ständige Pflege zu wandeln.
Auch eine gute Möglichkeit, die Einrichtung kennen zu lernen….
Obwohl, da Deine Mutter ja schon sehr betagt ist, sollte man ihr auch nicht zuviel zumuten, also vorher schon genau inspizieren und dann das möglichst Beste auswählen…. da ja auch sehr wahrscheinlich ist, daß sie da dann auf Dauer in ihr eigenes Reich umziehen wird.
Ist nicht leicht, was da jetzt auf Dich zukommt….