Bislang fand ich den ehemaligen Bundesarbeitsminister ja ganz sympathisch. Er machte auf mich den Eindruck, als wüsste er, was den kleinen Mann bewegt. Er vermittelte ein gewisses Maß an Sicherheit, jedenfalls auf mich.
Alles nur Fassade? Bei mir hat er sich nämlich jetzt ins Abseits gestellt. In einem Beitrag bei der FAS lässt sich Herr Blühm über das Ehegattensplitting für verheiratete Homosexuelle aus. Dazu kann man ja eine Meinung haben, die von der des Bundesverfassungsgerichts abweicht. Soweit so gut, aber eher sowieso nicht gut. Aber ein Satz aus seinem Gelaber lässt mich aufhorchen, nachzulesen bei Zeit Online:
Nicht jede Form von Zweisamkeit sei „schon wertvoll, weil sie zustande kommt“.
Jede Zweisamkeit, die von Liebe geprägt ist, ist wertwoll, lieber Herr Blühm! Das sollten Sie sich mal hinter ihre alten Ohren schreiben!
Warum darf nicht jeder seine eigene Meinung vertreten?Herr Blüm ist ja nicht mehr im Amt und darf das tun. Ich schließe mich im übrigen seiner Argumentation an!Zwei Männer oder zwei Frauen sind keine Familie und somit auch keine Eltern.Hans-Georg, warum machst du eigentlich so diskriminierende Aussagen?Bei deinen Lesern kritisierst du das doch!
Hanna, ICH fühle mich diskriminiert, und viele andere Schwule und Lesben sicher auch, nämlich durch den Satz, den ich oben hervorgehoben habe. Deshalb übe ich Kritik an Herrn Blühm, die nichts mit Diskriminierung zu tun hat. Diskriminiert waren Schwule und Lesben, die den Schritt der „Verpartnerung“ (ein fürchterliches Wort) gemacht haben. Sie müssen füreinander einstehen, konnten aber nicht in den Genuss eines Steurvorteils kommen. DAS war Diskriminierung schlechthin! Und das prangert Herr Blühm immer noch an.
Im Grundgesetz heisst es: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ Da ist niemand ausgeschlossen, auch Schwule und Lesben nicht! Und das heisst auch, dass uns dem Gesetz nach die gleichen Vorteile zustehen, wie Hetersexuellen. Allein die Tatsache, dass zwischen Heterosexuellen und Schwulen/Lesben ein Unterschied gemacht wird, ist eine Diskriminierung schlechthin!
Also immer noch Diskriminierung von Schwulen und Lesben auf ganzer Linie! Und du prangerst mich an, diskriminierend zu sein?! Ich glaube, du solltest da mal in dich gehen!
Werte Hanna,
mein Mann und ich sind seit fünfhalb Jahren verpartnert, seit fast sechzehn Jahren teilen wir unser Leben. Alle Höhen, aber auch alle Tiefen. Als ich arbeitslos war, hat mein Mann mich unterstützt. Als ich mich selbständig gemacht habe, hat er mich unterstützt, mich bei Behördengängen begleitet und mir meine Ängste und Selbstzweifel genommen. Als er schwer krank im Krankenhaus gelegen hat, habe ich Tag für Tag, Nacht für Nacht an seinem Bett gesessen und ohne Unterlass seine schwache Hand gehalten, ihn wissen lassen, dass er nicht alleine ist, ihm immer wieder versichert, dass wir das gemeinsam schaffen, und ihm die Kraft gegeben durchzuhalten. Als die Krankenkasse ihm ein Medikament verweigert hat, habe ich mich mit der Bürokratie angelegt und für seine Gesundheit gekämpft, was ohne die Vertpartnerung nicht möglich gewesen wäre. Was partout nicht aus der Krankenkasse kam, habe ICH SELBER finanziell übernommen. Als meine leibliche und gleichzeitig seine angeheiratete Großmutter, also UNSERE GEMEINSAME Großmutter (jawohl, so denkt man in meinem Clan), die wir sehr geliebt haben, für immer die Augen geschlossen hat, haben wir den Schmerz gemeinsam geteilt, miteinander geweint, haben uns gegenseitig die Kraft gegeben, den Trauerzug von der Totenhalle zum Grab anführen zu können. Nichts anderes machen Otto und Lieschen Normalverbraucher auch füreinander.
WO UND WARUM SIND WIR – VERDAMMT NOCHMAL! – IN IHREN AUGEN KEINE FAMILIE???
Warum sind mein Mann und ich für Sie Menschen zweiter Klasse, wenn mir in Ihren Augen scheinbar die Anwendbarkeit des Grundsetzes versagt bleiben soll? Sie schließen sich Herrn Blüm ja – wie Sie selber sagten – an, und mit seinen Aussagen zweifelt Herr Blüm nämlich die Anwendbarkeit von Artikel 3, Absatz 1 (Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.) an, woraus sich automatisch Zweifel an der Anwendbarkeit von Artikel 1, Absatz 1 (Die Würde des Menschen ist unantastbar) ergibt. DAS ist Diskriminierung.
Bitte erklären Sie mir das, und bitte mit eigenen Argumenten. Denn solche Argumente sind Sie schuldig geblieben und haben mit Herrn Blüm lediglich jemand anderen vorgeschoben.
Lieber Hans Georg, deinen Worten schließe ich mich in vollem Umfang an.
Lieber Gerrit, besser als mit deinen Worten, mit deiner Geschichte, kann man es nicht verdeutlichen, was eine Ehe unter Homosexuellen bedeutet. Ich unterschreibe das ohne Einschränkungen! Ich danke dir für deine Worte.
Hallo Gerrit,
danke für deine Schilderungen. Ich bin erst seit drei Jahren mit meinem Mann verpartnert, aber wir sind schon seit 30 Jahren zusammen. Das kommt selbst in heutigen Heterobeziehungen selten vor; deswegen hat mich die Aussage des Herrn Blüm auch so überrascht und verletzt. Ich habe ihn mal live bei einer Bücherleseung erlebt, und da war ich begeistert über seine Aussagen. Jetzt habe ich ihn nicht wiedererkannt…
liebe Grüsse Kalle
Kalle, dann decken sich meine Wahrnehmungen von Herrn Blühm ja in etwa mit deinen.
Blüm ist Katholik! Gut, ich kenne auch schwule Katholiken, die keinen Hehl aus ihrer Homosexualität machen. Aber vielleicht ist das eine Erklärung für seine Aussage. Was aber nicht bedeutet, dass ich ich sie damit entschuldigen kann!!! Alle Menschen sind eine Familie! So simpel und einfach ist das. Und ob Mann und Frau, Mann und Mann oder Frau und Frau zusammenleben, sollte alleine ihre eigene, aus Liebe getroffene Entscheidung sein. Da gibt es für mich kein Wenn und Aber! Ich frage mich ohnehin, warum es Kinder in einer Heteropartnerschaft per se besser haben sollten als bei sie liebenden homosexuellen Eltern? Wann hört diese Rückständigkeit endlich einmal auf? Ich kann das nicht verstehen! Wovor haben diese Menschen eigentlich Angst?
Lieber Hans-Georg! Ich schicke Dir und Deinem Mann ein paar besonders herzliche Grüße!
Ihr seid ein tolles Paar und eine habt eine wunderbare Familie!
Elvira
Liebe Elvira, ganz lieben Dank für deine Grüsse! *knuddel*
Und vielen Dank für deine positive Resonanz auf meinen Blogbeitrag. Auch den kann ich uneingeschränkt unterschreiben!
Klar darf jeder seine Meinung frei äußern. Das heißt aber auch, dass man jede Meinung kritisieren darf. Das ist auch freie Meinungsäußerung.
Ich verstehe diese ganzen Ressentiments und Vorurteile nicht. Meine Meinung: Hauptsache ‚Liebe‘. Wenn es davon mehr gäbe, wäre das besser für unsere Welt. Und es ist ganz egal, ob es zwei Männer, zwei Frauen oder Mann und Frau sind, die eine familiäre Gemeinschaft bilden und füreinander einstehen.
Seht mal das Gute, lieber Hans-Georg. Es hat sich in den letzten Jahrzehnten schon viel getan, zwar noch nicht genug, aber das gilt auch für andere Gebiete.
Lasst euch nicht unterkriegen. Diskriminierende Meinungen wird es immer geben – leider. Also: ärgern ja, aber nicht verletzt sein, sondern sich lieber auf die positiven Meinungen konzentrieren.
Liebe Grüße, auch an deinen Mann,
‚Franka‘
Franka, auf deine Meinung hab ich immer sehr viel Wert gelegt und meist stimme ich dir uneingeschränkt zu, und das nun schon seit vielen vielen Jahren. Und auch dieses Mal kann ich dir nur zustimmen.
Lieber Hans-Georg, eigentlich hast Du mit Deinem Satz, der auf den hervorgehobenen Blümsatz folgt, ja schon genau auf den Punkt gebracht worum es geht. Um LIEBE! Und in Blüm’s Satz kommt das nicht vor. Denn er sagt ganz deutlich „NICHT JEDE…“, womit er gezielt auch die Formen anspricht, die NICHT von Liebe geprägt sind.
Also, ich denke, Du solltest Dich ein wenig entspannen. Nicht Jeder ist tolerant, leider, und hier greift wieder mein kölsches Motto: „Jeck loss Jeck elans“, soll heissen, man soll die Menschen nehmen wie sie sind. Bei mir fliegen schon seit einigen Jahren die Engstirnigen aus dem Freundesraster. Und tschüs! Verbohrtheit muss ich mir nicht mehr geben. LG Elke
Mit anderen Worten: Herr Blüm prangert eine Ehe zwischen Homosexuellen als Zweckbündnis an? Das müsste dann auch für Ehen zwischen Mann und Frau gelten.
Na ja Elke, enstspannen ich mich mich nicht unbedingt, wenn ich mich, wenn auch nicht persönlich, diskriminiert fühle.
Nein, das tut er doch gar nicht. Er stellt mit dem von Dir heraus-gestellten Satz doch nur die These auf, dass nicht jede Form von Zweisamkeit nur deswegen schon wertvoll ist, weil sie zustande gekommen ist. Das hat mit den Geschlechtern ja nun überhaupt nix zu tun. Das trifft auf Heterogemeinschaften genauso zu. Ich möchte nicht wissen, wie viele es gibt, die unter dem Deckmäntelchen Liebe zustande gekommen sind, jedoch in Wirklichkeit einen anderen Ursprung haben. Oder glaubst Du etwa, dass alle Zweisamkeiten nur von Liebe geprägt und bestimmt sind? Ich hoffe, Du verstehst mich richtig. Für mich spielen sexuelle Orientierungen nicht die geringste Rolle in Bezug auf meinen Freundeskreis. LG Elke
Nachtrag: ich habe den ganzen Artikel, aus dem der zitierte Satz stammt, überhaupt noch nicht gelesen. Mein Kommentar bezieht sich ausschließlich auf besagten Satz!
Elke, wenn du den Link anklickst, wirst du sehen, dass er mit der steuerlichen Gleichstellung Homosexueller Ehen nicht einverstanden ist. Demzufolge meint er den Satz genau so, wie ich ihn aufgefasst habe.
Hab’s jetzt gelesen. Auf so’n Scheiss kann man verzichten.
Also, soviel Gegenrede hatte ich jetzt nicht erwartet.Man sagt mir nicht nach,engstirnig oder untolerant zu sein,eigentlich das Gegenteil!
Aber auch ich habe meine Auffassung von Dingen die nicht meinen Rechtsempfinden entsprechen.Auch habe ich die Erfahrung gemacht,gleichgeschlechtliche Paare reagieren sehr empfindlich,wenn man anderer Ansicht ist.
Liebe ist Liebe,meine Freundin seit Kindertagen liebe ich auch,andere mag ich sehr gerne.Lieben tue ich auch
meinen Mann und das seit 48 Jahren!
Ich wollte eigentlich niemand zu nahe treten und sage deshalb mit Erich Mielkes Worten,ich liebe euch doch alle!
Hanna, es geht hier nicht um Gegenrede. Es geht darum, dass du eventuell Kritik mit Diskriminierung verwechselt hast.
Wie du siehst, habe alle, mich eingeschlossen, nichts gegen Kritik. Das hab ich ja auch deutlich gemacht. Herr Blüm kann kritisieren wen er will, wenn es denn seine Meinung ist. Aber dieser eine Satz, das ist keine Kritik, das ist Diskriminierung!
Werte Hanna,
was Sie immer noch schuldig bleiben, ist eine Argumentation in eigenen Worten, *warum* die gleichgeschlechtliche Ehe Ihrem Rechtsempfinden widerspricht.
Dürfen wir noch hoffen?
Nachtrag: Auf die Worte von Erich Mielke kann ich verzichten!
Sicher reagieren schwule Paare empfindlich; sie haben ja auch allen Grund dazu, leider immer noch, auch wenn vieles besser geworden ist. Und Blüm ist eben nicht Herr Jedermann, sondern er war mal aktiver Politiker und es wird immer noch darauf geschaut, was er sagt und tut. Es hat mehr Gewicht als wenn ich etwas sage.
Was jetzt Erich Mielke soll, verstehe ich nicht. Der war wesentlich an der Etablierung eines Überwachungsstaates beteiligt 🙁