Gestern Nachmittag haben wir meinen Vater zur letzten Ruhe geleitet, bzw. das, was nach der Kremierung von ihm übrig geblieben ist.
Die Urne, geschmückt mit einem Blumengesteck aus roten und weissen Rosen, so wie es der Sargschmuck bei der Trauerfeier auch war, Stand auf einem Podest, der mit einer roten, bodenlangen Samtdecke verhüllt war. Ich war eigentlich der Meinung, dass die Urnenbeisetzung für mich nur noch eine formelle Angelegenheit ist, dem ich ziemlich emotionslos beiwohnen würde. Aber bei diesem Anblick bekam ich doch noch mal feuchte Augen. Auch Mutter schluchzte.
Der Pfarrer zitierte aus der Bibel und sprach ein Gebet. Wir, d.h. meine Mutter, ich, Bernd, Oliver und seine Freundin sowie enge Freunde der Familie – also insgesamt 8 Personen, stellten uns ausserhalb der kleinen Kapelle auf. Ein Friedhofsangestellter – in schwarzem Cape und einem mit schwarzen Federn besetzten Dreispitz auf dem Kopf – trug die Urne durch unser Spalier und dann vor uns her zum vorbereiteten Familiengrab.
Wenige Meter bevor wir das Grab erreichten, befuhr ein Zug die neben dem Weg gelegene Gleisstrecke, wie zur Untermauerung, dass mein Vater nun die letzte Reise antritt. Es ist merkwürdig, dass das mit dem Zug immer geschieht, wenn in dem Familiengrab jemand von uns beerdigt wird. Angefangen hat das vor etwa 50 Jahren mit meinem Grossvater, bei meiner Grossmutter war es vor 30 Jahren ebenso. Auch als wir meine Tante zur letzten Ruhe betteten, kam ein Zug vorbei. Und nun auch bei meinem Vater. Jede dieser Personen war auch gern auf Reisen. Insofern ein idealer Platz für unsere Lieben.
Am Grab liess der Träger die Urne in die Erde. Danach sprach Pastor noch ein paar Worte und betete das Vater Unser. Anschliessend traten wir einer nach dem anderen an das kleine Loch, in dem die Urne stand. Wir warfen 3 mal Sand auf die Urne und verharrten dann jeweils ein paar Sekunden und nahmen endgültig Abschied.
Wirklich endgültig? Nein! Abschied schon, aber ich weiss, dass Vater, wie auch sein Vater, seine Mutter und seine Schwester in uns weiterleben. Sie sind für mich nicht tot solange wir uns an sie erinnern.
Bei einem gemütlichen – und auch fröhlichen – Kaffeetrinken im neben dem Friedhof gelegenen Restaurant Waldhusen sassen wir noch eine Weile zusammen. Besonders schön war es, dass nun auch Oliver mit seiner Freundin teilnehmen konnte, der ja bei der Trauerfeier krankheitshalber verhindert war. So hatte auch er die Gelegenheit, sich von seinem Opa zu verabschieden.