Heute war nun die Trauerfeier und das Einkuhlen (Norddeutsch für Beisetzung) von Tantchen. Aber was für eine Veranstaltung!
Die Trauergemeinde hatte sich vor der Friedhofskapelle versammelt und wurde vom Pastor zu gegebener Zeit hereingebeten. Meine Eltern nahmen in einer der beiden ersten Reihen Platz und suchten dann ihr bestelltes Trauergesteck. Aufgrund der Namen auf den Schleifen konnte es nicht identifiziert werden, also war es offenbar nicht eingetroffen. Klar, dass meine Eltern enttäuscht waren.
Nach dem Trauergottesdienst wurde der Sarg aus der Kapelle getragen, dann auf den Katafalk gesetzt und zum vorbereiteten Grab gefahren. Die Trauergemeinde folgte dem Sarg. Plötzlich blieb mein Vater stehen und stoppte die Träger mit den Worten: „Halt, hier mut he rin!“ (Halt, hier muss er (der Sarg) rein!).
Was war passiert?: Die Friedhofsverwaltung hatte ein falsches Grab ausgehoben bzw. geöffnet. Hierzu ist erklärend zu sagen, dass unsere Familie seit Jahrzehnten ein Familiengrab auf dem Friedhof hat, in dem bereits meine Grosseltern ihre letzte Ruhe gefunden haben und in dem auch meine Tante dieselbe finden soll. Ein paar Meter weiter befindet sich die Grabstelle der verstorbenen Eltern meiner Cousine, die ebenfalls den gleichen Nachnamen tragen. Anstatt das Familiengrab zu öffnen, hatte man das andere Grab vorbereitet.
Die Träger setzten den Sarg erstmal über dem falschen offenen Grab ab und verliessen bedröppelt die Szene. Der Pastor rette die Situation indem er dort, wo der Sarg stand, die Aussegnung vornahm und vorschlug, die Blumen, die als letzten Gruss gedacht waren, daneben abzulegen. Noch während die letzten Trauergäste dieser Bitte nachkamen wurde geklärt, dass die endgültige Beisetzung am Nachmittag stattfinden sollte.
Aber erstmal ging es dann zu einem kleinen Imbiss in ein Restaurant, wo natürlich aufgrund der Panne reichlich Gesprächsstoff vorhanden war. Mein Vater rief von dort das Blumengeschäft an und beschwerte sich, dass das bestellte Gesteck nicht vorhanden gewesen ist. Ihm wurde erzählt, dass es sich um eine Verwechslung der Schleifen handelte, das Gesteck aber vorhanden gewesen sei. Worauf meine Frau meinte, sie hätte sich über die Namen auf der Schleife gewundert, die sie überhaupt nicht kannte.
Zum gegebenen Zeitpunkt machte sich dann der engste Kreis wieder auf den Weg zum Friedhof. Vor der Kapelle stand der blumengeschmückte Sarg wieder auf dem Katafalk, womit keiner gerechnet hatte (wir hatten angenommen, er würde bereits über dem richtigen Grab stehen). Ein zweites Mal machten wir uns unter Glockengeläut auf den Weg. Ein Mitarbeiter des Beerdigungsinstuts trug das Gesteck meiner Eltern, dessen Schleife inzwischen ausgetauscht war. Ich fühlte mich wie im Film (Klappe die 2.).
Am richtigen Ort wurde dann noch mal eine Aussegnung vorgenommen. Die vorher abgelegten Blumen für die Grabbeigabe standen in einem Gefäss bereit, aus dem jeder der noch vorhandenen Teilnehmer sich sein Gebinde heraussuchte und zusammen mit den 3 obligatorischen Schaufeln Erde (Erde zu Erde, Asche zu Asche, Moder to ModerStaub zu Staub) in das Grab warf.
Tantchen hatte nun doch ihre letzte Ruhe gefunden.
Der Pastor meinte, er hätte schon 1300 Beerdigungen zelebriert, aber so einen Fall hätter er noch nicht gehabt.
achdu jeh.. wäre es nicht so ein trauriger anlass hätte ich nach der versteckten kamera ausschau gehalten.. aber ende gut alles gut ..
lg das krabbeltier
Hallo Hans-Georg,
du hattest geschrieben, dass deine Tante nicht immer einfach war, und konnte es auch keine einfache Trauerfeier für sie geben. Durch diese Pannen hat sie sich nochmal – wenn auch unfreiwillig – in Szene gesetzt, und sich für euch alle unvergessen gemacht. Denn noch nach vielen Jahren wird man von dieser Beerdigung sprechen – eine Ehre die nicht jeder/m zuteil wird.
Gott habe sie selig,
lg Kalle
Hallo Hans-Georg,
wenn eine Trauergemeinschaft den Weg zweimal gehen muß, dann ist das wie im Fim und wenn alles nicht so traurig wäre, dann müßte man sogar lachen.
Das Tantchen war in ihrem Leben vielleicht ein kleiner Querkopf und nun hat das Leben ihr es noch einmal vor der letzten Ruhe gezeigt :-)).
Dir noch einen schönen 3 Advent
Gruß Nordstrahl
Man kann sich wirklich wudnern, was sogar bei beerdigungen so alles schief gehen kann. Falsch beschriftete Schleifen sind da fast noch geringste Übel.