Einer dieser verdammten Tage

Heute war einer dieser Arbeitstage, an denen ich Niemanden empfehlen würde, Schifffahrtskaufmann zu werden. Bis zum frühen Vormittag war alles noch in Ordnung, es waren nur Routineangelegenheiten zu erledigen. Ich hatte mir vorgenommen, 2 Abrechnungen zu machen, die etwas zeitaufwendiger sind. Und dann begann der Terror.

Ein Kapitän meldete sich mit einem Ladungsschaden. Salzwasser hatte sich auf dem Grund des Laderaums angefunden und die Stahlladung lag mitten drin. Niemand wusse, wo das Wasser her kam. Vorsichtshalber musste ein Besichtiger bestellt werden. Diverse Gespräche mit dem Kapitän und unseren Versicherern folgten.

Ein anderer Kapitän meldete, dass er angeblich eine Gefahrengutladung an Bord hat und er nun deswegen in Antwerpen grosse Probleme bekommen könnte da die Ladung bei den Hafenbehören nicht als gefährlich angemeldet worden war weil er nicht wusste, dass es Gefahrengut ist. Ein heilloses Durcheinander folgte weil nämlich einer in der Kette behauptete, der Kapitän hätte entsprechende Informationen erhalten. Nach mehreren Tefefonaten stellte sich heraus, dass der Kapitän im Recht war. Auch in diesem Fall zogen wir unseren Rechtsschutzversicherer hinzu.

Diverse andere kleine und grössere Probleme zogen sich durch diesen Freitag, an dem ich eigentlich gern früher gehen wollte. Ich hatte mit Bernd vereinbart, dass mich melden würde, wenn er mich abholen kann, was ich dann auch irgendwann tat.

Wenige Minuten nachdem ich Bernd angerufen hatte kam mir der nächste Fall in die Quere: Für ein Schiff, dass am Montag in Lissabon löschen soll sind die Ladungspapiere nicht vorhanden. In so einem Fall stellt unser Vertragspartner eine Garantie und bestätigt, dass die Ladung ohne diese Papiere gelöscht werden kann. Nur am Freitag Nachmittag so etwas noch zu arrangieren ist immer ein Risiko weil man nie weiss, ob die Leute noch arbeiten. Ich schickte den Wortlaut der Garantie per Email über unseren Makler an den Vertragspartner. Der sollte die Garantie unterschreiben und zurückschicken.

Inzwischen stand Bernd mit dem Wagen draussen. Ich sah keine Möglichkeit, in den nächsten Minuten das Büro verlassen zu können. Ich suchte mir die Sachen zusammen, die ich eingekauft hatte und gab sie ihm runter. Allein fuhr er wieder nach Hause.

Irgendwann kam glücklicher Weise die unterschriebene Garantie zurück. Schnell schickte ich noch eine Bestätigung an den Hafenagenten in Lissabon und an den Kapitän des Schiffes, dass die Ladung ohne Papiere gelöscht werden darf. Inzwischen war es ca. 17.45 Uhr – und ich konnte endlich das Büro verlassen – was ich auch ganz schnell gemacht habe bevor noch wieder irgend ein Unheil auftaucht.

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