14. August 2019 – Argostoli (Kefalonia)
Argostoli ist die Hauptstadt der Insel Kefalonia. Einen Hafen, in welchem das Schiff an einem Kai festmachen kann, gibt es für diese Schiffsgröße nicht, Mein Schiff 6 musste in der Bucht von Argostoli Ankern. Passagiere, die einen Bummel durch das Städtchen machen wollten bzw. die, so wie wir auch, einen Ausflug gebucht hatten, wurden mit den Tenderbooten an Land gebracht.
Treffen für unsere Tour an Bord war um 8 Uhr. Da wir noch in Ruhe frühstücken wollten, hatte ich den Weckruf am Bordtelefon aktiviert. Wozu eigentlich? Bernd war schon im Bad als der Weckruf kam.
Am Treffpunkt bekamen wir jeder eine Karte mit der Nummer für den Bus sowie eine Länderkarte, in unserem Fall Grönland. Sobald über Bordlautsprecher das betreffende Land ausgerufen wird, begibt man sich zum Ausgang, besteigt das Tenderboot und wird an Land geschippert. Da warten dann die Busse. Wir wollten uns heute den Melissáni-See und die Drongaráti-Höhle anschauen.
Wie üblich auf Ausflügen bekamen wir jede Menge Informationen über die Insel Kefalonia. Der Guide sprach nahezu ununterbrochen, sprang manchmal mit seinen Erklärungen vor und zurück und nahm dann später diesen Faden wieder auf. Manchmal war das etwas verwirrend.
Die Fahrt zum Melissáni-See dauerte ca. 1 Stunde. Unterwegs gab es einen kurzen Photostop mit Blick auf eine schöne Badebucht, begleitet von den Erklärungen des Guide. Es kann manchmal doch zuviel werden.
Am Melissáni-See mussten wir eine längere Wartezeit in Kauf nehmen. Mehrere Busse waren vor uns eingetroffen. Schatten war wenig vorhanden. Der Platz befand sich irgendwo im Nichts auf Kefolonia. Ganz langsam kamen wir in der Warteschlange voran, endlich hatten wir einen überdachten Wartebereich. Dann ging es noch ein paar Treppen bergab bis zu einem in den Felsen geschlagenen Tunnel, an dessen Ende der unterirdische See liegt und wo man in kleine Ruderboote steigt.
Durch ein großes Loch in der Decke der Höhle fällt Tageslicht herein und lässt das Wasser in bläulichen Farben funkeln. Alles sehr hübsch und nett anzuschauen, aber nach 10 Minuten rudern wird man an die kleine Anlegestelle wieder ausgespuckt. Ja, schön, dass wir das gesehen haben. Und es ist auch beeindruckend, wäre da nicht die lange Busfahrt und Wartezeit gewesen.
Weiter ging es zur Tropfsteinhöhle von Drongaráti. Die Höhle ist durch akzentuierte Beleuchtung in Szene gesetzt. Ein Rundweg führt durch die Höhle. Ich kann Tropfsteinhöhlen nichts abgewinnen. Sie sind nichts besonderes und es gibt sie überall auf der Welt. Als wir unseren Rundgang beendet hatten, mussten wir noch auf die anderen Teilneher dieser Gruppe warten. Ein Kiosk, Toiletten, Bäume, Hügel – sonst ist da nichts.
Auf Kefalonia gibt es ein Phänomen: In der Nähe von Argostoli fließt Meerwasser in die Felsen und versickert. 13 km weiter kommt das Wasser, vermischt mit Regenwasser, am Melissáni-See an. Herausgefunden hat man das erst 1963, indem man dem Meerwasser rote Farbe zugesetzt hat. Das Wasser fließt durch einen physiklischen Effekt sogar bergauf.
Zurück in Argostoli fuhr Bernd mit dem nächsten Tenderboot zum Schiff während ich noch ein wenig durch die kleine Stadt bummelte. Ich schlenderte entlang der Hafenpromenade mit dem Blick auf die Bucht von Argostoli, in der Hoffnung, eine Wasserschildkröte, von denen der Guide erzählt hatte, zu entdecken. Aber da waren nur Schwärme kleiner Fische.
Argostoli ist eine kleine saubere Stadt, fast schon ein wenig steril.
Um 18 Uhr verließen wir Griechenland. Der Balkon lud noch zu Verweilen ein. Am Bug wehte der Schiffswimpel solange wir durch Griechische Hoheitsgewässer fuhren.
15. August 2019 – 4. Seetag
Wir befanden uns jetzt auf der letzten Etappe unserer Reise, es ging wieder Richtung Triest. Doch diesen letzten Seetag wollten wir noch genießen.
Und es gab ein Naturereignis: Wolken! Wer hätte je gedacht, dass ich jemals ganz simple Wolken fotografieren würde?! Bisher hatten wir immer wolkenlosen blauen Himmel mit sengender Sonne. Aber Wolken – unglaublich! Das musste dokumentiert werden. Der Wind wehte heute etwas frischer, die See war etwas rauher. Aber das störte die Mein Schiff 6 überhaupt nicht. Wie durch Butter schnitt der Bug durch die Wellen, eine Schiffsbewegung war nicht zu spüren.
Und was macht man an so einem Tag? Man lässt es sich gutgehen, insbesondere im Angesicht der Tatsache, dass das Ende unserer Reise kurz bevorsteht. Greift in der X-Lounge am Buffet zu, sitzt dort bequem im Sessel bei Loungemusik und schaut einfach nur zu, wie das Schiff durch das Meer pflügt. Ich liebe diese Weite auf dem Meer.
16. August 2019 – Zadar
Für diesen, vorletzten, Hafen unserer Kreuzfahrt hatten wir ursprünglich eine Ausflug zum Nationalpark Krka gebucht. In der ersten Woche hätte dazu auch die Möglichkeit bestanden. Passagiere, die wir kennengelernt hatten, haben die Möglichkeit wahrgenommen und uns über die Tour berichtet. Danach hatten wir Zweifel, ob wir uns das antun wollen. Wir beratschlagten und enschieden uns, den Ausflug zu canceln. Warum? Weil wir keine Lust darauf hatten, in Hitze und sengender Sonne mit vielen vielen Menschen wie eine Karawane durch den Park zu ziehen. Weil wir keine Lust darauf hatten, wie die Heringe in einer Badestelle zu dümpeln. Der Park und seine Wasserfälle sollen ja wunderschön sein, aber vielleicht wäre der Spätsommer für einen Besuch besser geeignet.
Erstmal frühstückten wir gemütlich in der X-Lounge. Ich bestellte Eggs Benedict und stellte fest, dass das ein ganz tolles Geschmackserlebnis ist. Auf der nächsten Kreuzfahrt wird das zu meinen absoluten Frühstücksfavoriten gehören.
Der Shuttlebus brachte uns bis an die Altstadt von Zadar. Unmittelbar an der Haltestelle befindet sich die Meeresorgel. Unter den Stufen der Promenade ist ein Röhrensystem installiert. Die Wellenbewegung des Wassers drückt Luft durch die Röhren. Durch Spalten in den Stufen treten Töne aus. Wir saßen dort eine Weile, schauten auf das Meer und hörten der Meeresorgel zu.
Zadar hat uns gut gefallen, auch wenn sich die alten Städte alle irgendwie ähnlich sind. Märkte und Markthallen schau ich mir sehr gerne an, besonders die Fischstände. Beeindruckt bin ich immer von dem uralten Pflaster der Gassen und stelle mir vor, wieviele Menschen über diese Steinquader gegangen sein müssen.
Als wir auf dem Weg zum Shuttlebus wieder zur Meeresorgel kamen, herrschte da Hochbetrieb. Wir freuten, dass wir schon früh unterwegs waren und die Meeresorgel ohne Menschenmassen erleben konnten.
An diesem vorletzten Abend an Bord ging nach der Abfahrt von Zadar rot der Vollmond auf. Leider konnten wir den nicht so richtig einfangen, trozt mehrerer Versuche.
17. August 2019 – Rijeka
Nach den netten alten Städten der Reise ereilte uns heute Morgen die große Ernüchterung: Wohnsilos rund um die Bucht prägten das erste Bild von Rijeka. Ein rostiges Kriegschiff gammelte unweit unseres Liegeplatzes vor sich hin. Ein Frachtschiff wurde mit Kränen beladen, die noch aus der Titozeit stammen mussten. Bernd entschied, dass er an Bord bleiben würde. Ich wollte mir ein Bild von der Stadt machen und ging an Land.
Es gibt viele alte Gebäude in der Stadt mit schönen Fassaden, von denen viele heruntergekommen wirkten. Ich hatte den Eindruck, dass hier die Zeit seit Tito stehengeblieben ist, so ich mir denn überhaupt ein Urteil darüber erlauben kann. Ich bin vorher nie in Jugoslawien gewesen. Ich hatte bei einer anderen Gelegenheit mal den Ausdruck „morbider Charme“ benutzt. Rijeka hat wenig Charme, dafür ist es morbide.
Rijeka wurde zur Kulturhauptstadt 2020 erwählt. Na, da müssen die aber viel Geld in die Hand nehmen und ordentlich ranklotzen wenn die Stadt bis dahin einen ansprechenden Eindruck machen soll.
Auf dem Markt hat heute eine Marktfrau das Geschäft ihres Lebens gemacht. Aus Dubrovnik hatte ich noch 61 Kuna vom Umtausch für den Toilettengang. Ich kaufte heute ein Souvenier, eine Knoblauchknolle. Was ich dafür bezahlen sollte, verstand ich nicht. Ich gab der Frau 20 Kuna woraufhin sie ihre Geldbörse zückte und nach Kleingeld kramte. Mit Mühe konnte ich sie überzeugen, dass ich kein Rückgeld haben wollte. Sie wollte mir wohl einen Kaffee anbieten den ich dankend ablehnte. Die Frau hatte also einen guten Tag, meiner Großzügigkeit sei Dank – und ich hatte den teuersten Knoblauch meines Lebens gekauft: 2,70 Euro für eine lächerliche Knolle.
Es gibt in der Stadt tatsächlich Häuser, deren Fassaden renoviert worden sind. Doch was nützt es, wenn ein großer Teil der Fassade komplett modernisiert wurde und eine H+M-Filiale Kunden anlocken soll? Es ist ein Skandal, ein so schönes Haus so zu verunstalten. Das Theater „sieht von weitem ganz entfernt aus“, aber genauer hinschauen sollte man nicht. Der moderne Brunnen davor plätschert lustlos vorsichhin.
Das imposanteste Gebäude, welches ich entdeckt hatte, beherbergt eine Reederei, die Jadrolinija, die in der Adria den Fährverkehr zwischen Kroatischen und anderen Häfen betreibt.
Nachmittags packten wir unsere Koffer damit wir den letzten Tag an Bord so unbeschwert wie möglich genießen konnten, z.B. ein letzter Cocktail, nochmal kleines Gebäck usw.
Um 18 Uhr legte unser Zuhause für 2 Wochen unter den Klängen der Schiffshymne und dem üblichen 3 Mal lang aus dem Typhon in Rijeka ab. Bei mir flossen wieder die Tränen, uns selbst, als ich diese Worte schreibe, bekomme ich wieder feuchte Augen.
Zum Abschiedsessen fanden wir uns in der Osteria ein. Ein paar persönliche Worte mit den Mitarbeitern, ob man sich vielleicht im nächsten Jahr wiedersehen würde, der Abschied fiel schwer, sind wir doch immer nett und zuvorkommend bedient worden.
Ein letzter Rundgang durch das Schiff und über Deck – und dann gingen wir schlafen. Der Weckdienst war für 4 Uhr morgens eingerichtet.
18. August 2019 – Triest/Abreise
Man kennt das: So richtig gut schlafen kann man nicht wenn man weiß, dass der Wecker einem im Nacken sitzt. So waren wir dann auch schon vor 4 Uhr wach. Bernd ging als erster ins Bad. Während er unter der Dusche stand, meldete sich das Telefon. Das mit dem Weckdienst funktioniert gut.
Wir hörten, wie an Land die Gabelstapler mit den vollen Gepäckwagen über das Pflaster schepperten. Die Wagen werden mit dem Gabelstapler aus dem Schiff herausgehoben und zum Abstellplatz für das Gepäck gebracht, wo sie von fleißigen Menschen sortiert werden.
Im Restaurant Anckelmannsplatz nahmen wir ein letztes Frühstück ein. Als wir das Handgepäck aus der Kabine holten, bekam ich noch mal einen engen Hals und feuchte Augen. Um 5:30 Uhr verließen wir das Schiff. Im Terminal fanden wir schnell unsere Koffer und mit dem ersten Bus ging es zum Flughafen von Triest.
Um 8:30 Uhr starteten wir in Richtung Hamburg. Anfangs hatten wir noch gute Sicht auf die Welt unter uns. Je weiter wir nach Norden kamen, umso dichter wurde die Bewölkung, Hamburg empfing uns mit Regen. Unser persönlicher Shuttle wartete bereits auf uns und brachte uns nach Hause.
Und dann das übliche: Koffer auspacken, Wäsche sortieren und waschen, keine Zeit für Emotionen. Der Alltag hat uns wieder.
Fazit
Dieses war unsere 7. Kreuzfahrt mit TUICruises. Und wir waren wieder vom Service und von der Freundlichkeit des Personals begeistert. Wenn man an Bord komm muss man sich um nichts mehr kümmern außer zu überlegen, wo wir und was wir essen wollen.
Im Lauf der Jahre haben wir unsere Essgewohnheiten komplett geändert. Wir haben nicht einmal im Restaurant Atlantik gespeist. Sehr oft haben wir Tapas in der Außenalsterbar gegessen. Die Osteria war ich in diesem Jahr wieder unser Stammlokal. Eine Portion Pasta ist nicht sehr viel, es muss nicht immer eine große Pizza sein.
Wir wussten, dass es im August in Südeuropa noch sehr warm, nein, eher heiß ist. Trotzdem hat uns die Intensität überrascht. Eine Kopfbedeckung beim Landgang war ein absolutes Muss, andernfalls hätten wir uns den Skalp verbrannt, selbst ich, der nicht so wirklich sonnenempfindlich ist.
Nach der Kreuzfahrt ist vor der Kreuzfahrt:
Ich erkläre, dass ich für den Reisebericht und die positiven Bewertungen kein Geld oder sonstige Vergünstigungen von TUICruises bekomme. Die Reise haben wir uns selbst zusammengespart und bezahlt.