Archiv für den Monat: August 2015

Bio = doppelter Preis?

Samstag ist Markttag in der kleinen Stadt an der Elbe. Dann kauf ich lieber dort als im Supermarkt gleich gegenüber, jedenfalls das, was ich auf dem Markt kaufen kann.

Letztens wollten wir Hühnercurry essen. Dazu brauchte ich Hähnchenbrustfilet. Auf dem Markt gibt es auch einen Wagen mit Geflügelwaren, da wollte ich das Fleisch kaufen. Aber oh Schreck, der Wagen war nicht da, vielleicht hatte der Händler Urlaub. Alle anderen Lebensmittel hatte ich bereits eingekauft. Ich hatte nun zwei Alternativen: Schauen, ob es noch einen anderen Stand gibt an dem Hähnchenbrustfilet verkauft wird oder zum Supermarkt gehen, den vollen bärigen Einkaufsbeutel an der Info parken und dann das Fleisch kaufen.

Ich entschied mich für die erste Variante und wurde fündig, ein Biofleischwagen. Hähnchenbrustfilet gab es dort auch. Ich brachte also mein Anliegen vor: Ca. 800 g Hähnchenbrustfilet. OK, knapp darunter war dann auch in Ordnung. Als ich dann den Preis hörte, bin ich fast ohnmächtig auf dem Markt lang hingeschlagen. Über 20 Euro sollte ich dafür bezahlen. Hm, ohne mit der Wimper zu zucken kramte mich mein Geld zusammen und bezahlte. Ich bat Bernd dann später, das Curry unbedingt zu geniessen.

Es ergab sich im Lauf der Woche, dass ich für einen leichten Salat Hähnchenbrustfilet brauchte. Mittwoch war wieder Markt, und siehe da, der Geflügelhändler meines Vertrauens war anwesend. Ich schaute auf das Preisschild. Für 1 kg Hähnchenbusen wird da knapp 11 Euro verlangt. Ist natürlich kein Biotitt.

Als ich die Fleischwürfel gebraten hatte, probierte ich natürlich. Einen Geschmacksunterschied zum dem teuren Fleisch konnte ich nicht feststellen, und es war genauso saftig.

Wenn ich Bananen möchte, kauf ich immer Biobananen, nicht die mit dem blauen Aufkleber, die schmecken nach nichts. Merkwürdig – die Biobananen kosten genauso teuer wie die anderen. Und schmecken viel aromatischer.

Wieso geht das bei Bananen, dass die Biodinger nicht mehr kosten als die anderen? Ist es gerechtfertigt, bei Hähnchenbrustfilet so richtig zuzulangen und mehr als das Doppelte zu verlangen als für „gewöhnliche“ Fleisch?

Jedenfalls kaufe ich an dem Biostand kein Fleisch mehr. Für einen Preisunterschied von ca. 10 Euro kann ich den vollen Einkaufsbeutel auch im Supermarkt an der Info parken und dort das kaufen, was ich auf dem Markt nicht bekommen habe. Für 10 Euro Preisunterschied kann ich sogar nach Hause gehen, meine Markteinkäufe deponieren und gehe dann wieder los. 10 Euro für insgesamt ca. 20 Minuten Fussweg ist leichtverdientes Geld.

Ich hatte ja erwartet, dass das Biofleisch teurer ist. Aber so viel? Und warum gibt es bei Bananen keinen Preisunterschied? Gerechtfertigt ist der hohe Preis jedenfalls nicht – aus meiner Sicht.

Campillo de Ranas

regenbogenflaggeSchon mal gehört – Campillo de Ranas? Nein? Dann wird es Zeit, etwas mehr über dieses Dorf in Spanien zu erfahren.

Campillo de Ranas liegt in 1200 m Höhe, ca. 1-1/2 Stunden von Madrid entfernt, also nicht unbedingt erwähnenswert. Aber was macht das Dorf so einzigartig. Sein Bürgermeister ist schwul, ok, warum nicht! Aber als vor 10 Jahren in Spanien die Homo-Ehe eingeführt wurde, hat er sich entschlossen, schwule zu trauen! Im katholischen Spanien und noch dazu in einem Dorf mit 200 Einwohnern hoch oben im Gebirge.

Inzwischen kommen nicht nur Schwule nach Campillo de Ranas um sich trauen zu lassen. Die Mehrheit derer, die dort oben heiraten, ist heterosexuell.

Die Welt hat über Campillo de Ranas geschrieben. Horst und Ilkka haben mich auf den Artikel aufmerksam gemacht.

Neueinstieg

Seit Anfang Juli war ich nicht mehr im Schwimmbad. Zuerst bekam ich eine Bronchitis, dann war Urlaub aus dem ich mit einer Bronchitis nach Hause kam. Aufmerksame Leser meines Reiseberichtes werden sich erinnern, dass an Bord eine Erkältungswelle herrschte, die dafür sorgte, dass die Papiertaschentücher ausverkauft waren.

Nachdem ich die Urlaubsbronchitis auskuriert hatte, war ich lustlos, ich fand den Wiedereinstieg nicht. Sowas ist wie mit einer Diät starten: Man muss es fühlen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Und der war heute. Aber das Schwimmen fiel mir ziemlich schwer. Schon erstaunlich, wie schnell man raus ist.

Ich hatte mich ja von 800 m auf 2.500 m gesteigert, wobei mich letztendlich bei 2000 m eingependelt hatte. Heute habe ich dann nur 1.000 m geschafft. Ich will – und sollte – nun wieder regelmässig möglichst jeden Tag in Schwimmbad gehen. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Am 30. September wird das Schwimmbad für diese Saison geschlossen.

Schola Cantorosa – abendfüllend

Am Samstagabend besuchten wir mal wieder eine Vorstellung des Schwulen Männerchores Hamburg, Schola Cantorosa. Das letzte Programm, welches wir uns angeschaut hatten, gefiel uns gar nicht. Demzufolge hatten wir ein paar Jahre darauf verzichtet, uns die Aufführungen anzuschauen.

Für die Leserinnen und Leser, die den Chor nicht kennen, möchte ich vorab etwas erklären:
Der Chor steht nicht artig angezogen und mit Textblatt auf der Bühne und singt. Es wird nämlich eine selbstausgedachte Geschichte erzählt, zu der Titel von Klassik bis Pop gesungen werden, die mit zu der Geschichte passenden Texten verändert werden. Der Gesang wird durch Choreographien und andere, zur Geschichte passende, Bewegungsabläufe begleitet. Die Männer treten in passenden Kostümen auf.
Bernd und ich, ich haben es sicher schon ein paar mal erwähnt, waren bis vor ca. 10 Jahren beide Mitglied im Chor, Bernd als aktiver Sänger und Mitgestalter der Programme, ich als technischer Assistent für Licht und Ton an den Aufführungsorten. Seinerzeit haben wir natürlich jede Aufführung gesehen bzw. an ihr teilgenommen.

Seitdem hat sich viel getan, wie wir festgestellt haben, positiv! Der Chor ist besser geworden in seiner gesanglichen Qualität, viel besser, was vermutlich am neuen musikalischen Leiter liegt. Von der rustikalen Markhalle, in der eher Rockkonzerte stattfinden, sind die Aufführungen ins Ohnsorgtheater gewechselt, was der Bequemlichkeit beim Sizten sehr zuträglich ist. Während man in der Markthalle auf Bänken von Biertischgarnituren saß, sitzt man im Theater natürlich in bequemen Theaterstühlen, was dem Rücken sehr zuträglich ist.

In früheren Zeiten war es so, dass Schola Cantorosa einen anderen schwulen Chor eingeladen hat um ein Programm anzubieten, welches abendfüllend ist. In diesem Jahr haben es die veranwortlichen Programmgestalter geschafft, eine Geschichte zu basteln und diese mit ausreichend Liedgut zu gestalten, dass der Chor einen ganzen Abend allein bewältigen kann. Es gibt sogar mehrere Kostümwechsel – was früher nicht der Fall war – und ein paar überraschende Effekte, sehr zum Vergnügen der Zuschauer, die im ausverkauften Theater platzgenommen hatten.

40 (!) mehr oder weniger attraktive Männer standen auf der Bühne und präsentierten ein tolles Programm mit toller Choreographie. Am Schluss hielt es die Gäste nicht mehr auf den Plätzen und forderten mit Standing Ovations eine Zugabe ein.

Nach der Vorstellung fand im Foyer des Theaters die große Aftershowparty statt. DJ Holger, ein Chormitglied, legte richtig gute Partymusik auf, die meinen Mann ununterbrochen auf der Tanzfläche zappeln ließen. Um Mitternacht kämpfte ich mich mit 2 Gläsern Sekt durch die zuckende Masse zu Bernd durch um mit ihm auf seinen Geburtstag anzustoßen.

Einige Freunde und Chormitglieder bekamen es mit, dass es Bernds Geburtstag war und ließen es sich nicht nehmen, zu gratulieren.

Bernd hat es genossen, mal wieder so richtig abzuzappeln, was ich ihm von Herzen gegönnt habe, dazu noch in seiner Geburtstagsnacht.

Selbstfolger

Es ziemlich unkalt zurzeit, damit will ich sagen, dass es heiss ist. Meistens ist es heiss im August. Früher auf Omas Geburtstag, der heute gefeiert worden wäre, war es immer heiss. Und ich bin froh, dass ich während dieser Hitze nicht mehr am Schreibtisch sitzen muss. Meine Mittagsrunde um die Binnenalster hätte ich wohl ausfallen lassen. Stattdessen kann ich jetzt leicht bekleidet auf der Terrasse sitzen.

Wie gesagt, es ist heiss zurzeit. Und das muss sich irgendwie auf meine Konzentration ausgewirkt haben:
Habe ich doch auf einen Kommentar geantwortet und dann ein Häkchen gesetzt bei der Abfrage, ob ich zukünftig informiert werden möchte, wenn es neue Beiträge in meinem Blog gibt! Gemerkt habe ich das, als mein mir eigenes System mir eine Email schickte, die einen Link enthielt den es anzuklicken galt um zu bestätigen, dass ich mir folgen will! Könnt ihr mir noch folgen? Also ich wollte, dass ich informiert werde, wenn ich was in mein Blog schreibe. Zustände sind das, ziemlich heisse Zustände!

Makaber

Vor 12 Jahren, im Juni 2003, nahmen wir als Mitglieder des Schwulen Männerchor Hamburg an einem schwulen Chorfestival in Zürich teil. Bernd war seinerzeit aktives Mitglied, stand mit auf der Bühne und war einer der Programmgestalter. Ich war zuständig für die Ton- und Lichteffekte. Wir hatten deshalb beide Zutritt zum Backstagebereich. Dort wurden natürlich auch die Sänger geschminkt bzw. sie machten sich dort nach dem Auftritt wieder zurecht, die Schminke musste wieder ab.

Einer der Sänger, Hajo, sah nach dem ersten Waschen ziemlich tot aus. Ich habe zwar noch nie eine gesehen, aber ich sagte: Wie eine Wasserleiche.

Kürzlich ereignete sich wenige Kilometer von unserem Wohnort eine Familientragödie. Ehefrau und Tochter werden noch vermisst, der Vater wurde tot aus der Elbe geborgen, als Wasserleiche.

Und jetzt passierte folgendes: Seit ein paar Tagen habe ich unter dem Suchbegriff „Wasserleiche“ täglich merhmals Zugriffe auf mein Weblog. Nun, die Leute werden sich wundern, dass sie dann auf einem Bericht landen, der damit im eigentlich Sinn gar nichts zu tun hat. Vermutlich werden sie sich den Artikel gar nicht durchlesen. Denn der ist ziemlich lang, und es geht ja auch um was ganz anderes, nämlich um ein fröhliches Fest damals in Zürich.

Fulda vs. Hamburg – ein Wochenende der Gegensätze

Obwohl es in diesem Beitrag um Homosexualtiät geht, wird von mir nicht – wie sonst üblich – die Regenbogenflagge eingefügt. Die Regenbogenflagge wird auch Prideflag genannt, Flagge des Stolzes. Und auf das, was am Wochenende auf einem Kongress des Forums Deutscher Katholiken in Fulda für ein Mist verzapft worden ist, kann man weisgott nicht stolz sein. Stattdessen gibt es hier Fotos vom gleichzeitig stattfindenen CSD in Hamburg, Bilder voller Lebensfreude!

Das Thema des Kongresses lautete „Ehe und Familie – gottgewollter Auftrag und Weg zum Glück“. Worum geht es?: Um Homosexualität im Allgemeinen und um Homophobie im Besonderen. Klar, diesbezüglich kann aus Fulda nichts gutes kommen. Und eins ist klar: Wenn die Menschheit von Gott geschaffen worden ist, dann hat er Menschen geschaffen, die homosexuell sind. Wenn er nicht gewollt hätte, dass es uns gibt, dann würden wir nicht existieren!

„Freude am Glauben“ nennt sich dieser Kongress, der wohl bereits zum 15. Mal veranstaltet worden ist. Wobei ich mich Frage, was die behandelten Themen mit dem Glauben zu tun haben. Glauben hat mit Liebe zu tun aber nicht mit Inakzeptanz, nicht mit Homophobie und nicht mit dem Stehenbleiben auf eingefahrenen jahrhundertealten Tradtionen. Wo würde die Menscheit heute stehen, wenn uns von denen, die von sich behaupten, den einzig wahren Glauben zu praktizieren, immer noch weisgemacht werden würde, dass die Erde eine Scheibe sei?!

Während diese Erzkatholiken sich in Fulda darüber ergingen, was für die Gesellschaft, für die Ehe und für die Kinder nicht gut ist, fand in Hamburg der diesjähre CSD statt. Das Thema dieses CSD war eins, welches auch in Fulda behandelt wurde, nämlich Aufklärung über sexuelle Vielfalt bereits in der Schule:

Akzeptanz ist schulreif: Sexuelle Vielfalt auf den Stundenplan!

Sowas kann den Teilnehmern an der Konferenz, die die Freude am Glauben und Ehe und Familie Fördern soll, natürlich gar nicht gefallen. So dozierte der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Werner Münch: „Unter dem Verkaufsschlager ’sexuelle Vielfalt‘ haben sich seit langem schulfremde ‚Experten‘ an die Arbeit gemacht, um der sexuellen Anleitung – nicht Aufklärung – in der Schulen ihren Stempel aufzudrücken. Diese ‚Diktatur der Sexualpädagogik‘ biete ’schamzerstörende Übungen‘ auf ‚primitivste Weise‘ „.

Vermutlich beschränken sich seine persönlichen schamzerstörenden Übungen mit seiner Ehefrau auf Sex im Dunkeln unter der Bettdecke.

Wer gegen die Aufklärung in der Schule ist, wie auf dem CSD in Hamburg gefordert, nimmt den Tod junger Menschen in kauf, die, weil sie nicht aufgeklärt wurden, sich so zu akzpetieren wie sie sind, keinen anderen Ausweg sehen, als sich umzubringen. Wer gegen die Aufklärung in der Schule ist, nimmt in Kauf, dass es gegen Jugendliche, die zu dem stehen, was sie sind und sich outen, zu Gewalt an der Schule kommt. Wer gegen die Aufklärung in der Schule ist, nimmt in Kauf, dass immer wieder zu Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle kommen wird.

Je früher diese Aufklärung betrieben wird, umso leichter haben es die jungen Menschen in ihrem jungen Leben!

Was sonst noch auf dem Kongress verzapft worden ist, kann man hier nachlesen. Aber achtet auf euren Blutdruck. Ich will meinen jetzt gerade lieber nicht kontrollieren.

Diese Menschen werden es sich in Zukunft überlegen, ob sie für eine Übernachtung in Hamburg das Hotel Vierjahreszeiten buchen werden. Denn die Hotelleitung war so stolz, auf dem Dach des Hotels die Prideflag zu hissen, ebenso wie die Reederei Hapag-Lloyd. Beim Alsterhaus ist es eh schon Tradition, dass die Fassade mit Regenbogenbannern versehen wird.