Archiv für den Monat: April 2015

Lerne deine Stadt kennen

Wer viele Jahre in der Stadt wohnt, in der er aufgewachsen ist, lernt diese Stadt ganz behutsam irgendwie kennen. Oma und Opa wohnen dort, die anderen Großeltern in einem anderen Stadtteil. Möglicherweise gibt es noch Onkel, Tanten und Cousinen, die wieder woanders wohnen. Man zieht mal um, Kaufhäuser in der City werden aufgesucht – und irgendwann kenn man seine Stadt, zwar nicht jeden Winkel aber im Großen und Ganzen schon.

Mein Mann und ich sind vor ca. 7-1/2 Jahren in eine fremde Stadt gezogen. Der Name der kleinen Stadt an der Elbe war bekannt aber wir waren noch nie hiergewesen bis zum dem Zeitpunkt, an dem wir das Terrain begutachtet haben, in welchem das Elbe-Penthouse entstehen sollte.

Wenn man berufstätig ist, kann man seine Stadt nur an den Wochenenden oder im Urlaub so richtig kennenlernen. Für den wöchentlichen Großeinkauf wird der Wagen genommen. Man fährt nur immer seine regelmäßigen Strecken und man meint, man kennt langsam die Stadt, in der man lebt. Fehlanzeige!

Seit 2 Wochen bin ich ja nun Rentner und habe Zeit und Bewegungsmangel. Und was mach ich dagegen? Ich lass den Wagen stehen und gehe für kleine Einkäufe zu Fuß, auch wenn der Weg etwas länger ist, sozusagen als Ausgleich für meine täglichen Runden um die Binnenalster in der Mittagspause.

Und dann entdeckt man eine Straße und noch eine und noch eine, Straßen, durch die man noch nie gefahren ist. Man nimmt ja immer den „geraden Weg“, da wo alle fahren. Aber so zu Fuß gehe ich dann schon mal einen Umweg, ich lerne meine Stadt kennen.

In einer kleinen Straße, noch mit Kopfsteinpflaster, stehen nette kleine Häuschen, etwas weiter zürück auf einem Hügel auch eine alte Villa, teilweise mit Fachwerk. Ich hätte da gern ein paar Fotos gemacht. Aber das wäre schon sehr auffällig gewesen, in so einer kleinen Straße, in der sonst niemand zu sehen war. Vielleicht wurde ich beobachtet von einem oder mehreren Anwohnern. Man geht nicht durch diese Straße um irgendwo hinzukommen, man geht in diese Straße weil man dort wohnt. Nein, da stelle ich mich nicht hin und mache Fotos. Aber ich werde bei passender Gelegenheit wieder durch diese Straße gehen – weil es dort so nett und schön ist.

Die Sache mit den Kundenkarten

Es gibt ja wohl kaum Geschäfte, die keine Kundenkarten anbieten. Mit diesen Karten lassen sich oftmals Punkte sammeln, die man für irgendwelchen Kram eintauschen kann sobald man genügend Punkte hat. Die Firma, in der Bernd arbeitet, schickt einen Scheck sobald man genügend Einkäufe dort getätigt hat.

Kundenkarten verleiten zu Kundenbindung bzw. andersrum, zur Bindung des Kunden an ein Geschäft. Die Geschäfte nutzen die Daten der Kunden für ihre Belange, d.h. sie werten die Einäufe aus. Ich binde mich nicht an Geschäfte, von denen ich solche Karten habe. Ich kaufe da, wo es für mich am bequemsten ist, wo ich die Dinge bekomme, die ich benötige. Wenn ich allerdings in einem Geschäft kaufe, von dem ich eine Kundenkarte habe, setze ich sie auch ein.

Inzwischen habe ich eine ganze Sammlung von Kundenkarten und mein Portemonnaie ist recht dick und unhandlich geworden. Ja, ich habe die letzte Geldbörse danach ausgesucht, wieviele Steckfächer sie hat. Man hat ja auch noch Kreditkarten, Personalausweis, den Führerschein und die Krankenkassenkarte, alles soll seinen Platz finden.

Bei Bernd im Geschäft war kürzlich ein Kunde, der an der Kasse gefragt wurde, ob er eine Kundenkarte besitzt. Anstatt die Karte aus dem Steckfach zu friemeln zückte er sein Handy, öffnete eine App und die Kundenkarte mit Barcode und Kundennummer war zu sehen und konnte an der Kasse eingescannt werden. Wie praktisch! Bernd fragte gleich nach dem Namen der App. Und die haben wir jetzt auf unseren Handies installiert: Stocard. Wir haben jetzt alle unsere Kundenkarten installiert und sie sind jetzt im Handy abrufbar, sehr praktisch.

Unsere Geldbörsen sind jetzt merklich dünner und tragen nun nicht mehr so auf in der Gesäßtasche. Und das nächste Portemonnaie wird nicht mehr nach der Anzahl der Steckfächer ausgesucht sondern danach, ob wir es leiden mögen und ob der Preis passt.

Bei einigen Geschäften hatte ich schon Kundenkarten abgelehnt, aus Platzgründen. Jetzt kann ich fleissig weitersammeln.

Keine Zeit?

Zwei Wochen Rentnerleben habe ich jetzt hinter mir. Bisher war es mir nicht langweilig. Irgendwas ist ja immer – noch. Bei dem tollen Wetter wird jetzt die Terrasse hergerichtet. Und sage keiner: Das ist ja nur eine Terrasse. Arbeit macht die nicht gerade wenig. So muss z.B. der Grünbelag von den Fliesen entfernt werden. Na, damit werde ich heute fertig.

In der Ecke, wo das Futterhäuschen im Winter gestanden hat, sind nicht nur Futterreste zu entfernen sondern auch noch die Hinterlassenschaften der Vögel. Und so kommt eins zum anderen bevor die Terrasse für den Sommer wieder wohnlich ist.

Einkäufe müssen getätigt werden, die ich jetzt möglichst ohne Auto erledige. Man trifft mich also jetzt mit einem Einkaufsbeutel in der Stadt an. Jeden Tag 1 Liter Milch holen und das, was man für den täglichen Bedarf so benötigt, was nicht viel ist. Als Renter braucht man ja nichts. Aber es macht halt Spass, den Einkaufswagen mitten im Weg stehen zu lassen während ich meinen Kram zusammensuche, oder die Leute an der Supermarktkasse aufzuhalten während ich das Kleingeld zusammenklaube: Moment, ich hab’s passend. Und dann muss ich feststellen, dass es doch nicht passt. Soweit bin ich aber noch nicht, dass ich der Kassiererin meine Geldbörse reiche damit sie sich das Kleingeld selbst raussammeln kann.

Und dann der Schnack mit den Nachbarn: Gestern wollte ich Kartons und Altpapier zum Container bringen, mit dem Wagen. Ich stand also am Wagen und wollte einräumen. Da kam eine Nachbarin vorbei, sie wollte ins Dorf. ’ne halbe Stunde mindestens haben wir geschnackt. Und dann kam die Nächste. Wieder waren mindestens 10 Minuten weg bevor ich dazu kam, meinen Kram zu erledigen. Man darf sich draussen einfach nicht blicken lassen, man kommt zu nichts.

Zum Glück wohnen wir ganz oben, Endetage auf neudeutsch, und nach hinten raus. Da bleibt keiner stehen, da könnte man höchstens mal kurz einfliegen zum Klönschnack.

Hübsch, aber nicht schmerzfrei

Diesen Blumenstrauss brachten mir meine Kollegen am Donnerstag mit. Es ist der offizielle Geburtstagsstrauss der Firma, denn ich war ja noch Angestellter als ich Anfang der Woche Geburtstag hatte. Ich hab mich riesig gefreut über den wirklich hübschen Strauss. Die Farben, es leuchtet, einfach toll.

Gestern morgen bekam ich Kopfschmerzen. Doch zuviel Alkohol gehabt beim Abschiedsessen – Champagner zum Empfang, Wein zum Essen, ein Cocktail als Dessert – nee, dann hätte ich gleich nach dem Wachwerden schon Kopfschmerzen gehabt. Zu wenig Flüssigkeitsaufnahme gestern morgen? Also noch 2 Gläser Wasser getrunken – die Kopfschmerzen blieben, wurden sogar noch schlimmer. Was ist das, was soll das? Ich griff also zur Tablette, was nur passiert wenn es gar nicht anders geht.

Und dann wurde mir bewusst, was die Ursache meiner Kopfschmerzen war: Der Blumenstrauss und darin die Hyazinthen! Also wurden die Blumen auf die Terrasse gestellt. Und heute morgen wachte ich Schmerzfrei auf.

Hyazinthen haben ja einen sehr intensiven Duft. Wenn dann noch 3 Stück davon in einem Blumengebinde stecken, ist es noch viel intensiver. Mit diesen Blumen sollte man also vorsichtig sein, wenn man sie verschenkt.

Wir waren kürzlich zu einem Geburtstag eingeladen und wollten ein fertiggepflanztes Blumenensemble mitnehmen. Die Blumenfachverkäuferin wollte mir eins mit einer Hyazinthe drin verkaufen. Ich erklärte ihr, dass nicht jeder den Duft dieser Blume verträgt und ich deshalb etwas anderes möchte.

Die Firmensträusse werden immer im Blumengeschäft bestellt und dann geliefert. Preis und Farbe werden abgefragt. Natürlich hat man auch Einfluss darauf, welche Blumen das florale Geschenk beinhalten soll. Wenn man nichts sagt, stellen die dort was zusammen. Grundsätzlich sollte man immer erwähnen, dass Hyazinthen unerwünscht sind. Man sollte sie lieber in den Garten pflanzen.

Abschied

Meine engsten Kollegen, mit denen ich 22 Jahre zusammengearbeitet habe, waren gestern Abend zu einem Abschiedsessen eingeladen. Nun ja, eine junge Dame ist nicht so lange in der Firma. Sie war als Auszubildende bei uns und wurde übernommen. Eine Kollegin konnte aus persönlichen Gründen leider nicht teilnehmen.

Wir trafen uns zuerst bei uns zu Hause. Ich bekam ein Gedicht und ein Fotobuch über meine Zeit mit den Kollegen. Anschliessend gingen wir zu Dimis Taverne, unser Stammlokal, wo wir einen netten Abend hatten und über alte Zeiten plauderten. Bernd, der zwar alle schon von anderen Gelegenheiten her kannte, war ziemlich beeindruckt vom Zusammenhalt unter uns Kollegen. Sicher, es gab in den vielen Jahren auch mal eine kleine Missstimmung. Aber das war immer schnell wieder aus der Welt geschafft. Keiner von uns ist nachtragend. Wir gingen, bzw. gehen noch, jeden Tag gern ins Büro. Sonst hätten wir es wohl nicht so lange miteinander ausgehalten.

Ich glaube nicht, dass es ein endgültiger Abschied gewesen ist. Wenn ich mal in Hamburg bin, und das wird sicher der Fall sein, werde ich meine Ex-Kollegen ganz bestimmt besuchen. Und ich weiss, dass ich willkommen sein werde.

Ein neuer Job

Ab heute bin ich Rentner von Beruf. Und das ist kein Aprilscherz, eher die Bezahlung, jedenfalls verglichen mit meinem bisherigen Gehalt. Aber es gibt keinen Grund zur Beschwerde. Es ist alles in Ordnung so wie es ist.