Archiv für den Monat: August 2008

Porgy and Bess

Im Rahmen einer Deutschlandtournee gastierte das New York Harlem Theatre mit der Oper Porgy and Bess vom 12. August bis heute in der Hamburgischen Staatsoper. Eine Aufführung dieser Oper vor vielen Jahren im Stadttheater Lübeck habe ich noch immer in sehr guter Erinnerung. Deshalb musste ich unbedingt diese von George Gershwin komponierte Oper einmal wiedersehen. Gemeinsam mit unseren Nachbarn besuchten wir gestern Abend die Vorstellung.

Um die Autenzität dieser Geschichte zu wahren, darf die Oper weltweit nur mit schwarzen Darstellern aufgeführt werden. Deshalb waren damals in Lübeck auch alle Rollen mit Gästen besetzt obwohl es eine hausgemachte Inszenierung war.

Die Musik von George Gershwin ist natürlich gewöhnungsbedürftig. Wer eine Oper im Stil von Verdi, Puccini usw. erwartet, wird enttäuscht. Der Stil geht eher in Richtung Musical.

Das Bühnenbild dieser Produktion hätte für meinen Geschmack etwas bunter sein können. Die Geschichte spielt zwar in der ärmlichen Catfish Row in Charleston S.C. Aber deshalb müssen die Häuser nicht alle in unscheinbarem braun getrichen sein. Gerade Schwarze sind doch dafür bekannt, dass sie Freude an Farbe haben.

Die Protagonisten steigerten sich spielerisch und stimmlich im Laufe der Aufführung. Nach der Pause wurde es spielerisch wirklich höchst dramatisch und gleichzeitig sehr sensibel, als sich die Tragödie anbahnte. Das einfühlsame Spiel der Darsteller liess die Musik in den Hintergrund treten und verursachte bei mir ab und zu Gänsehaut und feuchte Augen am Schluss als sich der Krüppel Porgy von seinen Nachbarn verabschiedet und sich auf seinem Rollbrett auf den Weg von Charleston nach New York macht, um seiner geliebten Bess zu folgen. Wirklich grosse Oper!

Sexsucht

David Duchovny, bekannt geworden als Agent Fox Mulder in der Serie Akte X, meint, dass er sexsüchtig sei. Deshalb hat er sich selbst zur Behandlung in eine Klinik eingwiesen.

Ich frage mich, woran man merkt, dass man sexsüchtig ist. Fummelt man ununterbrochen an seinem Geschlechtsteil rum oder hat man eine Dauererrektion? Kann man mehrmals täglich?

Also ich weiss nicht, ob ich es als sexsüchtig bezeichnen würde, wenn ich dauernd andere Männer anbaggern oder meinen Mann mehrmals täglich flachlegen würde. Sex empfinde ich als eine ganz normale menschliche Funktion. Einer mag/kann öfter, einem anderen reicht es einmal im Monat (was wohl etwas wenig ist). Der Trieb muss schon sehr extrem sein, wenn man meint, man sei sexsüchtig.

Vermutlich würde ich nie auf die Idee kommen, dass ich sexsüchtig bin – weil eben Sex für mich die normalste Sache der Welt ist. Aber indem ich das so schreibe, bin ich vielleicht gar schon sexsüchtig. Und wenn schon – behandeln lassen würde ich das nicht. Da müsste mein Mann durch!

self checkin

Auf dem Flughafen in Stockholm hat eine 78-Jahre alte Dame etwas falsch verstanden bezüglich self checkin: Anstatt ihr Gepäck auf das Band zu stellen hat sie sich selbst draufgelegt. Schwupps – und die Oma fuhr durch die Kofferklappe und war verschwunden. Auf der anderen Seite wurde sie allerdings vom Personal in Empfang genommen und auf den richtigen Weg gebracht.

Da ich eine sehr bildhafte Vorstellungskraft habe, war ich heute, immer wenn ich an diesen Vorfall dachte – und das war sehr oft, laufend am Kiechern.

Duftwahl


Ich bin mal wieder auf der Suche nach einem neuen Duft, ein Drittduft sozusagen. Die Wahl fällt schwer. So in etwa kenne ich meine bevorzugte Duftrichtung: Nicht zu leicht, nicht so spritig, eher schwerer, orientalisch. Wobei eine gewisse Frische auch nicht verkehrt sein kann.

Davidoff, Joop, Boss, Dior, Chanel – um nur einige zu nennen, die Auswahl ist riesig gross. Jede Marke bietet auch noch verschiedene Produkte an, was vollends zur Verwirrung der Sinne beiträgt. Und dann steht man vor dem Regal, greift sich eine Probeflasche und sprüht sich vorsichtig eine Ladung auf Unterarm und Handgelenk, eine Sorte links, eine Sorte rechts. Etwas warten, bis die Kopfnote verduftet ist und dann schnüffeln ob es gefällt.

Manche Beschreibungen lesen sich wie der Griff in das Gewürzregal in der Küche zu Hause: Zimt, Kardamom, Ingwer, Pfeffer, Minze – alles Ingredenzien, die ich zum Kochen verwende. Man könnte denken, ein paar Tropfen Eau de Toilette ins Essen statt eine Prise hiervon und ein paar Blätter davon hätten den gleichen Effekt. Das könnte sogar eine Marktlücke sein: zu den Gewürzen im Menue den passenden Duft auflegen. Vielleicht sollte ich das den grossen Duftmischern mal vorschlagen.

Neue Düfte werden von den Herstellern immer in grossen Aktionen angepriesen. Meist locken attraktive junge Männer – oft genug spärlich bekleidet – zum Kauf. Jedoch jünger und attraktiver macht der Gebrauch so eines Duftes auch nicht. Irgendwann ist der Zug nämlich abgefahren. Wobei es in den einschlägigen Foren Männer weit jenseits der 40 gibt, bei denen „boy“ ein Wortteil ihres Nicks ist. Lächerlich!

Verlockend für den Griff ins Regal und das öffnen der Geldbörse ist auch ein exklusives Design der Flakons. Doch so ein Fläschen ist nicht zum Anschauen da, es geht schliesslich um den Inhalt – auch wenn es sich auf einer Ablage im Badezimmer gut macht, dort was exklusives stehen zu haben.

Heute Mittag habe ich wieder zwei Düfte probiert. Den einen habe ich mir in der Firma gleich wieder runtergewaschen. Der andere, Diamonds von Armani, kommt in die engere Wahl. Dior Homme Sport steht ebenfalls auf der Liste derer, die in Frage kommen.

Wo ich die Mittagspausen der nächsten Tage verbringen werde steht fest: In der Abteilung Männerdüfte eines grossen Kaufhauses in der City.

Die Botschafterin


Heute vor 50 Jahren lief bei der Werft Blohm und Voss in Hamburg das Segelschulschiff „Gorch Fock“ vom Stapel. Benannt wurde das stolze Schiff nach dem Dichter Rudolf Kinau, der sich den Namen Gorck Fock als Pseudonym zugelegt hatte. Ulli Kinau, eine Nichte des Schriftstellers, die 1958 gerade mal 14 Jahre alt war, wurde die Ehre zuteil, das Schiff mit der obligatorischen Sektflasche zu taufen, die auch gleich beim ersten Wurf zersplitterte. Über 10.000 Menschen sollen damals das Ereignis beobachtet haben. Die etwa 40 Meter hohen Masten waren beim Stapellauf bereits aufgetakelt.

Seit der Indienststellung hat das Schiff ca. 700.000 Seemeilen zurückgelegt, was bedeutet, dass die „Gorch Fock“ auf ihren Reisen 32 Mal die Erde umrundet hat. Die bisher erreichte Höchstgeschwindigkeit unter Segeln beträgt 17 Knoten. Bei diversen Wettfahrten ist sie acht mal schnellstes Schiff im Zielhafen gewesen.

Auf zahlreichen Auslandsreisen auf allen Weltmeeren ist die „Gorch Fock“ als Botschafterin Deutschland unterwegs gewesen und wird sie auch in Zukunft weiterhin sein.

(Bildquelle: www.pixelio.de / Fotograf Jenny Horn)

Nachtrag und Berichtigung:
Frau Kinau, die Taufpatin, die seinerzeit die Gorch Fock getauft hat, hat darauf aufmerksam gemacht, dass der obige Beitrag nicht ganz richtig ist. In der Tat war der Dichter, nach dem das Schiff seinen Namen erhalten hat, nicht Rudolf Kinau sondern ihr Onkel Johan Kinau. Ich bitte, das Versehen zu entschuldigen.

Schreibtischfood


Unser Koch hat Urlaub, es sei ihm gegönnt, er ist nämilch ein sehr guter Koch. Deshalb ist die Kantine geschlossen und wir müssen uns auf irgendeine Art und Weise selbst verpflegen. Zum Glück arbeiten wir fast mitten in der City von Hamburg, so gibt es um uns herum eine grosse Auswahl von Imbissgeschäften, Bäckereien usw. Eine Selbstverpflegung ist daher recht einfach und kann abwechslungsreich gestaltet werden.

Heute haben wir uns bei Jim Block versorgt. So eine Minimahlzeit kostet ca. 6 Euro. Das ist zwar etwas mehr als das, was wir in der Kantine bezahlen, aber man wird satt.

Am Schreibtisch zu essen ist zwar nicht so gemütlich wie in der Kantine, aber es ist auszuhalten.

Ach ja: Wer jetzt lästert, dass man einen Burger nicht mit Messer und Gabel isst, dem sei gesagt, dass man diese Teile nicht aus der Hand essen kann. Es quellen dann nämlich Salat, Sauce, Tomate und Fleisch hinten und seitlich heraus wenn man vorne reinbeisst.

Klare Worte

Heute Morgen, S-Bahnhof Nettelnburg. Auf der elektronischen Anzeige stand zu lesen: „Der 1. Wagen ist verschlossen“. Die Bahn lief in den Bahnhof ein, der Zugführer machte noch mal eine Ansage, dass man bitte nicht in den 1. Wagen einsteigen soll, der sei verschlossen. Wahrscheinlich hören viele Leute einfach gar nicht hin, was da gesagt wird, lesen können die wohl auch nicht, jedenfalls wiederholte der Zugführer die Ansage noch mal mit dem Zusatz „Da hat jemand reingekotzt!“

Nächste Haltestelle, die gleiche Prozedur. Erst die normale Ansage, dann die drastische Wiederholung. Es ist ja wohl so, und davon nehme ich mich nicht aus, dass die Fahrgäste jeden Morgen in den gleichen Waggon einsteigen und stellen sich blind an den gewohnten Platz wo „ihr“ Waggon hält. Deshalb kann man aber doch mal auf die Anzeigentafel schauen bzw. auch mal zuhören, was da so über die Lautsprecher verkündet wird.

Noch drastischer machte es der Zugführer am nächsten Stop: „Sie wollen da gar nicht einsteigen, das stinkt tierisch!“.

Auf humorvolle Weise wurde das Leid des Zugführers am nächsten Bahnhof verkündet, nachdem er auch dort zweimal erklären musste, das man und warum man in den ersten Wagen nicht einsteigen kann. Sinngemäss sagte er: Die Leute haben ja auch alle Stöpsel in den Ohren und hören laut Musik, deshalb verstehen die mich nicht.

Bei dieser Gelegenheit bekam die DB auch ihr Fett weg: „Wir haben ein paar Minuten Verspätung weil die Türschlösser schlecht gewartet worden sind.“ – Mir war unterwegs aufgefallen, dass die Bahn länger als gewöhnlich brauchte, um die Bahnhöfe wieder zu verlassen. Vielleicht lag das daran, dass die Türen nicht schnell genug geschlossen werden konnten.

Egal, es war jedenfalls eine amüsante Fahrt, die dem einen oder anderen Fahrgast ein Lächeln auf das morgenmuffelige Gesicht zauberte.