Ein deutsches Requiem


Ein Requiem ist üblicherweise eine Art Totenmesse. Johannes Brahms, aus dessen Feder „Ein deutsches Requiem“ stammt, sieht sein gewaltiges Werk für Chor und Orchester als ein Musikwerk, welches den Lebenden Trost spenden soll. „deutsch“, wohlgemerkt mit dem kleinen „d“, ist Teil des Namens des Werkes deshalb, weil die Texte ausnahmslos auf deutsch gesungen werden. Brahms wollte damit seine Komposition gegenüber den Werken mit lateinischem Text klar herausstellen.

„Ein deutsches Requiem“ wurde gestern Abend in der Elbphilharmonie aufgeführt. Wir hatten im Sommer vergangenen Jahres das Glück, bei der Verlosung der Karten ausgesucht worden zu sein.

Gestern Abend, bei unsrem 2. Konzertabend in der Elphi, hatten wir unsere Plätze nicht mit dem frontalen Blick auf Chor und Orchester. Wir saßen schräg-seitwärts-von-hinten. Teile des riesigen Chores von ca. 70 Personen konnten wir von vorn sehen, andere Chormitglieder von hinten. Ebenso war es mit dem Orchester. Dem Dirigenten konnten wir mal richtig bei der Arbeit zuschauen, ähnlich so, wie es das Orchester tut. Die beiden Solisten, die ja überlicherweise ganz vorn stehen, sahen wir nur von hinten.

Das Werk wurde aufgeführt vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, am Pult stand Bernhard Haitink. Wie schon weiter oben erwähnt, stand ein riesiger Chor auf dem Podium, der Chor des Bayerischen Rundfunks. Die Solisten (Camilla Tilling, Sopran, und Hanno Müller-Brachmann, Bassbariton) hatten nur einen kleinen Part und saßen die meiste Zeit auf ihren Stühlen.

Beim Orchester meinte ich, zwei kleine Patzer herausgehört zu haben. Aber ich bin kein Fachmann. Die Komposition habe ich gestern Abend zum ersten Mal gehört und habe keine Vergleichsmöglichkeit.

Der Chor war perfekt, nein, er war grandios. Selbst schwierige Laute, wie z.B. scharfe Endungen, erklangen als kämen die Töne aus nur einer Kehle, auf den Punkt genau. Harte Arbeit, das so hinzubekommen. Der männliche Solist wirkte auf mich ziemlich angestrengt in seiner Haltung, fast verklemmt. Teilweise wurde er vom Orchester übertönt. Vielleicht lag es an unserer Sitzposition. Die Solistin dagegen stand recht locker auf der Bühne und ihre Stimme war klar und hell zu hören.

Beim Dirigenten hatten wir beide uns gefragt, ob er die ca. 75 Minuten überhaupt überstehen und nicht aus Schwäche zusammenbrechen würde. Egal, die Haupsache ist ja, dass er seine Truppe im Griff hat.

Mit recht bekam der Chor am Schluss den meisten Beifall und sogar Bravorufe.

Ich empfinde es übrigens als eine grobe Missachtung der Leistung der Künstler, wenn Leute ihre Plätze sofort verlassen, nachdem der letzte Ton verklungen ist. Man muss ja die Musik nicht mögen, aber es gehört sich, dass man die Künstler würdigt. Aber so wie das Paar gekleidet war, hätte man wohl nichts anderes erwarten können.

Ich muss gestehen, dass ich manchmal ein wenig die Konzentration an der Musik verlor und ich währenddessen die Musiker beobachte, wie die Hornisten z.B. ihren Rotz aus dem Rohrsystem herausschütten, Tätigkeiten, die man bei einer Fernsehübertragung nie gezeigt bekommt. Man sieht mal wieder, dass live dabeizusein doch ganz was anderes ist.

Vor dem Konzert waren wir im India House Indisch essen, fast neben der Elbphilharmonie. Das war mal ein ganz anderes Geschmackserlebnis. Der kleine Gruß aus der Küche, ein ganz dünnes Fladenbrot, schmeckte wie Parfüm pur, aber für uns durchaus essbar. Und der Preis, keine 60 Euro für Vor-, Haupt-, und Nachspeise sowie Getränke, ist mehr als angemessen.

Nachdem am Eingang zur Elphi unsere E-Tickets auf dem Handy gescannt wurden, rollten auf der „Tube“ hinauf zur Plaza. Bevor wir unsere Plätze einnahmen, warfen wir noch einen kurzen Blick auf den Hafen. Ich zeigte Bernd den Platz, an welchem ich zur Taufe von Mein Schiff 6 stundenlang ausgeharrt hatte.

4 Gedanken zu „Ein deutsches Requiem

    1. Hans-Georg

      Moin Danny. Für unsere ungeschulten Ohren hört sich das jedenfalls toll an. Eine Vergleichsmöglichkeiten fehlt uns da wir keine regelmäßigen Konzertbesucher sind.

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      1. Danny

        Ich werde mir das auch mal können, aber was ich bei Dir so lese, wird das wohl ein Vorhaben, was ein paar Jahre geplant werden muss, damit auch Karten bekommt.

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