Taufe mit Panne


Am 1. Juni wurde der neueste Flottenzugang für TUICruises in Hamburg getauft, auf den Namen „Mein Schiff 6“. Ich muss dazu sagen, dass es mir immer noch ein wenig schwerfällt, den Namen „Mein Schiff“ als einen Schiffsnamen zu akzeptieren. Aber der Name gehört wohl zum Konzept und da passt das dann auch wieder.

Eine Schiffstaufe ist immer ein Ereignis, welches von den Reedereien – sei es für ein Frachtschiff oder für ein Passagierschiff – in erster Linie für die Beteiligten in Szene gesetzt wird. Wenn es sich um ein Passagierschiff handelt, ist es ja auch gleichzeitig ein Werbefaktor für potzenzielle Interessenten an einer Kreuzfahrt. Diese Schiffstaufe war etwas dezenter, sie wurde nämlich kaum in den Medien erwähnt. Als Insider, der den Bau des Schiffes, auf dem wir in 79 Tagen in See stechen werden, verfolgt hat, wusste ich natürlich, wann und wo die Taufe stattfinden würde und dass es nicht möglich wäre, viele Zuschaucher aus nächster Nähe teilhaben zu lassen.

Ich machte mich also Mittwochmittag auf den Weg nach Hamburg, mit einem Besucherticket für die Plaza der Elbphilharmonie auf meinem Handy. Ich hatte ein Zeifenster von 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr gewählt um auf die Plaza hinauffahren zu dürfen.

Gegen 13:30 Uhr traf ich in der Hafencity ein. Zuerst versuchte ich mir einen Überblick zu verschaffen, von wo aus ich die Taufzeremonie beobachten könnte für den Fall, dass ich nicht auf der Plaza bleiben dürfte. 2 Plätze sagten mir zu, aber es war noch viel zu früh, mich an die Elbe zu stellen um mir einen Logenplatz zu reservieren. Ich machte also erstmal einen Spaziergang durch die Hafencity, schleckte dabei ein Dänisches Softeis und später müffelte ich noch ein Franzbrötchen weg.

Kurz nach 15:00 Uhr begann meine zweiminütige Fahrt mit der langen Rolltreppe hinauf auf die 37 m hohe Plaza auf dem Kaispeicher um das Terrain zu sondieren. Ein Teil des Innenraumes war gesperrt für Gäste der Tauffeier. Der Umlauf draußen war zu ca. 3/4 frei und war abgesperrt dort, wo sich eine große überdachte Terrasse befindet. Bistrotische waren bereits hingestellt und Tresen für die Getränke. Ich entdecke eine kleine Bühne, diverse Fernsehgeräte waren aufgehängt, einige Leute waren noch damit beschäftigt alles herzurichten. Na, wenn ich mich rechtzeitig dort an der Absperrung einfinden würde, hätte ich vermutlich einen tollen Platz. Doch zuerst ging ich wieder rein. Ein kleiner Snack sollte mich für die langen Stunden stärken, aber die Snackbar hatte bereits wegen der Veranstaltung geschlossen.

Gegen 16:00 Uhr fand ich mich am ausgeguckten Platz wieder ein. Ich stand dort in der Sonne, was mir überhaupt nichts ausmachte da ich ja schon genügend Sonne vorgetankt habe. Ich beobachtete das Treiben im Hafen sowie die abschließenden Arbeiten neben mir. Langweilig war es nicht, zumal am frühen Abend die Taufpatin, deren Namen ich immer noch nicht behalten habe, dort erschien und fotografiert wurde. Iveta Apkalna (ich habe es jetzt nochmal nachgeschaut), die Titularorganistin der Elbphilharmonie, wirkte auf mich sehr sympathische und natürlich. Als sie von einem Zuschauer der „Öffentlichkeit“ angesprochen wurde, wandte sie sich auch kurz für ein paar Fotos uns zu, sehr nett, bevor sie entschwand und an Bord gebracht wurde. Die Chefin von TUICruises, CEO Wybcke Meier, wurde auch kurz herumgeführt. Auch sie ist eine sehr sympathische Frau.

Langsam füllte sich der Raum hinter der Absperrung mit den geladenen Gästen. Champagner, Wein und Bier wurde angeboten und natürlich durfte Fingerfood nicht fehlen. Es gab Interviews, ein Shantychor trat auf und gegen 21:30 Uhr fuhr der Täufling langsam an uns vorbei. Ich hatte endlich die Gelegenheit ein brauchbares Foto von der Backbordseite zu bekommen, auf der wir auf Deck 10 unsere Juniorsuite haben werden (zwischen den beiden roten Pfeilen). Vor dem Passagierterminal wurde das Schiff gedreht und positionierte sich dann direkt vor der Elbphilharmonie für die Taufe. Und ich hatte einen genialen Logenplatz, es war perfekt.

Das Programm an Bord, welches auf dem Pooldeck dargeboten wurde, konnte man auf der Plaza über die aufgestellten Bildschirme verfolgen. Das Schiff wurde währenddessen mit farbigen Lasern bestrahlt. Ich bin nicht gut im Schätzen, aber das Schiff lag maximal 100 m von mir entfernt auf der Elbe, ein toller Anblick. Der Name des Schiffes war traditionall noch abgehängt.

Endlich wurde es ernst und der eigentliche Taufakt begann. Iveta Apkalna sagte ihren Taufspruch auf, ein akustischer Countdown erfolgte. Meine Kamara war mit eingestellter Serienaufnahmefunktion auf die Stelle gerichtet, wo die Champangerflasche an einer mechanischen Vorrichtung angebracht war. Und dann knallte die Flasche gegen den Stahl. Im gleichen Moment startete hinter dem Heck des Schiffes das Feuerwerk. Punkt 23:00 Uhr setzte sich die „Mein Schiff 6“, unter dem letzten Goldregen am Heck, ganz langsam zu ihrer offiziellen Jungfernreise in bewegung. Das waren so meine Beobachtungen.

Am nächsten Morgen erzählte mir Bernd, dass die Flasche nicht beim ersten Aufschlag auf den Stahl zerborsten sei. Ach, das hatte ich gar nicht mitbekommen. Na ja, auf dem Display der Kamera ist ja auch nicht alles so richtig zu erkennen. Auf einem Video, welches wohl noch nachts online gestellt worden war, kann man ganz eindeutig sehen, dass die Champagnerflasche zurückschnellt. Und ja, auch meine Serienaufnahme zeigt das Malheur. Abgelenkt durch das Feuerwerk habe ich dann nicht mitbekommen, wie die Flasche endgültig zerdepperte und der Champagner auf dem Schiffsstahl zerspritzt. So eine Situation ist eigentlich der Alptraum jeder Taufpatin, die in diesem Fall keine Schuld trifft. Sie selbst löst nur einen Mechanismus aus, sie hat die Flasche gar nicht in der Hand. Hier hat entweder die Technik versagt oder die Flasche wurde falsch am Mechnismus befestigt, so dass die Flasche mit einer Stelle an das Schiff prallte, an der sie besonders widerstandsfähig ist. Ich habe mal eine Schiffstaufe erlebt, bei der die Taufpatin die Buddel eigenhändig werfen musste. Als ich sah, wie sie die Flasche in der Hand hatte, sagte ich: Das wird nichts – und so war es auch. Peinlich.

Ich habe 7 Stunden in 37 m Höhe über der Elbe gestanden, mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, viele Dinge beobachtet und den Nachmittag und Abend genossen. Verrückt, ich weiß, aber so bin ich nun mal. Diese Veranstaltung hat mir das Schiff, mit dem wir im Augst über den Atlantik fahren werden, ein Stück näher gebracht. Und wer weiß – vielleicht wird „Mein Schiff 6“ unser neues Traumschiff.

2 Gedanken zu „Taufe mit Panne

  1. anne

    sicherlich ein tolles Erlebnis für dich ! Gehörst ja schon zu den „alten“ Aida Hasen.
    Mir haben Bericht und die tollen Fotos sehr gut gefallen – so etwas würde ich auch gern mal erleben.
    Allerings wäre diese lange Zeit auf einem Schiff nicht so meins ….
    Bei einer Überfahrt im alten Stil auf der QM2 würde ich mit mir reden lassen 😉 aber die spendiert mir ja keiner !
    Euch beiden ein schönes Pfingstfest,
    ein Winker aus Waren ♥

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    1. Hans-Georg

      Moin Anne! Aida? Nichts da, das wollen wir nicht, das ist nicht unser. Wir bleiben bei TUICruises mit „Mein Schiff“. Schön gemütlich, einfach nur entspannen. Da ist nichts mit Club-Schiff. Ich denke, dass das dir auch gefallen könnte. Ist zwar nicht so exklusiv wie auf den Queens, ist aber trotzdem schön.

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