„Mein Schiff 1“ – Westeuropa mit Lissabon – Teil 1


Fast 9 Monate hatten wir uns auf die 4. Reise mit „Mein Schiff 1“ gefreut. Ganz entspannend sollte sie werden da wir die meisten Häfen schon von vorherigen Reisen kennen. Nur einen Ausflug hatten wir vorgebucht. Der fiel dann einem Sturm zum Opfer, dazu dann später im Lauf dieses Berichtes mehr. Es war dann also noch entspannter als ursprünglich gedacht.

9. August 2017 – 1. Urlaubstag und Geburtstag

Mein Mann wollte ja seinen Geburtstag nicht feiern. Das war ein Grund dafür, dass wir uns gerade diese Reise ausgesucht hatten. Abfahrt von Hamburg ausgerechnet an seinem Geburtstag, das hat doch was.

Natürlich hatte ich für ein paar Überraschungen gesorgt: Ein Blumenstrauß von meiner Mutter und ein Geburtstagskuchen von mir fand Bernd auf der Kabine vor, als wir diese um 15:00 Uhr beziehen konnten. Von Astrid und Holger gab es einen Gutschein für ein 4-Gänge-Menü im Restaurant Surf & Turf, den ich auch zu meinem Geburstag Ende März bekommen hatte. Die Gutscheine waren, zusammen mit den Grußkarten und den aktuellen Tagesinformationen, auf den Kojen drapiert.

Nachdem wir ein erstes Stück Gebursttagstorte gegessen hatten, ging es zum Oberdeck der UnverzichtBar. Erstaunt stellten wir fest, dass uns auf dieser Reise ein Stück Heimat begleiten würde: TUICruises hat in neue Außenmöblierung investiert, die von der Firma Garpa in unserer unmittelbarer Nachbarschaft hergestellt worden sind. Über uns flatterten mit knattertem Geräusch die Signalflaggen im Wind und wir beobachteten den Ausflugsverkehr auf der Elbe. Landseitig wurden letzte Ausrüstung, Koffer und Ausflugsfahrräder an Bord gebracht.

Nach der obligatorischen Seenotrettungsübung, die Dank neuer Technik für die Prüfung der Anwesenheit der Passagiere recht schnell vonstatten ging, nahmen wir an Deck unseren Welcome-Sekt in Empfang. Wenige Minuten nach 19:00 Uhr setzte sich das Schiff ganz langsam von seinem Liegeplatz in der Hafencity in Bewegung. Das Signal „3 x lang“ aus dem Schiffstyphon erschreckte die Passagiere und als gleich darauf die Schiffshymne erklang, war es wieder mal um mich geschehen. Ihr wisst sicher schon was ich meine: Tränen der Rührung bei mir.

Das Wetter spielte in diesem Jahr bei der Ausfahrt auf der Elbe nicht so richtig mit. Nachdem wir die Elbphilharmonie, die „Cap san Diego“ und die Containertermials passiert hatten, zogen wir uns in den Innenbereich des Schiffes zurück.

Bernd hatte Hunger und wollte was essen. Nur mit Mühe gelang es mir, ihn zu überzeugen, erstmal in der Galerie vorbeizuschauen. Schon im April hatte ich per Email einen weiteren Objektkasten bestellt, den ich Bernd zum Geburtstag schenken wollte, so rechtzeitig deshalb, weil ich sicher sein wollte, dass der Kasten dann auch an Bord ist und die Dame, bei der ich das Weihnachtsgeschenk für Bernd gekauft hatte, sich erinnert und alles in die Wege leiten kann. Frau Bock hatte kurz vorher ihren wohlverdienten Urlaub angetreten. Ich hatte dann auch Kontakt mit ihrer Ablöserin Frau Mess. Ihr drückte ich gleich den Fotoapparat in die Hand als wie die Galerie betraten. Den Sekt zum Anstoßen hatte sie schon kaltgestellt und Bernd packte das Überraschungspaket aus: Fischerman’s Girlfriends, art in boxes von Volker Kühn, ein witziger Objektkasten, Nonnen, die wie Pinguine auf Eisschollen stehen. Danach noch ein Glas Sekt, und dann war es Zeit für das erste Abendessen.

10. August 2016 – 1. Seetag

Die Nacht war unruhig, sehr unruhig, also nicht mein Mann und ich, die See war’s. Öfter wurde ich wach und ich merkte, dass das Schiff sich ziemlich stark bewegte. Leicht rutschte ich auf der Matratze hin und her. Kein Problem für mich, ich liebe es. Und Bernd? Mal abwarten, bei ihm ist es unterschiedlich.

Nachdem Bernd geduscht und sich angezogen hatte meinte er, es sei doch besser, wenn er sich wieder in die Koje legen würde. Ich ging dann erstmal frühstücken. Wie ich erwartet hatte, war es relativ leer im Buffetrestaurant Anckelmannsplatz. Nach dem Frühstück schaute ich nochmal nach meinem Mann, der sich seiner Klamotten wieder entledigt hatte und in der Koje lag. Ich schnappte mir meinen E-Reader und begab mich zu unserem Lieblingsleseplatz an der Vinothek mit Blick über das Promenadendeck in das tosende blaue Meer.

Vorher machte ich noch einen Rundgang über die Decks und ließ mir den frischen Wind um die Nase wehen. Sonne und Wolken wechselten sich ab. Das Pooldeck lag verlassen da, der Pool hatte sich in ein Wellenbad verwandelt. Augenblicke später fetzten dunkle Wolken über den Himmel während sich das Schiff ganz sanft in den Wellen wiegte. Aber nicht jeder kann das vertragen. In der Nordsee herrscht dichter Schiffsverkehr. Als Mann, der in einer Reederei gearbeitet hat, ist es immer interessant, andere Schiffe zu beobachten

Gegen Abend beruhigte sich das Wetter. Bernd konnte aufstehen und auch ein paar Happen essen. Zum Jubilarenempfang in der Abtanzbar, zu dem Bernd anlässlich seines runden Geburtstages eingeladen war, ließ er mich aber lieber allein gehen. Die Abtanzbar liegt auf Deck 12, also noch höher als unsere Kabine, und noch weiter vorn im Schiff. Außerdem hat sie keine Fenster. Für Menschen, die nicht seefest sind, kann das ziemlich unangenehm sein. Es gab Kuchen und Sekt. Ich unterhielt mich sehr nett mit einem Ehepaar, welches noch „Neuling“ auf Kreuzfahrt war.

Als wir zum Schlafen auf die Kabine kamen, hatte uns das Housekeeping die üblichen Informationen für den nächsten Tag auf die Kojen gelegt und die Gutscheine für Wiederholerpassagiere, für jeden von uns ein Glas Champagner und 2 Pralinen nach Wahl aus der Naschbar. Noch im vorigen Jahr gab es einen langweiligen Empfang in der Abtanzbar. Inzwischen gibt es wohl zu viele Wiederholer, so dass dies Empfänge den Rahmen sprengen würden. TUICruises hat nun ein System eingeführt. Es gibt eine Art Bonusprogramm, gestaffelt nach Anzahl der Reisen. Im nächsten Jahr müssen wir noch mit 2 Pralinen und einen Glas Champagner begnügen. Danach haben wir dann weitere Vergünstigungen.

11. August 2016 – Amsterdam

Amsterdam empfing uns mit Regen, Regen und nochmals Regen. Erstmal frühstücken und dann sehen wir weiter. Heute entschieden wir uns für ein Frühstück im Restaurant Atlantik. Am Zweiertisch neben uns nahm ein Ehepaar platz. Madame sondierte erstmal das Buffet und erklärte ihrem Mann nach der offensichtlichen ausgiebungen Prüfung des selben, Zitat (ich hab mir das später aufgeschrieben): „Nichts, was man sich auch nicht selbst kaufen könnte. Die Käseauswahl ist auch ziemlich müde!“ Tja, so sind sie. Zu Hause essen sie vermutlich Tilsiter für 69 Cent und hier meckern sie rum und sind dann die ersten, die am Austernbuffet anstehen. Es gibt wirklich eine sehr reichhaltige Auswahl an den Frühstücksbuffets. Es macht keinen Sinn, das hier alles aufzuzählen, es würde den Rahmen sprengen. Und nicht nur, dass es vielseitig ist, nein, das Angebot wechselt täglich, auch das Angebot von diversen Käsesorten.

Bevor wir die Kabine heute zum Frühstück verlassen hatten, hatten wir das erste Mal 2 x 5 Euro für die Housekeepingboys Edwin und Paul John auf die Kojen gelegt. Als wir zurückkamen, fanden wir die Betten mit einem Rochen dekoriert vor. Eine nette Geste. Und als sie uns dann bemerkten, schallte uns im Kabinengang freundlicher Dank entgegen.

Regenzeug hatten wir nicht eingepackt, nichtmal einen Schirm. An der Rezeption hätten wir uns einen durchsichtigen Regenpräser nehmen können. Aber wer will schon so albern aussehen? Ausserdem wird man darunter auch inwendig nass, da schwitzt man nämlich ziemlich drunter. Wir nahmen uns also unsere Kapuzenjacken aus Stoff und gingen an Land.

Das erste, was wir sahen, als wir den Terminal verlassen hatten, waren Regenbogenflaggen. Extra für uns? Nee, wir stellten später fest, dass vor ein paar Tagen eine schwule Veranstaltung in Amsterdam gewesen ist. Überall in Amsterdam hingen noch die Flaggen. Deswegen waren wir allerdings nicht gekommen. Wir wollten, trotz des Regens, ein wenig was sehen von Amsterdam. Auf unserem Handy hatten wir beide die App City Maps 2Go installiert. Gefunden hatte ich den Tipp bei Igor von 7Kontinente. Diese App hat uns auch in den anderen Häfen gute Dienste geleistet.

Da Bernd noch ohne Brille gut gucken kann, nahm er sich die Karte von Amsterdam vor. Es war dann ganz einfach, den Weg zu den Sehenswürdigkeiten zu finden, die uns interessant erschienen. Dazu muss man das Handy nicht ständig in der Hand halten und draufstarren. Vom jeweiligen Standort wird die Richtung zum nächsten Objekt angezeigt und man kann sich „so in etwa“ auf den Weg machen. Meist findet man das Gebäude dann auch ohne Probleme. Wenn man sich nicht sicher ist, schaut man halt noch mal nach. Ich hasse es, mit einem Handy in der Hand durch die Straßen zu gehen. Es gab an Bord eine Familie, deren Vater immer vorweg ging und auf diese Weise seiner Frau und den Kindern den Weg wies. Dabei stehen ja auch am Wegesrand oftmal interessante Dinge, die man mal anschauen kann. Mit dem Handy in der Hand rennt man doch daran vorbei!

Der Regen störte uns wenig. Wenn er zu starke wurde, haben wir uns für einen Moment untergestellt. Bei unserem Spaziergang umwehte uns meist ein Aroma, welches seinen Ursprung in den zahlreichen Coffeeshops hat. Mit Kaffee hat das allerdings recht wenig zu tun!

Im Lauf des Tages hatte hinter uns das Passagierschiff „Azmara Quest“ festgemacht. Bei unserer Abfahrt gab es das übliche große Theater: „Schiff “ verabschiedete sich mit „3 x lang“, „Azmara Quest“ antortete ebenso. Darauf als Dankeschön „1 x kurz“ von mein „Mein Schiff 1“ und die gleiche Erwiderung von dem anderen Schiff. Auf der Nock der „Azmara Quest“ standen die Offiziere des Schiffes und grüßten mit einer riesigen Winkehand. Hach, ich liebe sowas.

Eine gute Stunde fuhren wir auf dem Seekanal der Nordsee entgegen. In Ijmuiden fuhren wir in die große Seeschleuse, die ich 1969 als Auszubildender auf dem Frachtschiff „Harmen Oldendorff“ schon mal passiert hatte. Da das Wetter immer noch ziemlich regnerisch war, hatte ich mich ganz vorn auf das Promenadendeck gestellt, dort, wo man nicht mehr weiter darf, um die Schleusung zu verfolgen. Ich bekam so einen ganz kleinen Einblick in einen sauberen Bereich des Schiffes, der nicht für die Passagiere zugänglich ist. Bei so einem großen Schiff merkt man von der Schleusung so gut wie nichts, das ist ziemlich unspektakulär. Trotzdem ist es für mich ein kleines Ereignis auf dem Reiseweg. Das liegt wohl an meiner Sensibilität was die Schifffahrt betrifft. Nach kurzem Aufenthalt ging es dann weiter nach Zeebrügge.

12. August 2016 – Zeebrügge

Hier waren wir schon mal auf unserer 1. Reise im Jahr 2013. Seinerzeit hatten wir eine Fahrt in das nahegelegen Blankenberge gemacht. Auf unserer 2. Reise im Jahr 2014 sind wir an Bord geblieben. Da hätte ich mich besser in diesem Jahr Bernd anschließen sollen. Während ich mir das Nest gern mal anschauen wollte, blieb Bernd lieber an Bord. Aber so ein Spaziergang von ca. 2 – 3 Stunden ist ja nicht schädlich für die Figur (siehe weiter unten).

In Zeebrügge gibt es absolut nichts, was irgendwie sehenswert ist, selbst die Kirche nicht. In Teilen wirkt das Kaff wie ausgestorben. Es sind kaum Einwohner auf der Straße anzutreffen, nur ein einsamer Kreuzfahrtpassagier. Zugemalte Fenster von ehemaligen Ladengeschäften tragen nicht dazu bei, Zeebrügge positiv in Erinnerung zu behalten. Einzig interessant für jemanden, der interesse an der Seefahrt hat, mag das Feuerschiff West-Hinder sein, welches in der Nordsee viele Jahre seinen Dienst getan hat und jetzt in einer Art Bett einbetoniert zu besichtigen ist. Dann gibt es noch die große Schleuse mit je einer Klappbrücke an beiden Enden. Muss eine Brücke für den Schiffsverkehr geöffnet werden, wird der Verkehr über die Brücke am anderen Ende der Schleuse umgeleitet oder man wartet ca. 30 Minuten wenn man Renter ist und Zeit genug hat. Auf der anderen Seite gelangt man in den Ortsteil Knokke-Heist, der zwar einen langen und breiten Sandstrand hat, ansonsten aber genau so hässlich ist, wie Blankenberge.

Eigentlich besteht Zeebrügge nur aus Hafen. Für die Passagierschifffahrt wird Zeebrügge als Ausgangspunkt für Ausflüge nach Brügge, Ghent, Antwerpen und Brüssel.

Wenn auch die Häfen nicht immer interessant und sehenswert sind, so gibt es auf dem Schiff immer mal kleine Highlights und Veranstaltungen. Ein Cocktail an der Bar, ein Cappuccino mit einem Glas Cardenal Mendoza nach dem reichhaltigen Abendessen, eine Modenschau mit Models aus der Crew, ein Spaziergang an Deck am Abend – langweilig wird es nie an Bord. Und wer sich an den kleinen Dingen nicht efreuen kann, kann ja immer noch ins Sportstudio gehen und sich da die angefutterten Kalorien wieder abtrainieren. Wer im Glashaus sitzt … aber lästern über andere geht auch immer, darin waren wir schon immer gut. Bernd und ich prägten den Ausdruck: Da kommt eine Wand. Also ich bin allenfalls eine Schamwand. Eine Kreuzfahrt ist eben eine sehr angenehme und interessante Art zu reisen, in vielerlei hinsicht.

Teil 2 ->

10 Gedanken zu „„Mein Schiff 1“ – Westeuropa mit Lissabon – Teil 1

  1. Ina

    hey, welcome back! tolle bilder, sehr schön eingefangen, dass man in deinem reisebericht mitten drin ist. danke fürs mitnehmen auf die reise und ich bin gespannt auf den nächsten teil 🙂

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  2. gajako

    Ein wunderbar anschaulicher und vor allem liebevoller Bericht. Die Fotos dazu peppen alles wunderbar auf. Man ist irgendwie mittendrin.
    Und, ähm, was das nah am Wasser gebaut vor Rührung angeht … mir hat das Lesen vom Tuten der Schiffe schon gereicht, um mich überlaufen zu lassen. Ich liebe das zu hören, kann es aber eigentlich nicht ohne loszuheulen. Genauso wenig konnte ich mich übrigens immer an der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft aufhalten. Wie sieht das da bei dir aus?
    Ich bin schon voller Vorfreude auf den Bericht eurer nächsten Reisetage.

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    1. Hans-Georg

      Beim Willkomm-Höft ist der Zauber weg, das ist nur Routine:
      Vor vielen Jahren bei einer Übergabefahrt auf einem Frachter der Sietaswerft: „Wir wünschen gute Reise … bla bla bla“ – Eine Stunde später bei der eingehenden Passage: „Willkommen im Hamburger Hafen!“
      Das war’s dann für mich.

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  3. Annelie

    Danke für den tollen Bericht !
    Amsterdam im Regen ist wirklich sehr schade …. eine meiner Lieblingsstädte mit ihrem liebenswerten, prallen Charme.
    Lg und bin gespannt auf die Fortsetzung !

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    1. Hans-Georg

      Hallo Frau Mess. Hach, finde ich das nett, dass Sie einen kleinen Kommentar geschrieben haben. Danke!
      Sie hatten ganz bestimmt einen nicht unerheblichen Teil daran, dass die Reise auch für uns so schön war.

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