Nach Oslo in der Junior Suite


Es war dieses bereits unsere dritte Reise mit der „Color Magic“. Während wir die erste Reise vor zwei Jahren in einer Innenkabine unternahmen und die zweite Reise im vorigen Jahr in einer Aussenkabine, leisteten wir uns in diesem Jahr eine 5-Sterne Juniorsuite. Welche Annehmlichkeiten sich hinter den 5 Sternen verbergen, bemerkten wir erst im Verlauf der Reise. Doch ich berichte natürlich von vorn.

1. Tag
Nach dem gemeinsamen Frühstück mit unseren mitreisenden Nachbarn, erfolgte die Anreise von der kleinen Stadt an der Elbe in die Landeshauptstadt an der Förde mit dem Wagen. 20 Euro Parkgebühr für 3 Tage mag sich viel anhören, dafür hat man aber den Vorteil, dass man direkt am Schiff den Wagen abstellen kann.

Der Checkin erfolgte schnell und unproblematisch. Wie in den Jahren zuvor wurde die Bestimmung der Gutscheine erklärt. Ausserdem teilte uns die nette Dame mit – was wir schon wussten – dass wir das Frühstück im Oberservation Club auf Deck 15 einnehmen würden. Abschliessend wurden wir in die VIP-Lounge der Abfertigungshalle geschickt um dort auf die Einschiffung zu warten. Diese würde für uns vor der Einschiffung der „normalen“ Passagiere erfolgen. Rechtzeitig würden wir in der VIP-Lounge abgeholt und zum Einschiffungsgate gebracht werden.

In der VIP-Lounge erwarteten uns freie alkoholische und alkoholfreie Getränke. Mit Sekt stiessen wir auf eine schöne Fahrt an. Als es an der Zeit war, an Bord zu gehen, wurden wir von einem netten uniformierten Herrn zum Lift gebracht und von dort zum Sicherheitsgate. Bernd wurde erstmal rausgepickt und musste seinen Personalausweis vorzeigen und unsere Reisetasche durchleuchten lassen.

An Bord gingen wir natürlich direkt in die Kabine auf Deck 9 … und staunten nicht schlecht. Ein nett zurechtgemachtes Doppelbett, ein Sofa, ein Sessel und ein Tischchen mit einer Blume drauf erwarteten uns. Sogar ein elektrischer Hosenbügler war vorhanden.


Nachdem wir uns einen ersten Eindruck von unseren Zuhause für die nächsten beiden Nächte verschafft hatten, fuhren wir mit dem Lift zur Observationlounge um von dort aus die Ausfahrt aus der Kieler Förde zu beobachten.


Leider war es recht dunstig. Als es dann immer dunkler wurde und wir gar nichts mehr sehen konnten und unser Cocktailglas geleert war, schauten wir uns auf der Magic Promenade die diversen Shops an. An der Rezeption holte ich mir ein LAN-Kabel für den freien Zugang zum Internet für die Kabine von wo aus ich die erste kleine Meldung verfasste, bei einem Glas Wein aus der Minibar.

Vor dem Essen machten wir noch einen kleinen Ausflug auf das Sonnendeck. In dichtem Nebel fuhr das Schiff gen Oslo. Plötzlich erschreckten wir uns ganz fürchterlich. Vom Schiffstyphon erschall ein Nebelsignal. Wir befanden uns an der Südspitze der dänsichen Insel Langeland, der Einfahrt in den Grossen Belt. Dies ist eine Hauptschifffahrstroute in der Ostsee. Dementsprechend müssen alle Schiffe gewisse Sicherheitsvorschriften beachten. Dazu gehört auch die Reduzierung der Reisegeschwindikgeit.

Gegen 1800 Uhr erschienen wir im Grand Buffet um das Abendessen einzunehmen. Die angebotenen Speisen waren wir gewohnt von guter Qualität und sehr lecker. Ich hielt mich vorzugsweise an die Fischgerichte weil Bernd keinen Fisch mag und wir deshalb zu Hause keinen Fisch essen. Das grosse Dessertbuffet war wieder viel zu umfangreich um alle Leckereien zu probieren.


Später am Abend schauten wir uns die Show im Theater „Magic Show Lounge“ an. Wie in den vergangenen Jahren wurde uns wieder eine perfekte 45-minütige Gesangs- und Tanzshow präsentiert. Das Thema lautete Frankreich. Gut, die Musik traf nicht hundertprozentig meinen Geschmack. Aber die Show selbst war sehr professionell. Ich habe versucht, ein paar Eindrücke fotografisch festzuhalten. Das ist erlaubt, aber ohne Blitz. Deshalb sind die Fotos nicht so gut geworden.

Nach der Show spielte auf der Bühne eine Liveband zum Tanz auf. Und nun war Mumienschieben angesagt. Die durchweg relativ alten Passagiere liessen es sich nicht nehmen, auf die Tanfläche zu strömen um das Tanzbein zu schwingen.

Als wir in unsere Kabine kamen war das Bett soweit hergerichtet, dass wir nur hinenschlüpfen mussten. Auch die Vorhänge vor den grossen Bullaugen waren zugezogen worden. Aber die mussten wieder auf. Unsere Kabine war vorn im Schiff und es war nicht möglich, hineinzuschauen. Ausserdem schlafe ich nicht gern in völliger Dunkelheit.

2. Tag
Die Nacht war für mich nicht sehr angenehm. Die Geräusche der Belüftungs- und Klimaanlage und mein voller Magen störten meinen Schlaf. Wenn ich auf der Seite lag, konnte ich aus einem der beiden Bullaugen schauen. Irgendwann konnte ich Sterne sehen, nicht weil Bernd mich geschlagen hatte sondern weil der Nebel verschwunden war.

Um acht Uhr trafen wir uns zum Frühstück im Observation Club. Nur wenige Gäste waren dort anwesend. Das Personal war sehr nett. Draussen herrschte wieder Nebel und völlige Dunkelheit. Es war absolut nichts zu erkennen. Wir wussten zwar, dass wir bereits im Oslofjord sein mussten, zu sehen war aber nichts davon. Doch urplötzlich lichtete sich der Nebel und draussen tauchte eine kleine Küstenstadt auf, deren Häuser sich an die steile Küste krallten. Der Morgen graute und wir erkannten, dass überall Schnee lag. Teils waren die Fenster der Häuser erleuchtet. Das Bild, das wir sahen, wirkte wie eine kleine Stadt auf einer Modelleisenbahnanlage.


Als wir die Stadt passierten hatten, wurde es ganz langsam heller. Die ganze Landschaft war schneebedeckt und über das Wasser des Oslofjords zogen Nebelschwaden. Es sah aus, als würde es kochen und Dampf würde aufsteigen, ein Zeichen dafür, dass das Wasser wärmer war als die Luft.

Pünktlich um 1000 Uhr machte die „Color Magic“ am Liegeplatz fest und wir machten uns auf zum Landgang. Pullover und Winterjacke, Mütze und Stiefel taten gute Dienste. Es war kalt, sehr kalt.


Wenn man weiss, was und wohin man will, sind 4 Stunden Landgang durchaus genug. Entlang der Aker Brygge, der Hafencity von Oslo, vorbei am Rathaus und dem Parlament gingen wir zum Kaufhaus GlasMagasinet. Dort fanden wir zwar nicht das, was wir wollten, dafür aber endlich einen Leuchter für unser Wohnzimmer.

Der Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus war enttäuschend. Vielleicht lag es daran, dass ein grosser Teil des Sortiments in Zelten angeboten wird und man deshalb nicht erkennen kann, was es drinnen zu sehen und zu kaufen gibt. Andere Länder – andere Sitten eben. Auch der Weihnachtsschmuck der Geschäfte war enttäuschend. Nur hier und da deuteten ein paar Accessoires darauf hin, dass Weihnachten vor der Tür steht.

Kurz vor 1300 Uhr waren wir wieder an Bord und suchten uns einen Platz in der Observation Lounge. Um uns bei heisser Schokolade mit Bananenlikör und Rum aufzuwärmen, mussten wir noch 5 Minuten warten. Solche harten Sachen dürfen nämlich erst ab 1300 Uhr ausgeschenkt werden. Zur Abfahrt um 1400 Uhr bestellten wir uns dann einen Cocktail Pina Colada.

Beim Abendessen bemerkte ich, dass mein Appetit gegenüber dem Vorabend schon gebremst war. Ich stellte fest, dass eigentlich 3 Abende nötig wären, um wirklich alles mal zu probieren.

Das heutige Thema der Show im Theater war „Route 66“, also Amerika. Auch diese Musikauswahl traf nicht hundertprozentig meinen Geschmack. Doch die Show war wieder perfekt gemacht. Aufgrund der eingeschränkten Aufnahmebedingungen verzichtete ich darauf, Fotos zu machen.

Während eines letzten abendlichen Rundgangs ergatterten wir in einem der Geschäfte an Bord einen 61 cm hohen Weihnachtsmann. Da wir müde waren, begaben wir uns dann auch bald zur Nachtruhe. Das Bett war wieder zum Schlafen hergerichtet. Die Minibar war mit den Dingen aufgefüllt, die wir tagsüber verzehrt hatten, sogar saubere Gläser waren im Schrank.

3. Tag
In dieser Nacht habe ich besser schlafen können.

Das Frühstück wurde wieder im Observation Club auf Deck 15 serviert. Der Steward begrüsste uns wieder sehr freundlich und fragte gar nicht erst nach unseren Bordkarten.

Ein Brötchen – mehr war absolut nicht zu machen nachdem ich am Tag vorher ausser einem Brötchen noch ein wenig Rührei und auch 2 kleine Stückchen Kuchen zu mir genommen hatte.


Bevor wir in Kiel von Bord gingen, nahmen wir auf einem letzten Rundgang Abschied von „unserem“ Schiff. Langsam näherte sich die „Color Magic“ rückwärts dem Anleger während am Heck schon die Hafenflagge gehisst war.

„Color Magic“ – ein Schiff, das wir sehr schätzen, ja, ich würde sogar sagen, das wir lieben. Und vielleicht speisen wir ja beim nächsten Mal im Oceanrestaurant.

14 Gedanken zu „Nach Oslo in der Junior Suite

  1. Hans-Georg

    @Martin:
    Danke für die positive Rückmeldung.
    @Rich Rubin:
    Können täte ich schon. Nur wenn ich aufwache muss ich mich orientieren können und wissen, ob es draussen schon hell oder noch dunkel ist. Deshalb hasse ich auch diese blöden Jalousien und haben im Elbepenthouse darauf verzichtet.

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  2. Tim

    Hallo Hans-Georg!

    Schöner Bericht und fantastische Bilder vom Oslofjord! Nachdem Christoph und ich ja kürzlich unsere erste richtige Kreuzfahrt unternommen haben (soviel zum Thema “Mumienschieben” gg), weckte Deine See-Erzählung direkt schöne Erinnerungen… 2006 bin ich übrigens auch mal von Kiel nach Oslo gefahren, damals aber noch auf dem Vorgängerschiff “M/S Kronprins Harald”, das mit der “Color Fantasy” im täglichen Wechsel fuhr. Tja, falschen Wochentag erwischt, leider… 😉 Lustig übrigens, dass Bernd beim Einschiffen extra gefilzt wurde – wo er doch sooo böse ausschaut… lach

    LG an Euch 2!

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  3. Lutz

    Ich habe mit großem Vergnügen den interessanten Bericht über Eure kleine Kreuzfahrt gelesen.

    Beim “Mumienschieben” musste ich lachen. Es stimmt schon, dass meist nur ältere Leute auf den Kreuzfahrtschiffen mitfahren.

    Mich würde so eine Fahrt schon reizen, schliesslich kommen wir auch bald in das Alter… 😉

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  4. Hans-Georg

    @Lutz und Tim:
    Es lag wohl an der Jahreszeit, dass so viele Mumien an Bord waren. Ausserdem sind wir ja mitten in der Woche gefahren. Da mussten die jungen hübschen Kerle wohl arbeiten.
    Das hat natürlich auch den Vorteil, dass das Schiff nicht allzu voll ist.
    Tim, die Kronprins Harald fährt ja nicht mehr. Heute fahren die Color Fantasy und Color Magic im täglichen Wechsel. Die Fantasy kennen wir nicht. Sie ist aber etwas älter als die Magic. Und die Magic soll – wie uns berichtet wurde – netter sein.

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  5. annelie

    toller bericht!
    mich würd nur mal interessieren, ab wann ist mann/frau mumie? und wann beginnt das “mumien schieben” – möchte mich darauf einstellen, geschoben zu werden ;o)?

    lg
    anne

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  6. Bernie

    Huhu. Ein sehr plasitscher Bericht, excellente Bilder und eine noch viel spannendere Diskussion. Das Lesen macht von Anfang bis Ende Spaß. Ich lerne daraus, dass ich auf keinen Fall unter der Woche eine solche Tour machen darf und sich die Chancen auf die “jungen gutaussehenden Typen” zum Wochenende erhöhen ;-).

    Welcome back.
    Euer Bernie

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  7. Hans-Georg

    @Bernie:
    Nach unserer Einschätzung waren noch 2 schwule Paare mehr an Bord. Alter? Schwer zu sagen. Gut aussehend? Eine Frage des persönlichen Geschmacks.
    Grundsätzlich sei gesagt, dass wir diese Fahrten nicht machen, um hübsche Männer anzuschauen. Die findet man doch überall. Dafür muss man dann doch nicht so viel Geld ausgeben.

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  8. Hans-Georg

    @April:
    Ich bin ein wenig bestürtzt, dass du das so siehst. Es liegt mir völlig fern Menschen abzuwerten, ich habe das eher humorvoll genommen, muss allerdings zugeben, dass es schon grenzwertig ist. Ich hoffe aber, dass ich mich eines Tages als Mumie eine meine Art von Humor erinnern kann.

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  9. April

    Reiseberichte mag ich zwar sehr, aber … ‘Mumienschieben’ … das klingt mir zu abwertend. Ihr werdet auch mal alt. Bleibt ihr dann nur zu Hause? Dürft ihr dann nicht mehr auf die Tanzfläche?

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