Feiertage und Schiffahrt

Wenn sich etwas nicht verträgt, dann sind es Feiertage und Schifffahrt. So schön es auch ist, zwei Tage nicht ins Büro zu müssen, so nervig ist es, im voraus die Planungen unter Dach und Fach zu bringen und alles zu arrangieren. Pfingsten mit dem Montag als Feiertag geht ja noch. Ostern ist da schon was anderes. Freitag frei, Samstag frei und dann noch den Montag. Das sind vier Bürotage am Stück, in denen nichts zu machen ist.

Am schlimmsten ist es Weihnachten, besonders auch deshalb, weil es Länder gibt, z.B. Marokko, in denen heute am 1. Weihnachtstag gearbeitet wird. In anderen Ländern gibt es keinen 2. Feiertag. Wenn sich Weihnachten, so wie in diesem Jahr, an ein Wochenende anschliesst, muss alles bereits spätestens am Mittwoch der Vorwoche arrangiert werden, was sehr sehr nervenaufreibend ist, das sich innerhalb weniger Stunden durch Wettereinflüsse, Kranausfälle und technische Ausfälle an Schiffen alles wieder verändern kann. An Feiertagen, die in anderen Ländern keine sind, muss ich immer damit rechnen, dass ich telefonisch gestört und um Assistenz gebeten werde, wie z.B. heute Morgen beim Frühstück im Hotel, in dem meine Eltern und Bernds Mutter untergebracht waren.

Ein Kapitän, dessen Schiff in Nador (ein Hafen in Marokko) eine Ladung Bleikonzentrat übernehmen soll, meldete sich und teilte mir mit, dass die Ladung total nass ist. Dazu ist zusagen, dass Konzentrate gefährlich sind wenn sie zuviel Feuchtigkeit enthalten. Durch den Transport über See (Vibration im Schiff und Wellengang) kann das Konzentrat breiig werden. Wenn das Schiff durch Wellengan dann schaukelt, kann sich der Brei auf eine Seite des Schiffes verschieben. Das Schiff bekommt dann Schlagseite und kann schlimmstenfalls kentern und untergehen.

Ich hatte jetzt zu entscheiden, was zu tun ist während meine Mutter sich wunderte, dass ich heute („Es ist doch Weihnachten!“) gestört wurde. Ich beschied dem Kapitän, die Ladung auf keinen Fall zu laden und ich würde arrangieren, dass ein unabhängiger Besichtiger sich der Sache annimmt und feststellt, ob die Ladung für den Seetransport geeignet ist.

Nach dem Frühstück brachten wir Bernds Mutter mit dem Wagen nach Hause. Vorher wurde ich am Büro abgesetzt, wo ich die notwendigen Adressen hatte damit ich alles entsprechend arrangieren konnte. Ein Telefonat mit Casablanca, eine Email zur Bestätigung, ein Telefonat mit dem Kapitän – und alles war vorerst in der Reihe. Als ich fertig war, stand Bernd mit dem Wagen bereits wieder vor der Tür.

Während ich an diesem kleinen Bericht schreibe, bekam ich bereits wieder einen Anruf aus Marokko und musste darauhin mit dem Kapitän telefonieren. Der kümmert sich jetzt um das Ergebnis der Untersuchung der Ladung. Dann ruft er mich wieder an worauf entschieden werden muss, ob das Schiff ohne Ladung den Hafen wieder verlässt oder was sonst passieren soll, d.h. der Feierarbeitstag wird sich noch etwas hinziehen.

Frohe Weihnachten!

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