Zweisamkeit mit Cabrio, Kuchen, Pflanzen und einer Exministerin


Eine Familie zu haben ist schön.
Mit der Familie zusammen zu sein ist schön (jedenfalls bei uns ist es so).
Freunde zu haben ist schön.
Mit Freunden was zu unternehmen ist schön.
Gäste zu haben ist schön.
Zu Gast sein zu dürfen ist schön.

Wunderbar ist es, wenn man allein zu zweit mit seinem Partner was unternimmt. Wenn dazu das Wetter toll ist, man mit offenem Verdeck durch die Gegend fahren kann, ohne Zeitdruck – gibt es was schöneres? Vielleicht. Aber für uns war heute ein so wunderbarer Tag.

Mittags machten wir uns auf den Weg über die A1 in Richtung Ostsee. Unser Ziel war das Palmenhaus-Café in Sierhagen in der Nähe von Neustadt/Holstein. Ich hatte vor mehr als einem Jahr durch Zufall davon in einer Sendung des N3-Fernsehens erfahren. Seither war es ein Wunsch von mir, das Café zu besuchen, das wegen seiner hausgmachten Torten und Kuchen viel gerühmt wird, u.a. von der Zeitschrift „Der Feinschmecker“.

Es war nicht ganz einfach, die kleine Ortschaft zu finden. In unserem Navisystem ist sie nämlich nicht enthalten. Zum Glück hatte ich mir die Wegbeschreibung ausgedruckt, die leider nicht ganz eindeutig ist. Nachdem wir zuerst die falsche Autobahnabfahrt genommen hatten, zwei mal am Hansapark vorbeigefahren und dann wieder auf die Autobahn gefahren sind, diese an einer anderen Abfahrt verlassen hatten, kamen wir endlich in die gewünschte Richtung. Doch bevor wir in Sierhagen ankamen, landeten wir erst mal auf Gut Hasselburg.

Sind wir hier richtig? Vor dem Torhaus stellten wir den Wagen ab und schauten uns um. Nein, vom Palmenhaus war nichts zu entdecken. Trotzdem war es schön, hier kurz angehalten zu haben und diese alte Gutshofanlage ein wenig zu besichtigen.

Über eine äusserst enge und kurvenreiche Strasse machten wir uns weiter auf die Suche. Endlich waren wir in Sierhagen. Ein Hinweisschild leitete uns zum Parkplatz. Wenig später standen wir vor dem langersehnten Palmenhaus-Café. Die Aussenplätze waren bei dem schönen Wetter alle belegt. Deshalb suchten wir uns einen Platz im Palmenhaus, das durch die grossen Fenster lichtdurchflutet ist.

Die Kuchenauswahl war schnell getroffen: Für Bernd ein Stück Eierlikörtorte, für mich ein Stück Himbeer-Käsesahne-Torte, dazu jeweils ein Kännchen Schokolade mit Sahne. Wir bekamen grosse Augen als der Kuchen serviert wurde. Es lagen nämlich riesige Stücke auf dem Teller. Sowas gibt’s es sonst wohl kaum. Nicht nur optisch, nein, auch geschmacklich war der Kuchen ein Genuss. Leider waren unsere Mägen ziemlich voll nachdem wir die Leckerei verzehrt hatten. Viellicht hätten wir sonst noch einen Eisbecher bestellt.

Direkt neben dem Café befindet sich die Gärtnerei von Gut Sierhagen. Ich bin ja nicht nur begeisterter Kuchenfan sondern auch sehr interessiert an allem, was mit Gärten und Pflanzen zu tun hat. War ja klar, wie Bernd richtig vermutete, dass ich mich da noch umsehen wollte.


In zwei Gewächshäusern werden Pflanzen und Geschenkartikel angeboten. Der Aussenbereich macht einen sehr urwüchsigen Eindruck, nicht alles so akkurat wie im Gartencenter, was im ersten Moment etwas unordentlichen aussieht. Auch die Pflanzen sehen nicht so frisch und stark aus wie im Gartencenter. Allerdings muss man sein Wahrnehmungsvermögen etwas umstellen, weg vom Gartencenter, weg von schneller Aufzucht. Wenn man hier länger verweilt merkt man, dass es hier wunderbar duftet, sieht man, dass hier Kräuter angeboten werden, die es im Gartencenter in dieser Vielfalt nicht gibt. Es ist eben noch – oder wieder so? – wie es früher war.

Da ich eine Frage zum Lavendel auf unserem Balkon hatte, begab ich mich in eins der Gewächshäuser um eine dort tätige Dame um einen Rat zu bitten. Neben mir stand eine Dame, die mir irgendwie bekannt vorkam. He, das ist doch die, wie heisst sie noch, unsere ehemalige Verbraucherschutzministerin! So sehr ich mich auch anstrengte, ich kam nicht auf ihren Namen. Da sie gerade ihre Einkäufe bezahlte, was etwas Zeit in Anspruch nahm, ging ich raus zu Bernd um ihm zu erzählen, wer da drin steht. Er hatte es bereits registriert, kam aber auch nicht auf ihren Namen. Ich ging wieder hinein. In dem Moment nahm Frau Künast einen Topf mit Basilikum und stellte ihn zu den anderen Waren. Und in dem Moment wurde mir bewusst, in was für einer Gärtnerei ich mich befand: Ich habe noch nie einen so intensiv riechenden Basilikum bemerkt. Hier wird alles noch so angebaut, wie man es früher gemacht hat und nicht auf die Schnelle in Substrat hochgezogen.

Das nahm ich zum Anlass, eine kleine Bemerkung in den Raum zu werfen. Und schon waren wir drei, Frau Künast, die Mitarbeiterin der Gärtnerei und ich, in ein kleines Gespräch verwickelt. Ich bedauerte sehr, dass mir der Name immer noch nicht eingefallen war. Wenige Augenblicke später war unsere Exministerin mit ihren Einkäufen verschwunden und ich bekam eine Beratung bezüglich unseres Lavendels, woraufhin ich natürlich noch eine Lavendelpflanze kaufte.

Wir machten uns langsam auch auf den Heimweg. Über Neustadt nach Haffkrug, auf der Strandstrasse entlang nach Scharbeutz, was mit enem Cabrio doppelt so viel Spass macht als mit einem geschlossenen Auto. Dann nach Timmendorfer Strand und weiter nach Niendorf/Ostsee.

In Niendorf zeigte ich Bernd die kleine Siedlung, in der ich in den 60ern zusammen mit meiner Cousine bei unserer Grossmutter viele Ferientage verbrachte. Sie hatte sich dort ein kleines Ferienhaus gekauft. Es steht immer noch so da wie damals. Nach dem Tod von Oma hat die Familie es verkauft. Erinnerungen an die damalige Zeit wurden wach, von denen ich Bernd während der Weiterfahrt über die Landstrasse nach Warnsdorf, am Hemmelsdorfer See entlang zum Waldhusener Forst bei Lübeck erzählte. Kurz darauf saugte uns die Autobahn Richtung Hamburg auf.

Usprünglich hatte ich geplant, heute etwas aus unserem neuen Kochbuch zu kochen bzw. zu backen („Backen mit Olivenöl). Da das Wetter aber so spätsommerlich schön war, hatten wir uns entschlossen, noch mal zu grillen. Wer weiss – vielleicht war es das letzte Mal in diesem Jahr. In den nächsten Monaten werde ich noch genügend Gelegenheiten haben, neue Rezepte auszuprobieren.

Zweisam klang dieser wunderbare Tag vor dem Fernseher auf dem Sofa aus, wo mir alsbald die Augen zufielen.

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