Abschied

Herr S. war bereits vor Ort als ich mit den Taxi eintraf. Er machte gerade die Fotos für sein Gutachten. Nach der eingehenden äusserlichen Besichtigung unseres Autos sagte er zu mir: „Ich würde sagen: Friede seiner Asche.“ Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Ich hatte ja bereits angenommen, dass es ein Totalschaden ist und es war auch unser Wunsch, dass es so ist – aber wenn das Einer mit solchen Worten verkündet, ist es schon merkwürdig.

Der Deckel vom Kofferraum liess sich ohne Gewalt nicht öffnen. Herr S. lieh sich eine ca. 2 m lange Brechstange: „Es kommt nicht mehr drauf an, noch was kaputt zu machen“. Aber es tat weh wie er gewaltsam versuchte, den Deckel aufzubekommen. Es war nicht ganz einfach, es war, als wenn sich der Wagen sträubte. Innen herrschte das Chaos. Die Heckscheibe war in tausend kleine und kleinste Stücke zersplittert, eine Flasche vom Pannenset war durch die Styroporverpackung gebrochen und steckte in der Hülle. Beide hatten wir kleine Schnittverletzungen, Herr S. weil er die Stoffabdeckung des Kofferaumbodens entfernte, ich weil ich ein paar Dinge noch heraushaben wollte.

Bei unser abschliessenden Unterhaltung meinte Herr S., dass er selbst nach einer fachgerechten Reparatur mit diesem Wagen nicht mehr fahren würde. Er erklärte mir das weitere Prozedere: Ermittlung der Reparaturkosten, Ermittlung des Restwertes, einholen von Angeboten für den Ankauf usw. Dann fuhr er den Wagen wieder – ja, er fuhr noch – rückwärts in die Halle. Hinten kreischte und quietschte es, wie ein letzter Aufschrei.

Alles nur Blech und Technik, trotzdem bin ich traurig.

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